Kapitel 88

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Ich schnappte mir Jenny und ging nach oben. Davor halfen wir Sabrina noch beim Einpacken. Sie hatte aber auch so viel Zeug gebraucht. Naja, das Resultat war ja wunderschön. Als wir fertig waren, ging Sabrina dann. Oben im Ankleideraum holte ich das Kleid raus. Jenny war entzückt. "Oh Sina! Es ist wunderschön! Und es passt so gut zu dir!", schmeichelte sie. Ich strahlte. Dann nahm ich das Kleid aus der Schutzfolie und zog mich aus. Jenny half mir beim Anziehen des Kleides. Es saß immer noch perfekt. Ich schaute mich eine ganze Zeit im Spiegel an und dann legte ich ich die Accesoires um. Ein zartes Armbändchen und Ohrringe. Die Schuhe mit kleinen Schleifen zog ich auch noch an. Fertig. Ich war bereit. Bereit für die Kirche. Für Marco. Für das 'Ja', das alles ändern würde. Ich nahm meinen Brautstrauß, harkte mich bei Jenny unter und wir verließen das Haus. Draußen wartete Marcel (Schmelle) mit dem Auto. Er begrüßte seine Frau mit einem Kuss. Mir gab er auch einen auf die Backe und sagte: "Du siehst großartig aus, Sina!" Ich bedankte mich und wollte ins Auto einsteigen. Doch das war nicht so einfach. Also mussten mir die Zwei helfen. Wir lachten uns schlapp und standen kurz vorm Heulen. Dann endlich hatten wir es geschafft! Die Anderen stiegen auch ein und Marcel startete den Wagen. Los ging's!

Die Aufregung stieg von Minute zu Minute. Von Meter zu Meter. Und wieder kamen diese Zweifel. War ich bereit dafür?! Ich könnte es nicht nochmal ertragen enttäuscht und verletzt zu werden. Der Tod meiner Eltern sitz mir immer noch in den Knochen... So einen Tiefschlag könnte ich nicht noch einmal ertragen! Vor allem nicht von dem Mann, den ich abgöttisch liebte. Tat er das auch?! Aber wenn er das nicht tun würde, warum sollte er mir dann den Heiratsantrag gemacht haben?! Meine Gedanken gingen hin und her. Mein Puls war weit über 180 und mein Herz schlug unruhig, schnell... Sollte ich all das einfach wegwerfen? Diesen Mann, dieses tolle Leben an seiner Seite.. Mein gesamtes aufgebautes Leben. Endlich einen Halt, der mir viel bedeutet! Doch soviel ich auch hin und her überlegte... Die negativen Dinge waren zahlreich, um genauer zu sein, zu stark vertreten. Das Risiko verletzt zu werden, konnte ich nicht nochmal eingehen!

Und jetzt merkte ich es erst recht! Ich war noch nicht soweit. Bereit für diesen Schritt! Dieser Schritt, der zu einem pures Glück bedeuten könnte und zum anderen den absoluten Horror. Letzteres wollte ich nicht erleben! Und wie es das Schicksal stoppte, hielt der Wagen in diesem Moment. An jedem anderen Tag hätte ich mich gefreut. Doch heute nicht. Heute war alles anders! Dieser Stillstand des Autos bedeutete, dass ich mich nicht mehr um entscheiden konnte. Ich blickte von meinen Händen auf und starrte aus dem Fenster. Jenny stieg aus und öffnete mir die Tür. Ich sah sie mit großen Augen an. „Och Sinalein! Jetzt mach dir mal nicht ins Kleid!", sprach sie mir zu. Ich bewegte mich nicht einen Zentimeter. Jenny wartete. Und wartete. „Okay, Sina. Ich schließe jetzt die Tür und wenn du fertig bist kommst du rein, okay? Ich geh schon mal vor und informiere die Anderen über dein Eintreffen.", bot sie mir an. Ich sah sie weiter mit großen Augen an. Ich konnte nicht! Sah sie das nicht?! Oder wollte sie es nicht sehen?... Sie schloss die Tür ohne eine Antwort abzuwarten. Ich blickte Jenny hinterher, wie sie in die Kirche ging. Sie ließ mich alleine. Dann sah ich auf meine Hände. An dem einen Finger befand sich mein Verlobungsring. Den schönsten, den ich je gesehen hatte. Doch er könnte mir auch so viel Leid zufügen und das wusste ich jetzt ganz klar. Dann fasste ich einen Entschluss. Ich blickte auf, sah zu Marcel, der immer noch am Steuer saß und sich nervös im Haar herumspielte, und sagte: „Fahr! Fahr mich nach Hause!"

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Hoffe, dass es euch gefällt!:)

Ein Schuss ins Herz (FF mit Marco Reus)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt