18.Kapitel

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„Hereinspaziert!" flötete  Lizzy fröhlich und machte einen Schritt beiseite, um mich hinter sich in den Flur treten zu lassen.

Das Erste, was ich bemerkte, waren die hohen Decken mit den vielen kleinen Verzierungen darauf. „Habt ihr die etwa selbst bemalt?" fragte ich erstaunt und bewunderte die filigranen Ornamente, die sich wie feine Blumenbänder durch die Wohnung zogen. Überall an den Wänden entdeckte ich kleine Kunstwerke. Hauptsächlich Pflanzen und Tiere...aber auch Sterne, Planeten und sogar kleine Engel konnte ich erkennen.

Sprachlos blickte ich mich um. „Wer..?" brachte ich stockend hervor... „Unsere Mutter ist Künstlerin." erklärte mir das Mädchen. „Also so nebenbei. Sie hat sich immer ein eigenes Künstleratelier gewünscht, weil sie hier so wenig Licht hatte. Aber seit Dad..." Sie unterbrach sich und schluckte kurz bei der Erinnerung an ihren Vater,  „Naja es hat halt nie funktioniert." fuhr sie fort. „Jetzt arbeitet sie als Krankenschwester im Sankt Nikolaus Krankenhaus.
Aber jetzt komm. Ich wollte dir doch noch meine Cappuccino Kochkünste beweisen." Lachend zwinkerte sie mir zu und zog mich dann hinter sich den Flur entlang.

In der Küche angekommen, bedeutete sie mir, mich auf einen der hölzernen Küchenstühle zu setzen. Ich bemerkte, wie liebevoll auch hier alles eingerichtet war.

Die rot weiß karierten Gardinen ergaben einen perfekten Kontrast zu der tief dunkelgrün gestrichenen Wand. Im Fensterbrett standen mehrere Bilderrahmen, in denen ich einige Familienfotos entdecken konnte.

Irgendwie fühlte ich mich sofort wohl in dieser Wohnung und entspannt ließ ich mich tiefer in meinen Sitz gleiten. 

Während ich mich umgesehen hatte, war Lizzy bereits auf dem Weg gewesen, die „Geheimzutaten" für ihren perfekten Cappuccino zusammen zu suchen. Ich beobachtete fasziniert, wie zielstrebig sie durch die Küche wuselte, Tassen, Löffel, irgendwelches Pulver, eine...Vanille-Schote und sonst noch was zusammensuchte und dann Wasser in einem Topf erhitzte. Sie schenkte mir ein warmes Lächeln, bevor sie seufzte und gespielt theatralisch ihre Augen verdrehte. „Einen Wasserkocher müsste man haben." überlegte sie und zog die Stirn kraus. „Echt wahr." lachte ich. „Ich kann dich da bestens nachvollziehen."

Auf ihren fragenden Blick setzte ich noch hinzu: „Unserer ist vor einiger Zeit kaputt gegangen und weder Minho, noch ich hatten bis jetzt die Zeit und die Lust, einen neuen zu kaufen."
  „Ach so ist das." Verstehend nickte sie.

Ein plötzliches Geräusch ließ mich aufhorchen. „Was war das denn?" fragte ich Lizzy verwirrt.

„Was?" Sie legte den Kopf schief.

„Das Knacken gerade eben."

„Oh das." Sie lachte. „Das war Newts..." Sie wurde unterbrochen, von einem rhythmischen Bass, der durch Wand drang und die Gläser im Schrank leicht vibrieren ließ. „...Verstärker." beendete das blonde Mädchen ihren Satz und lächelte zaghaft.

„Newt ist da?" fragte ich, plötzlich etwas aufgeregt. „Natürlich ist er da. Er hockt nur wie so oft auf seinem Zimmer und schreibt."

Noch während sie das sagte, verfinsterte sich ihre Miene und ein trauriger Ausdruck legte sich über ihr Gesicht.

Mitfühlend sah ich sie an.
„Er schreibt?" fragte ich wage, um ihr zu signalisieren, dass es ihr freistand, wie viel sie mir davon erzählen wollte. „Ja" bestätigte sie abwesend. „Das ist sowas, wie...seine ganz persönliche Therapie."

So langsam dämmerte, worauf sie hinauswollte. Natürlich. Newt machte das wegen seiner Vergangenheit. Wegen seines...Erzeugers. Ein Vater war das beim besten Willen nicht. Wieso hatte ich nur gedacht, er wäre hier anders.

Im Takt deines HerzensWhere stories live. Discover now