Zwei

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- Harry -

Mein Blick ist verschwommen, als ich mich langsam vom Bett aufrichte und ins Badezimmer taumle. Ich mache mir nicht die Mühe, die Tür hinter mir zu schließen, während ich mich mit der linken Hand an der Wand abstütze und mit der rechten versuche die Toilette zu treffen. Das beruhigende plätschern von Wasser auf Wasser ertönt, während ich die Augen schließe und versuche den Schwindel zu ignorieren.

Unwillkürlich spüre ich Brechreiz aufkommen und schmecke einen säuerlichen Geschmack im Mund, bevor sich der Alkohol einen Weg hinaus aus meinem Magen bahnt.

Hustend lehne ich den Kopf an die Wand neben meiner Hand und starre in die Schüssel. Mein Kreislauf spielt verrückt, denn es sieht fast so aus, als würde sich das Wasser darin drehen und einen kleinen Strudel verursachen, der bei mehrmaligem blinzeln aber nicht mehr da ist.

Ein Keuchen dringt zu mir durch, welches ich nach kurzem überlegen als mein eigenes identifiziere. Für einen Moment schließe ich die Augen und versuche mich zu sammeln, bis ich mich von der Wand Abstoße und nach rechts wanke. Auf dem Weg zum Waschbecken räume ich die vom Hotel bereitgestellten Badsachen ab und lache laut über meine eigene Dummheit und die Tatsache, dass ich schon wieder so viel getrunken habe. Diese Woche ist es bereits der dritte Abend in folge und wir haben erst Donnerstag früh.

„Alles in Ordnung?", höre ich die Stimme einer Frau, die mir nicht gleich bekannt vorkommt. Dumpf erinnere ich mich an ein belangloses Gespräch mit ihr, welches wir in der vergangenen Nacht geführt hatten.

„Bestimmt", murmle ich, während ich versuche die Seife in meinen Händen zu verteilen.

Die Blondine taucht in meinem Blickfeld auf und betätigt die Klospülung, bevor sie sich an die Wand zu meiner linken lehnt und die Arme vor der nackten Brust verschränkt.

Genervt von ihrer Anwesenheit drehe ich den Kopf und starre sie an. Zweifellos ist sie schön und ihr gesamtes auftreten ein Segen, doch sie ist nicht sie. Sie ist nicht Hanna. Die Frau vor mir hat weder dieses strahlen in den Augen, noch ihre perfekten Gesichtszüge und ihr Aussehen.

„Du hast ganz schön gebechert letzte Nacht", sagt die Fremde, mit ihrer viel zu tiefen Stimme. Auf gewisse Weise besteht schon etwas Ähnlichkeit. Sie hat dieselbe Haarlänge, eine ähnliche Farbe und annähernd so einen grünstich in den Augen. Vielleicht ist das auch genau der Grund, weshalb ich sie mit auf mein Zimmer genommen habe.

„Mhm", brumme ich und versuche den Wasserhahn aufzudrehen. „Hatten wir Sex?" Meine Stimme klingt trocken und unbeeindruckt und trotz des vielen Alkohols in meinen Adern weiß ich, dass die Fremde mein Verhalten sicher nicht verdient hat.

„Wow", presst sie schnaubend hervor. „Du bist wirklich ein richtiges Arschloch.

„Steht's bemüht", murmle ich und greife nach dem Handtuch.

Die Blonde verschwindet aus dem Badezimmer und ich höre laute Geräusche von nebenan. Wahrscheinlich sucht sie ihren Scheiß zusammen um dann endlich zu verschwinden. Seit wann bin ich auch so dämlich und lasse die Frauen die ich abschleppe über Nacht bleiben?

„Hey", sage ich, als ich ins Schlafzimmer taumle und sie, bereits angezogen, in ihrer Tasche kramt. Sie trägt ein ziemlich knappes schwarzes Kleid, das förmlich nach One Night Stand schreit und die hochhackigen Schuhe machen ihre langen Beine noch schöner. „Hast du den Wisch unterschrieben?"

Die Blonde verdreht genervt die Augen, nickt aber und deutet auf meinen Schreibtisch. Ich erkenne den Zettel, der sie daran hindern soll, jemals über das was in dieser Nacht zwischen uns passiert ist zu sprechen und nicke zufrieden.

Ja, Mr. StylesWhere stories live. Discover now