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"Jacob warte doch!", schrie ich ihm hinterher.
Er machte keine Anstalten im geringsten anzuhalten.
"Man warum renn ich dir überhaupt hinterher, du hast doch eh kein Bock auf mich!", rief ich ihm weiter zu.

Ja mal echt. Warum lief ich ihm denn jetzt eigentlich hinterher? Ich war ihm nichts schuldig. Trotzdem tat ich das. Den ganzen Weg bis zum Parkplatz bin ich ihm jetzt hinterhergelaufen. Ich legte jetzt einen Sprint hin und konnte ihn gerade noch so herumreissen bevor er ins Auto einsteigen konnte.
Ich schloss die Autotür und presste ihn dagegen.

"Jacob! Was. Ist. Los?!", fragte ich ihn gereizt.

Er warf mir einen Killerblick zu und versuchte mich von ihm wegzudrücken. Aber keine Chance. Ich war stärker, quetschte ihn zwischen Auto und mir ein.
Ich starrte zurück und er spannte schließlich seinen Kiefer an.

"Warum so nuttig heute?",presste er spöttisch aus seinen Lippen heraus und schaute von mir weg.

"Wie bitte?!", fragte ich gereizt nach.

"Du hast schon richtig gehört.", entgegnete er jetzt genau so gereizt zurück und starrte mir wütend in meine Augen.
Ich dachte aber nicht mal einen Moment lang daran zurückzuweichen und hielt ihm herausfordernd mein Gesicht hin.

"Jetzt bin ich also ne Nutte ja??!"
So langsam aber sicher steigerte ich mich rein. Dieser Typ brachte momentan mein Blut zum Kochen. Mich verletzte die Beleidigung nicht. Ich wusste ja dass es nicht so ist. Mich verletzte eher die Tatsache, dass er mich so sah.
"Hör mal zu Freundchen. Ich bin eine Frau im 21.Jahrhundert und ich kann verfickt nochmal anziehen und machen was ich will ja?! Im Gegensatz zu dir, habe ich mehr zu bieten als mein scheiß Aussehen!",fuhr ich ihn an.

Tränenflüssigkeit sammelte sich in meinen Augen und sie wurden wässrig.
Er schien das wohl auch bemerkt zu haben, denn seine Gesichtszüge lockerten sich augenblicklich.

"Und das du sowas von mir denkst, war das letzte was ich erwartet habe. Wenn das deine Art ist mir zu sagen, dass du mich nicht mehr in deinem Leben haben willst, dann bist du auf einem guten Weg dazu, Freundchen!",schrie ich entsetzt.

"Neece, ich-",wollte er anfangen zu erklären. Er schaute mich reuevoll an, aber ich steigerte mich immer mehr rein und dachte nicht mal daran ihn jetzt zu Wort kommen zu lassen.
Er griff jetzt nach meiner Schulter und wollte mich zu ihm heranziehen, aber ich schubste ihn entrüstet von mir.
Dann fing ich an ihm eine lautstarke Standpauke zu halten:
"Boah weisst du was?! Ich hab echt kein Bock mehr langsam. Egal was ich mache, du bist immer ultra angepimmelt. Wir streiten uns jetzt fast jeden Tag und ich fühl mich wie in ner schlechten Beziehung. Du bist immer irgendwie unzufrieden oder eifersüchtig, obwohl du nicht einmal das verkackte Recht dazu hast! Warum zickst du mich immer so an alter?! Was hab ich denn gemacht?! Ich kann doch machen was und mit wem ich will?! Ich hab dir zwar gesagt du sollst aufhören zu kiffen, hast du nicht getan. Hab ich daraus nen Strick gedreht? NEIN! Aber du! Erst kackst du mich heute an, und dann beleidigst du mich?! Ist das sein scheiß verdammter Ernst Jacob?!
Ich versuch schon alles um dir entgegenzukommen ja? Weisst du wer immer bei dir antanzt wenn du's wieder verschissen hast? ICH! ICH nicht DU! Weil du zu stolz dafür bist. Aber ich? Wer bin ich denn schon, dass sich son krasser Typ wie du mit mir abgibt? Kann dir doch scheißegal sein, wie's mir geht. Frauen gibts überall, und wenn die nicht mehr will, dann holst du dir die nächste ran. So funktioniert das wohl auch mit Freundschaften bei dir ja?! Bist du überhaupt in der Lage mit einer Frau eine platonische Freundschaft zu führen, ohne deinen Schwanz denken zu lassen?! Ich kann mir das langsam echt nichtmehr geben man!"

