Kapitel 87

6.3K 172 9
                                    

"Alles wird gut, Sina!", ermunterte mich meine extra engagierte Visagistin am nächsten Morgen. Ich lächelte nur. Ich lag den vergangenen Abend lange wach und habe nachgedacht. Und leider wie so oft, kamen wieder Zweifel. Was wäre, wenn unsere Ehe nicht funktionieren würde?! Ich könnte es nicht ertragen. Marco war überall präsent. In Werbung, auf Plakaten... Ich könnte ihn nicht vergessen und das würde mir das Herz brechen. Wäre es wirklich gut, dieses Risiko einzugehen? Ich meine, nichts ist sicher im Leben, aber man kann es sich durch bestimmte Entscheidungen erleichtern. Ich tauchte erst wieder richtig aus meinen Gedanken auf, als es an der Tür klingelte. Sandra öffnete die Tür und Jenny kam herein. Sie strahlte. "Da ist ja die wunderschöne Braut!", begrüßte sie mich und gab mir Küsschen auf die Backen. "Übertreib doch nicht", antwortete ich geschmeichelt. "Tue ich nicht!", verteidigte sie sich. "Spätestens wenn du das Kleid an hast, wirst du umwerfend aussehen!" Nach ein bisschen Small Talk mit beiden Mädels versank ich wieder in meinen Überlegungen. Diese machten mir echt Sorgen. War ich wirklich bereit dafür?! Ich meine... So eine Hochzeit sollte schon für immer sein. Wenn sie scheitern würde, würde das bittere Konsequenzen mit sich bringen. Und in diesem Fall viele für mich. Marco war der Star. Und wer war ich?! Unverheiratet Mutter einer Tochter ohne Job und ohne richtige Perspektive. Marco besaß ja quasi alles. Haus, Autos, Geld... Aber, was machte ich mir denn so einen Kopf?! Marco liebt mich. Das ist das Einzigste was zählt.

*Marcos Sicht*

Mir fiel es wirklich schwer mich von Sina zu trennen. Sie wirkte so nachdenklich und unentschlossen. Den Abend vor dem großen Tag verbrachte ich mit grübeln. Und ich glaube, dass es Sina ähnlich ging. Wir waren in so vielen Dingen verschieden, aber in dieser Angelegenheit waren wir uns sehr ähnlich. Wir machten uns beide immer zu viele Gedanken. Marcel merkte das mich etwas betrückte und sprach mir Mut zu. Ich nickte. Er hatte Recht. Alles würde gut werden. Sina liebt mich.

Dann war es endlich so weit. Ich stand auf und lief in Marcels Küche, um etwas zu essen. Als ich fertig war mussten wir uns ran halten. Ich hatte ziemlich lange geschlafen, was mich jetzt unter Zeitdruck setzte. Ich ging in das Badezimmer und machte mich fertig. Den Anzug zog ich allerdings im Wohnzimmer an. Ich hatte ihn über das Sofa gelegt, sodass er nicht zerknittern konnte. Marcel half mir beim Anziehen. "Passt!", sagte er grinsend, als ich vollständig angezogen war. Wir lachten nur. "Wäre auch schlimm wenn nicht!", antwortete ich zwinkernt. Und dann war es so weit! Wir machten uns auf in die Kirche. Auf zu meiner Hochzeit. Mit Sina. Meiner Liebe.

*Sinas Sicht*

Ich erwachte erst aus meinen Tagträumen, als ich fertig gestylt war. Ich hatte von der ganzen Prozudur, sprich Schminken, Haare machen kaum etwas mitbekommen. Ich blinzelte erst ein paar mal verlegen. Die künstlichen Wimpern spürte ich erst jetzt wirklich. "Du siehst wunderschön aus, Sina!", schwärmte Jenny. Ich lächelte sie im Spiegel an. Jetzt betrachtete ich mich endlich genauer. Ich hatte zwar künstliche Wimpern, aber das war nicht übertrieben. Im Gegenteil! Ich sah ziemlich natürlich aus. Meine Augen waren wunderschön mit leichten Glitzerakzenten geschminkt. Meine Wangenknochen stachen ziemlich heraus, dafür war der Rusch verantwortlich, doch es war wieder nicht zu viel. Genau richtig. Es machte mein normalerweise breites Gesicht, schön schmal und zierlich. Meine Augen stachen nicht nur durch das Make-up darüber und den Wimpern hervor. Sie strahlten mich an. Die braun-grünlichen Augen, die Marco so liebte und sie ihn, sahen mich fordernd und gleichzeitig warm und ruhig an. Auf meinen Lippen spiegelte sich ein leichtes Rosa wieder. Alles in allem sah es nicht mehr aus, wie ich. Ich wusste garnicht, dass ich auch so eine Seite hatte.

Meine Haare waren offen und lagen über meinen Schultern. In ihnen zeichneten sich leichte Locken wieder. Auf meinen Kopf befand sich ein haarreifartiges Krönchen. Es funkelte mir im leichten Lampenschein entgegen. Ich war gerührt. Ich war noch nie so schön gewesen, wie gerade. Ich musste Tränen unterdrücken. "Schätzchen, bitte! Ich habe dafür so lange gebraucht. Bitte versau es nicht!", reagierte Sandra lachend. Ich fing auch an zu lachen, genau wie Jenny. Ich stand auf. "Danke!", flüsterte ich Sandra ins Ohr, als ich sie umarmte. Sie nickte nur. Jetzt fehlte nur noch das Kleid. Und Marco. Dann könnte es sofort losgehen. Wie er wohl reagieren würde?! Doch das würde ich ja noch herausfinden...

Ein Schuss ins Herz (FF mit Marco Reus)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt