3.2 Just A Little Surprise

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Ich war mehr als erleichtert, als ich am späten Nachmittag das Cafe verlassen und wieder nach Hause konnte, als meine Schicht zu Ende war.
Doch würde mich da nicht meine geliebte Ruhe empfangen, sondern meine kleine Schwester, die mir wieder damit auf die Nerven ging, dass sie nicht auf dieses Konzert heute gehen dürfte.
So wie ich mich kannte, würde ich dann nur über reagieren und sie würde damit argumentieren, dass ich nicht auf sie abschieben sollte, dass ich etwas gegen Namjoon hatte.
Außerdem hätte er sie eh nicht in der Menge aller Konzertbesucher erkannt, da sie sich erstens in den letzten sieben Jahren total verändert hatte und zweitens er andere Gedanken hatte als die kleine Schwester seines damaligen besten Freundes im Publikum zu suchen.
Außerdem würde er von der Bühne aus bestimmt keine Gesichter erkennen können oder nicht sonderlich viel darauf geben, wer ihm zujubelte.
Dennoch wollte ich sie nicht gehen lassen Seoji könnte von den Massen an Menschen zertreten werden, außerdem war sie noch nicht volljährig und ich schon, was heißt, dass meine Eltern und ich dann eine Anzeige wegen Aufsichtsrechtsverletzung am Arsch hatten und das wollte ich vermeiden, klar könnte ich mit gehen, aber mir war nicht wirklich danach Namjoon nach diesem Nachmittag auf seinem Konzert in die Augen zu sehen.
Mein Geld war, seit der Creme die sie haben wollte, eh knapp bemessen, also konnte sie die Karten so erst recht vergessen und außerdem war dieses blöde Konzert ausverkauft.

Andere Mädchen in ihrem Alter suchten sich kleine Jobs um an ihr nötiges Geld zu kommen, nein Seoji musste den ganzen Tag auf dem Sofa hocken und in ihrer Fanwelt hängen.
Fanfiktion lesen, auf Tumblr, Twitter oder Instagram ständig irgendwelche Bilder ihrer Lieblinge hochladen und zwischendurch vielleicht mal n bisschen Hausaufgaben oder Lernen, wenn sie Muße dazu hatte. So ungefähr sah ihr Tag aus, wenn sie nicht grade mir auf die Nerven ging oder zu laut Musik hörte, dass sich die Nachbarn schon darüber beschwerten.

Da ich keinen Bock hatte nun auch noch auf die Straßenbahn zu warten und ich mir zur Abwechslung auch mal was gönnen wollte, rief ich mir ein Taxi.
Während ich darauf wartete, kam ich mit meinen Gedanken nicht daran vorbei, dass Namjoon heute einfach im Cafe aufgetaucht ist und ich so fatal dämlich war und so getan hatte, als würde ich ihn nicht erkennen.
Dabei hatte er unschwer gemerkt, dass ich gesehen hatte, wer vor mir stand.
Und obwohl er hätte von den anderen erkannt werden können, legte er seine ganzen Maskierungen ab, nur um mir wohl beweisen zu wollen, dass er es tatsächlich war.
Er hatte mich mit meinem Namen angesprochen und ich hatte mich wie der größte Idiot überhaupt benommen.
Aber was hätte ich den tun sollen? 
Ihm in die Arme springen und mich ohne Hemmungen darüber freuen, dass er nach Jahren einfach wieder in meinem Leben aufgetaucht ist, ohne dass ich danach gefragt hatte?
Mir ging es gut ohne ihn, bestens.
Aber dann musste er ausgerechnet in das Cafe rauschen, in dem ich arbeitete, dabei gab es tausende Cafés in Seoul, die er hätte aufsuchen können und in dem er mir nicht begegnet wäre.

Sich jetzt noch darüber aufzuregen würde nichts bringen, aber er hatte noch immer dieses Armband mit den Abbildern von unseren Kuscheltieren.
Ich wusste nicht wie ich das auffassen sollte.
Hatte er es nur noch, weil es ein Geschenk war und es einfach so ohne Sinn trug, oder weil er wusste was es damit auf sich hatte und wie viel es uns als Kinder bedeutet hatte es zu tragen.
Wie ein Messer stachen sich die Erinnerungen unserer Kindheit in mein Herz.
Da war alles noch so selbstverständlich, dass wir nebeneinander auf dem Sofa gehangen haben und dicht an dich kuschelten, als wäre es nichts schlimmes, als wäre es normal, alltäglich.
Doch je älter wir wurden, umso seltener wurde es und ich fing an zu merken, dass mit mir etwas nicht stimmen konnte, wollte es aber nicht wahr haben. Irgendwie fing es an, dass mir dieses Kuscheln fehlte.
In Namjoons Nähe wurde mir aufeinmal immer so komisch kribbelig und ich wusste nie was damit anzufangen, weil es bei niemandem anderen passierte, außer bei ihm.
Das habe ich ihm natürlich nie erzählt, wie würde das denn rüberkommen?
Ich war einfach noch nicht in der Lage dieses Kribbeln zu deuten.
Es war eine ganze Weile einfach nur da und wollte einfach nicht verschwinden.

AgainWhere stories live. Discover now