6 i x : Traust du dich?

52 8 9
                                    

Das vergangene Wochenende geht mir immer noch durch den Kopf, als ich mich am Montag Morgen mit müden Füßen durch die Gänge der Schule schleife und mal wieder zu spät zu meinem ersten Kurs komme. Da es nur Geographie ist finde ich es zwar nicht so schlimm ein paar Minuten zu verpassen, allerdings weiß ich genau, dass mein Lehrer es anders sehen wird. Es ist fast jede Woche das gleiche Theater und wie jede Woche habe ich keine Lust auf die Standpauke meines alten, knausrigen Lehrers.

Ich versuche es wirklich, rechtzeitig zu kommen, aber meine Großeltern verschlafen meistens selbst den Wecker und wecken mich somit nicht. Da ich keinen eigenen Wecker habe und mein Handy nicht als solchen benutzen will, bleibt das Resultat gleich.

Tief durchatmend öffne ich die Türe und versuche mich so leise wie möglich auf meinen Stuhl in der zweiten Reihe zu schleichen. Wie immer klappt es nicht und ich darf mir die Standpauke anhören, die ich bereits auswendig kenne. Das ist wohl der einzige Moment, in dem ich wirklich in der Klasse auffalle.

Insgesamt vergeht der Tag bis zur Mittagspause schleppend. Durch meine Fächer hindurch suchen meine Augen immer wieder nach der Uhr im Klassenzimmer, die mir allerdings nicht das erhoffte Ergebnis mitteilt.

Zwar weiß ich nicht genau, aber irgendwie schaffe ich es doch bis zur langersehnten Pause. Nachdem ich einige Bücher in meinem Spind abgelagert habe, mache ich mich gerade auf den Weg zur Bücherei, als Alec mir plötzlich lächelnd entgegenrennt.

"Charly! Da bist du ja!", spricht er mich gut gelaunt an und bringt mich somit dazu ihn verwundert anzugucken. Er hat nach mir gesucht? Wieso hat er nach mir gesucht?

Ich unterdrücke meinen ansteigenden Herzschlag und frage ihn stattdessen freundlich was es gibt.

"Wo bleibst du?", fragt er mich.

"Wo soll ich denn bleiben?", verstehe ich nicht ganz und schultere meinen Rucksack, nachdem ich ihn etwas geleert habe.

Alec lehnt sich leicht gegen meinen Spind und legt seinen Kopf schief, während er mich anblickt. Diese dummen Augen!

"Wo wolltest du denn gerade hin?", stellt er mir eine neue Frage, ohne auf meine einzugehen. Eigentlich fair. Schließlich habe ich das Selbe gemacht.

"Zur Bücherei", antworte ich ihm also geschlagen und mache dasselbe mit meinem Kopf. Nur, dass es bei mir vermutlich nicht so süß aussieht wie bei ihm. "Wie immer eigentlich", güfe ich hinzu, als er mich nur fragend anblickt.

"Deswegen habe ich dich also nie beim Mittagessen gesehen", kapiert er lachend. "Los, komm. Heute kommst du mit mir."

Ehrlich gesagt habe ich mich heute schon gefragt, ob alles wie immer ablaufen wird. Für mich würde das bedeuten meine Rolle im Untergrund dieser Schule weiterführen und auf jegliche Auseinandersetzungen verzichten zu können. Es wäre alles wie immer. Das Wochenende wäre nie passiert und ich müsste mich nicht peinlich unwissend in neuen Szenarien zurechtfinden. Aber Alecs Bitte ändert alles. Er will, dass ich mit ihm komme. Er macht da weiter, wo wir gestern aufgehört haben, als er mich nach Hause gebracht hat. Ich weiß nicht wie ich reagieren soll.

"Ich muss da echt nicht hin", stammele ich aus, als ich mir die Masse der Schüler in den Kopf berufe, die vermutlich alle dumm gucken werden, wenn ich die Cafeteria mit Alec betrete. Ich habe meine Gründe dort nicht hinzugehen. All die Schüler ...

"Hast du denn keinen Hunger?", fragt er mich verwundert.

"Äh, nein", meine ich, doch mein Magen knurrt wie auf Kommando und entpuppt meine Lüge somit direkt. Alec lacht auf, als er mir meine Nervosität ansehen kann.

"Keine Sorge", versichert er mir. "Meine Freunde sind alle echt nett. Es wäre cool, wenn du dich zu uns setzt. Mara und Jules würde es ebenfalls freuen. Sie haben nach dir gefragt."

Tumblr said ...Where stories live. Discover now