"Neece, bitte-". Er unterbrach seinen eigenen Satz und presste seine Lippen auf meine.
Dieses Arschloch hatte also vor mich weich zu kochen ja?! Heute nicht mein Freund!

Wütend wich ich nach hinten und schubste ihn weg.

"Neece, es tut mir leid!",schrie er jetzt flehend auf.

"Nichts, Neece! Halt die Fresse man! Heute kochst du mich nicht mehr weich. Was ist eigentlich mit dir?! Du hast stündlich irgendwelche scheiß Stimmungsschwankungen, ich muss mir das echt nicht geben. ", sprach ich nun etwas leiser, aber doch immernoch entrüstet.

Ich hörte Schritte hinter mir. Jetzt drehte ich mich um und sah Tony ca. 10m entfernt im Licht der Straßenlaterne stehen. Als ich ihn sah, entspannte sich mein Körper automatisch. Ich wusste dass er mir immer beistehen würde, egal bei was. Er blickte Jacob finster an.

Ich schüttelte nur leicht den Kopf, damit er nicht rüberkam. Bei aller Liebe, es war eine Sache zwischen Jacob und mir.

"Du solltest jetzt gehen.", meinte ich gereizt, jedoch nicht mehr so laut, und drehte mich wieder zu Jacob.

"Kommst du heute noch nach Hause?", fragte er mich mit einem besorgten Unterton.

Man dieser Typ. Er schaffte es immer wieder. Immer wieder wurde ich weich. Aber nach dem Heute würde es etwas länger brauchen, bis ich wieder Bauchkribbeln bekam, wenn ich in sein perfektes Gesicht sah.

"Wenn deine Nutte sich nicht dazu entschieden hat, jemandem ihre Dienste anzubieten, dann ja.", antwortete ich kalt.
Dann lief ich zu Tony und ließ einen sprachlosen Jacob zurück.
Als ich sah wie angespannt er Jacob immernoch musterte, legte ich beruhigend eine Hand auf seinen Rücken und strich auf und ab. Leicht drückte ich ihn so, dass er sich nun in die andere Richtung drehte und seinen Blick von Jacob abließ. Er legte nun auch seine Hand auf meinem Rücken ab und wir machten uns Arm in Arm wieder zurück zum Club.

"Wird schon wieder.", beantwortete ich seine Frage, die in die Luft um uns geschrieben schien. "Er ist nur etwas angepisst gewesen weil ich mich so 'nuttig' anziehe, oder was weiß ich."

Tony blieb ruckartig stehen.
"Also verarschen kann ich mich selber Neece. Hör doch auf das so runterzuspielen. Nach "etwas angepisst" hat sich das gerade nicht angehört!", meinte er nun etwas aufgebracht und hielt mich an meinen Schultern fest.

"Hat er dich geschlagen?", fragte er nun besorgt nach.

"Dein Ernst?!" Ich musste ihn etwas ungläubig anstarren. Aber er schien das ernst gemeint zu haben. "Als ob ich mich von nem Typen schlagen lasse?! Außerdem, würde er niemals ner Fliege was zu Leide tun.", antwortete ich. Jaja. So weit kommts noch, dass ich mir von so nem Lauch was sagen lasse!

"Ja stimmt auch wieder, aber man weiß ja nie. " Er atmete erleichert aus. Dann liefen wir weiter. Auf halben Weg kam uns Danielle entgegengerannt.

"Hey Leute, ihr wart aufeinmal weg? Was los?", meinte sie außer Atem und blickte erst du Tony, dann zu mir, dann zu unseren Armen, die auf den jeweiligen Rücken des anderen Lagen. Ich musste etwas in mich reinschmunzeln. Man sah es ihr an, dass sie durchaus gefallen an Tony fand.

"Jacob ist bisschen ausgerastet. Sind jetzt nicht mehr so ganz in Feierlaune.", erklärte ich schließlich.

"Ah ok, verstehe. Ich will alles im Auto hören klar? Aber wenn ihr nichts mehr morgen vorhabt, können wir zu mir und uns paar Filme mit Bier und Pizza reindrücken.", meinte sie ruhig und schaute uns fragend an.

Tony schaute mich nun an.

"Joah warum nicht?", meinte ich gelassen und wir liefen wieder zum Club um in Danielles Auto einzusteigen.

Neece. ✔️ | #WaveAward2019 #GlamBookAward2019 #iceSplinters19Where stories live. Discover now