Kapitel 75

7.1K 179 10
                                    

Ich stürmte aus dem Haus Richtung Auto. Unser Range Rover war noch da, da Marco am Tag des Abflugs von Marcel mitgenommen wurde. Ich öffnete das Auto, stieg ein, schmiss meine Tasche auf den Beifahrersitz und startete den Wagen. Jetzt musste ich mich beeilen. Ich musste diesen Flug bekommen! Der nächste würde dann erst wieder in drei Stunden fliegen. Ich raste also Richtung Flughafen. Jetzt hatte ich endlich ein bisschen Zeit um nachzudenken. 'Was war nur passiert mit Marco?!', fragte ich mich andauernd. Ich hatte Kevin garnicht gefragt... Ich war zu durcheinander gewesen. 'Und was ist, wenn... wenn... wenn er stirbt?!' Aber diesen Gedanken versuchte ich zu verdrängen! Doch ein paar Tränen liefen mir die Wange hinunter. Ich wischte sie wütend weg. Ich musste jetzt stark sein! Für mich und vorallem für Marco! Meinen Verlobten.
Endlich war ich am Flughafen angekommen. Ich parkte auf diesen Parkplätzen, die extra für Reisende, die etwas länger weg bleiben würden, gebaut wurden. Ich zerrte meine Tasche vom Sitz, stieg aus und verschloss das Auto. In einem sehr zügigem Tempo ging ich in den Flughafen, geradewegs zu den Check-in's für den Flug nach London. Als ich endlich nach einer langen Kontrolle im Flugzeug sitzte, konnte ich endlich durchatmen. Endlich Zeit zum Nachdenken. Und dann hob auch schon das Flugzeug ab.

Was hatte Marco nur angestellt?! Hoffentlich nichts so schlimmes, dass es ihn noch sein ganzes Leben verfolgen würde. Oder noch schlimmer... Am End' hatte er sein Gedächtnis verloren und konnte sich an mich und Mia garnicht mehr erinnern. Aber an sowas dachte ich lieber nicht. Obwohl,... Man sollte immer mit dem Schlimmsten rechnen. Aber ich musste jetzt positiv denken. Ich redete mir ein, dass Marco bald wieder besser gehen würde und Kevin einfach nur übertrieben hatte. Doch.. Was hatte Kevin nochmal gesagt?! Intensivstation?! OMG, ich konnte immer weniger klar denken. Ich schnappte mir meine Kopfhörer aus der Tasche und stopfte sie mir tief ins Ohr. Ich wollte nichts mehr außer der Musik hören. Ich machte eines von Marcos Lieblingsliedern an. Das trieb mir wieder kleine Tränen in die Augen, und beruhigte mich trotzdem innerlich, so lange bis ich einschlief. Als ich aufwachte, stand eine Stewardess vor mir. "Guten Morgen, Miss. Das Flugzeug ist gelandet. Wir befinden uns nun in London." Verwirrt fuhr ich hoch, stopfte so schnell es ging meine ausgepackten Sachen in die Tasche und huschte an der Dame mit einem leisen 'Danke!' vorbei. Jetzt musste ich mich beeilen. Ich hatte vergessen Kevin am Flughafen in Dortmund anzurufen! Also stieg ich in ein Taxi, das mich in das Mannschaftshotel brachte. Dort angekommen, bezahlte ich schnell und lief nullkommanix zur Rezeption, um die Zimmernummern herauszufinden. Doch die Leute dort wollten mir nicht glauben. Ich führte gerade eine heftige Diskussion mit der Dame hinter dem Tresen, als ich meinen Namen hörte. "Sina?!", fragte eine bekannte Stimme. Ich drehte mich um und schon lag mir Nuri in den Armen. "Oh endlich! Endlich jemand, der mir helfen kann!", schluchzte ich in Nuris Schulter und nun konnte ich die Tränen wieder nicht zurück halten. Er drückte mich ganz fest und ich fühlte mich endlich geborgen nach so vielen abwartenden, nervenaufreibenden Stunden.

Endlich eine Person, die mir helfen konnte. Sogar in verschiedenen Hinsichten. Aber in diesem Moment war ich einfach mit allem total überfordert und konnte mich fast nicht mehr auf den Beinen halten. Ich löste mich nur ungern aus der Umarmung mit Nuri, doch er begann mit der Dame hinter dem Tresen zu sprechen. "Alles ist okay! Diese Dame gehört zur Mannschaft. Wenn sie uns bitte entschuldigen...", sagte er noch zu der Dame und fasste mich an der Hüfte, um mich zu stützen. Und schon stolperten wir zusammen Richtung Aufzug. Nuri drückte das Knöpfchen, doch zum Glück war der Aufzug schon da. Wir traten ein und ich konnte mich endlich selbst an dem Geländer im Aufzug stützen. "Nuri..", ich versuchte einen geraden Satz rauszubekommen. "Schhhhh!", sagte er und legte seinen Finger auf meinen Mund. "Sammel dich erstmal!" Ich war noch nicht bereit, um die Wahrheit zu erfahren. Der Aufzug war auch schon angekommen. Wir verließen ihn und gingen einen Flur entlang. "Hinter dieser Tür befindet sich ein anderer Flur mit unseren Zimmern, doch wir gehen jetzt in unseren Versammlungssaal, da sind sowieso alle", machte mir Nuri klar. Nach ein paar Richtungsänderungen standen wir schließlich vor einer großen Tür. "Fertig?!", fragte Nuri fürsorglich. Ich nickte nur und er öffnete die Tür. Wir gingen zwei Schritte rein, doch dann blieb ich stehen, um mich erstmal umzusehen. Dort waren wirklich alle. Kevin, Roman, Marcel, Mats, Erik, Jürgen.... Einfach alle. Sie hatten uns bemerkt und versuchten wegen meiner Anwesenheit ein leichtes Lächeln auf ihre sehr niedergeschlagenden Gesichter zu zaubern, was ihnen sehr misslang. Ich starrte alle einfach nur mit leeren Augen an. Dann kam einer nach dem Anderen zu mir um mich zu umarmen und mir Mut zu machen. Zum Schluss kam Kevin. Das war was ganz anderes. Er sah sehr sehr fertig aus. Als hätte er seit Tagen nicht mehr geschlafen. Ich sagte die meiste Zeit garnichts. Doch dann wollte ich es wissen! Ich wollte wissen, was passiert war?! Was der Grund war?! Wann es passiert war?! Wo es passiert war?! Und vorallem, wo sich Marco in diesem Moment befand! Ich schnappte mir Kevin und Nuri und bat sie, mir alles zu erzählen. Doch davor gingen wir noch in ein Zimmer der Jungs, wo wir ungestört reden konnten.

Ein Schuss ins Herz (FF mit Marco Reus)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt