Fünf

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- Harry -

„Verdammt Harry!", tönt Martins Stimme durch den kleinen Raum. „Das hier ist, zu unser aller Freude, das letzte Konzert in diesem Jahr und ich hoffe, dass sich dieser sinnlose Mist im nächsten wieder legt. So geht es nicht weiter!"

Ich mache mir nicht die Mühe den Kopf zu heben und starre weiterhin auf mein Handy. Das Management und ich sind zur Zeit nicht wirklich einer Meinung und Martin und ich geraten ständig aneinander. Diese kleine Predigt von ihm ist also nur ein weiteres seiner vielen Selbstgespräche, denen ich nur halbherzig zuhöre.

Am liebsten hätte ich mich bereits im letzten Monat von ihnen getrennt und allesamt zum Teufel gejagt, doch mit all den Klauseln und Gesetzen dieser Welt ist das nicht so leicht. Meine Anwälte hatten mir dazu geraten, die Tour durchzuziehen und mit ihnen zusammen zu arbeiten, andernfalls könnten das alles ziemlich schmutzig werden. Das heißt aber nicht, dass ich mich mit ihm verstehen muss.

Wie sollte ich auch mit jemandem zusammenarbeiten, der im Gegenzug nicht mit mir arbeitet und an einer guten Lösung für alle Beteiligten interessiert ist?

Alles worum ich geben hatte, war Hannas Adresse und ihre E-Mail oder Handynummer, doch bekommen habe ich nichts. Ständig wimmelt man mich mit der Begründung ab, dass es unklug sei die Frau zu kontaktieren, die mich gestalkt hat und dass die Glaubwürdigkeit der Geschichte darunter leiden würde. Dass ich von vorn herein gegen diese Story war und wir stattdessen einfach dazu hätten Stellungen nehmen und als offizielles Paar dazu stehen können, interessierte heute keinen mehr. Natürlich hält man sich als Management Firma streng an die eigenen Regeln, weshalb jede weitere Diskussion sinnlos ist.

„Harry?", dringt Martins Stimme zu mir durch. „Bist du noch drauf? Oder bist du bei klarem Verstand und hörst mir zu?"

„Ich bin weder auf Drogen, noch nehme ich welche!", zische ich.

Martin lacht gekünstelt und sammelt ein paar Ordner zusammen. „Natürlich. Ihr Promis ballert euch ja nicht ständig irgendwelche scheiße rein."

„Wage es nicht, noch einmal so über Harry zu reden!" Mitch, der bis eben noch gelassen neben mir gesessen hatte, steht auf und macht einen Schritt auf den kleinen Mann zu. „Nur weil du meinst du managst hier alles, bist du noch lang nicht-"

„Was willst du dagegen tun? Mich zurück ins Büro befördern, wie Nathalie? Nur zu, lasst diese lächerliche Tour weiter den Bach runter gehen. Mal davon abgesehen, dass deine Meinung hier niemanden interessiert", unterbricht ihn Martin. „Du bist nur ein Anhängsel, das geduldet wi-"

„Ich bin was?", schreit Mitch und macht einen weiteren Schritt auf ihn zu. „Du glaubst doch nicht, dass die gequirlte scheiße aus deinem-"

„Hey!" Lou wirft die Tasche, die sie eben in der Hand gehalten hat auf den Tisch und baut sich zwischen den beiden Männern auf. „Jetzt kommen wir alle mal wieder runter! Ab morgen sehen wir uns erstmal nicht mehr und jeder kann sich wieder aufraffen. Bekommen wir den Abend heute also bitte noch ohne Zwischenfälle gebacken?"

Ich kneife automatisch die Augen zusammen, nicke dann aber und beobachte, wie Lou Mitch zurück zum Sofa schiebt und er schnaubend neben mich plumpst.

„Wieso nimmst du das alles einfach hin?", fragt mein Freund und mustert mich unverständlich.

Unwillkürlich zucke ich mit den Schultern und scrolle weiter durch Instagram. Schon zum tausendsten Mal suche ich nach dem Profil von Hanna Mayer, doch ich finde sie nicht. „Wir sind vertraglich aneinander gebunden. Ich muss es akzeptieren."

„Suchst du schon wieder nach ihr?", fragt er und schielt mir über die Schulter. „So geht das nicht weiter. Ich kann dich nicht länger so sehen Harry."

Ja, Mr. StylesWhere stories live. Discover now