2.1 Past Ways

37 5 0
                                    

Eine geschätzte Woche später sitze ich tatsächlich mit meinem Arsch in einer der Fernsehanstalten in Seoul und werde in einigen Minuten mit Hoseok und Yoongi interviewt.
Das erste mal seit drei Jahren bin ich wieder in Korea, das erste mal seit drei Jahren spreche ich wieder wirklich viel koreanisch und obwohl es für mich am Anfang ein wenig ungewohnt war, bekomme ich es jetzt wieder ziemlich gut hin.
Auf dem Flug von Amerika nach Südkorea, haben wir drei die ganze Zeit damit verbracht unsere Muttersprache wieder auf den Damm zu bekommen und haben uns dabei mehr als nur amüsiert.
Es ist echt krass das die eigene Muttersprache so einrosten kann, wenn man sie Jahre nicht mehr, oder nur kaum nutzt.
Klar habe ich mit meinen Eltern auf Koreanisch geschrieben und Telefoniert, aber das waren meistens nur einfache Dinge und nie ziemlich ausgefeilte Antworten für ein Interview.

Puder wird nicht grade wenig über mein Gesicht verteilt und zwei Hände wuseln in meinen lilanen Haaren herum, um sie irgendwie zu richten und mich gut aussehen zu lassen.
Yoongi auf dem Stuhl neben mir ergeht es nicht anders.
Hoseok dagegen ist mit Maske und Frisur schon durch und lümmelt auf einem der Stühle, als gehöre ihm der ganze Schuppen hier.
Ein wenig nervös friemle ich an meinem Armband herum.
An ihm sind kleine silberfarbene Anhänger, die meinen Koja zeigen und ein kleines Schaf mit einem Schal.
Das Armband gibt es in diesem Format genau zwei mal.
Eines gehört mir, das andere meinem alten besten Freund Jin, der heute, laut den Angaben meiner Mutter tatsächlich in Seoul lebt und arbeitet.
Die Adresse wollte sie mir noch besorgen und hat mir mit einem Zwinkeremoji dazu geschrieben, dass wir uns wieder anfreunden sollten, nach dem wir so lange keinen Kontakt mehr hatten.
Sie konnte das leichter schreiben, als es für mich umzusetzen war.

Eine der Stylistinnen, die mir durch die Haare fährt, scheint ihren Job erledigt zu haben und verbeugt sich höflich, bevor sie irgendetwas murmelt, was ich nur halb wahrnehme und sie aus dem Raum eilt und nicht mehr wieder kommt.
Die andere mit dem Puder ist ebenfalls fertig und verabschiedet sich so wie ihre Kollegin.
Als auch sie weg ist, betrachte ich mich etwas genauer im Spiegel und schmunzele.
Meine Haut sah seit langem nicht mehr so ordentlich bepudert und geschminkt aus.
Ich kann keine einzige Unreinheit auf meiner Haut erkennen, sie sieht aus, als wäre ich einer dieser perfekten K-Pop Stars.
Dabei fing meine Karriere ganz anders an.
Klar war ich Koreaner und groß in der Welt der Musik, aber mit K-Pop hatte ich nie etwas am Hut, selbst wenn es eigentlich zu meiner Kultur gehören sollte.
Mein Erfolgsweg fing mit einem kleinen Casting bei Universal Music in Los Angels an. Durch Zufall sind sie an mein damaliges Soundcloud Konto geraten und haben über meine Musik drüber gehört, bevor sie mir ein Angebot geschickt haben, bei dem die Chance bestand groß raus zu kommen.
Eigentlich hatte ich bis dato nach der Schule vor mit Jin gemeinsam zu studieren und irgendwann eine Karaokebar zu eröffnen, wenn wir dann das Geld dafür zusammen kriegen würden, aber mein wirklicher und heimlicher Traum war dennoch immer berühmt zu werden, mit der Musik die ich kreierte und zusammensetzte und dem war ich schließlich auch nachgegangen.
Und wie der Zufall es wollte, waren Hoseok und Yoongi, ebenfalls Koreaner, auch in dieses Casting geraten und wir hatten uns auf anhieb verstanden und es alles andere als auf die leichte Schulter genommen es bis zum Endausscheid zu schaffen und jetzt waren wir hier.
Fast sieben Jahre später mit einer passablen Karriere an der Spitze des Musikbusiness und auf den größten Bühnen der Welt.

"In fünf Minuten geht es los."
Der Programmmanager platzte in den Raum.
Er hatte sich bei unserem Ankommen vor einer guten Stunde hier vorgestellt, aber ich hatte seinen Namen zu schnell wieder vergessen.
Die letzten Stylistinnen von Yoongi scheuchten aus dem Raum und ließen uns noch für einen kurzen Moment allein.
"So sehr ich dieses Land mag, ich hasse es, dass sie mit der Schminke übertreiben müssen."
Unzufrieden rieb sich Yoongi über das Gesicht und schimpfte grummelnd über die ganze Chemie die sich jetzt in seine Haut einzog und sie zerstören würde.
Ich lachte nur, warf dem blauen Kuscheltier rechts von mir einen Blick zu und drehte mich dann zu ihm.
"Freu dich doch, dass sie dich so jung aussehen lassen. In Amerika hattest du den Anschein ganze zehn Jahre älter zu wirken." scherzte ich und schob mich aus meinem Stuhl hoch.
Yoongi besah mich mit einem Blick, der hätte ganz Asien ausschalten können, würde er an die Öffentlichkeit geraten.
Hoseok konnte darüber nur lachen und betrachtete sein Abbild ebenfalls im Spiegel.
"Ich sehe aus wie sechzehn und nicht wie sechundzwanzig." grinste er begeistert.
"Wir sollten uns geschmeichelt fühlen, dass wir so gut geschminkt wurden." hing er an und tätschelte Yoongi die Schultern, als er ebenfalls aufstand.
"Ich sehe aus wie ein kleines Mädchen." brummte der dritte von uns und verzog säuerlich das Gesicht.
"So benimmst du dich auch manchmal." zog Hoseok ihn auf und stürzte dann an mir vorbei aus der Gaderobe in den Flur, als Yoongi ihm nachschoss.

AgainWhere stories live. Discover now