1 8 g t h t e e n : Mehl überall

34 5 2
                                    

"Du kannst deine Tasche einfach da abstellen", höre ich Alec sagen und nicke einverstanden. Nachdem ich Jacke, Schuhe und Schal von mir gelegt habe, setze ich meine Tasche auf den Boden und folge ihm ins Wohnzimmer, das einen einladenden Eindruck auf mich macht. Es ist hell gehalten. In der Mitte steht ein großes, kuscheliges Sofa und an der Wand hängt ein riesiger Fernseher, darunter eine kleine TV-Bank.

"Wo ist Charles?", frage ich ihn und schaue ihm dabei zu, wie er seinen Hausschlüssel auf den Küchentresen legt. Da sie eine offene Küche haben, werden die beiden Räume nicht voneinander getrennt. 

Er sieht sich einen Moment um, ehe er seine Schultern nach oben zieht und beginnt auf seiner Lippe herum zu beißen. "Vermutlich ist meine Mutter mit ihm draußen. Oder er schläft oben."

"Deine Mutter ist Zuhause?", frage ich ihn mit großen Augen. "Aber dann bemerkt sie doch, dass wir nicht in der Schule sind."

Er schnauft nur auf, als würde es ihn nicht interessieren. "Kann es dir jemand verübeln, nach dem Mist, den Jonny sich vorhin getraut hat zu sagen?"

"Ich sollte trotzdem nicht einfach abhauen. Das zeigt nur, dass er mich unterkriegen kann", sage ich unsicher und spiele an meinen Fingern herum.

"Es ist egal was er denkt. Das hat nichts mehr mit unterkriegen oder Spielen zu tun. Das ist einfach komplett daneben und du solltest es melden", teilt er mir seine Meinung mit, als er sich an den Tresen anlehnt und mich dabei nicht aus den Augen lässt.

"Du solltest deine Hand verarzten", sage ich und lenke das Thema um. "Die sieht nicht gut aus."

"Wie sieht dein Herz aus?", fragt er mich mit ruhiger Stimme. "Das hat vorhin auch einiges abbekommen, aber darum willst du dich nicht kümmern."

Ich seufze nur leise auf, ehe ich meinen Kopf schüttele. 

"Charly", setzt er an und kommt auf mich zu. "Du darst dir so etwas nicht gefallen lassen. Was er gesagt hat ist unverzeilich."

"Ich weiß", stimme ich ihm nach kurzem Zögern zu. "Das weiß ich doch. Aber -"

"Nichts aber", unterbricht er mich sofort und legt seine Hände auf meine Oberarme. "Du denkst doch nicht, dass an seinen feigen Sätzen irgendetwas der Wahrheit entspricht?"

"Ich möchte einfach nicht drüber reden, schätze ich", blocke ich kopfschüttelnd ab und starre auf den Boden. Ich merke, wie er sich anspannt und wünschte, ich könnte die peinliche Stille sofort verscheuchen. "Lass mich einfach deine Hand verarzten. Als Danke, dass wenigstens du zugeschlage hast."

Er versteht, dass ich nicht weiter darüber reden will, also nickt er seufzend und trottet zum Esstisch, um sich auf einem Stuhl fallen zu lassen. "Das Kühlpack ist im Gefrierschrank."

Verstehend nicke ich und hole es, um mich später neben Alec zu setzen und es vorsichtig auf seine angeschwollenen Knöchel zu drücken. 

"Deine Hand ist auch noch nicht ganz abgeschwollen", bemerkt er schmunzelnd und zeigt überflüssigerweise sogar noch darauf.

"Stimmt", sage ich kichernd und fahre kurz über den leichten, blauen Fleck, der noch geblieben ist.

Ohne, dass ich es ahnen kann, nimmt er auf einmal meine verletzte Hand in seine und drückt meine Finger ohne etwas zu sagen, zu einer Faust zusammen. Die Wärme, die von ihm ausgeht fühlt sich an wie ein Licht mitten im Sturm. Stumm grinsend bildet er selbst eine Faust und drückt unsere beiden Fäuste gegeneinander, als würde man sich abklatschen.

"Ghettofaust darauf, dass wir Jonny geschlagen haben", lacht er leise.

"Darauf kann man eigentlich anstoßen", murmele ich nur und lächele bei dem Anblick. "Deine sieht aber um einiges schlimmer aus."

Tumblr said ...Where stories live. Discover now