3.Kapitel

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Gedankenverloren blickte ich auf meine Sneakers und dachte nochmals über das heutige Training nach. Es war echt hart gewesen und ein paar der Jungs hatten Bedenken daran geäußert, dass die Choreografie tatsächlich bis in drei Wochen wasserdicht zu lernen sei. Irgendwo konnte ich sie auch verstehen. Albys Plan hatte es wirklich in sich.

Doch, ich hatte gelernt, nicht an Alby zu zweifeln. Wenn es einen Menschen gab, dem ich ohne zu zögern mein Leben anvertrauen würde, dann wäre er es, das schwör ich beim Bart meiner toten Großmutter!(ok...wir lassen jetzt mal außer Acht, dass ich dankenswerter Weise noch zwei lebende Omas habe und keine von ihnen jemals Bart zu tragen pflegte....also....glaube ich)

Doch...Wenn ich eins wusste, dann war das die Tatsache, dass mein elfjähriges Ich damals in dieser Nacht die wohl beste Entscheidung seines Lebens getroffen hatte, als es mit dem großen Jungen mit der Schokoladenhaut und den beruhigenden Augen mitgegangen war.

Ich blickte mich um. In all den Jahren, die ich mittlerweile hier wohnte, war ich immer gerne hergekommen- in die Turnhalle des alten Jugendclubs am Rand der Blockbaufestung.

Blockbaufestung, das war der Name, den meine Freunde und ich unserer Wohnsiedlung vor geraumer Zeit einmal gegeben hatten. Krass eigentlich, dass das nun auch schon wieder neun Jahre her war.

Aber wenn ich manchmal innehielt, einfach, um mich umzusehen und meinen Blick über die alten DDR-Blockbauten schweifen zu lassen...und wenn ich dann sah, wie sie da standen mit ihrem bröckelnden Putz und den grün gestrichenen Eingangstüren, dann fühlte ich sofort wieder, was wir vor all den Jahren gefühlt hatten

...das war einfach unser Zuhause...
...mein Zuhause...

Ich musste leicht grinsen. Manno man...

Gerade, als ich mich wieder herunterbeugte,  um meine Schuhe zuzubinden, traf mich etwas mit einem lauten Klatsch direkt im Gesicht. Erschrocken sah ich auf und erblickte  Minho, der Oberkörperfrei im Türrahmen lehnte und mich schief angrinste. „Na, ham wir mal wieder geträumt?" neckte er mich. „Nein" grinste ich daraufhin, und warf ihm sein nasses T-Shirt, welches ihm eben als Wurfgeschoss gedient hatte, wieder zurück, „aber du bist ein echter Albtraum."

„Das nehme ich als Kompliment!" lachte er und wandte sich zurück zum Spiegel, um seine Haare zu richten. „Du bist wunderschön!" rief ich sarkastisch aus und verdrehte lachend meine Augen.

Minho blickte mich gespielt drohend an: „Niemand scherzt über meine Haare" meinte er in einem belehrenden Ton und strich sich dabei nochmals durch seine perfekt sitzende Frisur. „Du meinst wohl eher über deinen überst gruseligen Haar Fetisch." provozierte ich ihn und fing mir einen weiteren stechenden Blick von meinem besten Freund. Naja... zumindest deutete ich die klägliche Grimasse als solchen...in Wirklichkeit glich Minhos Gesichtsausdruck eher dem eines bockigen Kleinkindes, dass seinen Spinat aufessen sollte...

Diese Vorstellung allein genügte, um mich zum losprusten zu bringen. Lauthals begann ich zu lachen und nach einem kurzen Moment der Verwirrung konnte auch Minho nicht mehr länger ernst bleiben und stimmte in mein Gelächter mit ein.

Da standen wir also, verschwitzt, halb umgezogen, in einer leeren Umkleidekabine und lachten über uns selbst. Dabei steckten wir uns gegenseitig mit immer neuen Lachkrämpfen an und so kam es, dass schon bald eine besorgte Harriet ihren Kopf durch die Tür steckte und fragte: „Alles in Ordnung bei euch?"

„Jahaha...."brachte ich mühsam hervor und blinzelte durch den Schleier meiner Lachtränen... „guuut. Wir dachten schon, dass hier einer stirbt..." schmunzelte sie. „Nein," lachte Minho, als er sich wieder einigermaßen gefangen hatte, „du kannst deinen Damen ausrichten, es ist alles in bester Ordnung" „Besonders Mins Haare!!!!" prustete ich los und wurde erneut von einem heftigen Lachanfall geschüttelt, als ich Minhos strafenden Blick sah.

Im Takt deines HerzensDonde viven las historias. Descúbrelo ahora