2. Nektar, Ambrosia und ein -heute seltsames- Monster

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Nico liefen Tränen über sein Gesicht. Doch nicht, weil ihn diese Worte in irgendeiner Weise verletzen,  nein, er war so gerührt, dass sich seine Freunde für ihn einsetzten. Sonst war er schließlich immer der Sündenbock, auf den alle Schuld geschoben wurde.

  Er versuchte seine Mund zu bewegen, seine Stimmbänder. Ein leises Krächzen verließ seine Kehle. Nun war er etwas sauer auf sich selbst, weil er nur solche Töne von sich geben konnte. Bei seinem zweiten Versuch schaffte er es wenigstens leise uns mit Unterbrechungen zu krächzen: »Danke, Leute. Ich weiß nicht wie ich euch dafür danken kann. Ihr müsst so was für mich nicht tun.«

  Will allein hörte ihn und packte ihn ein wenig fester in seinen Armen. »Ich bring Nico zur Krankenstation«, verkündete er sofort. Seine Freunde wandten sich kurz ab, nickten und stritten sich weiter mit den anderen. Das Klirren von Schwertern erklang im Hintergrund. Will eilte mit seinen an die Fersen knallenden Flip-Flops zum Haupthaus in zu der Krankenstation.

  Als Nico sich auf das Bett setzte, wies Will den Jüngeren gleich an, sich das Oberteil auszuziehen, damit er die Wunde besser inspizieren konnte. Dabei huschte er selber wirr umher und suchte ein paar Sachen zusammen.

  Nico konnte mittlerweile gerade so noch aufrecht sitzen. Sein Kopf dröhnte unglaublich. Das Blut rauschte in seinen Ohren. Sein Bauch fühlte sich etwa so an, als würde man die Zähne des Höllenhundes auf schießen, sodass sie sich weiter in ihn bohrten.

  Mit trübem Blick striff er sich seine Jacke ab, stoppte dann aber. Zwar war er schon öfters auf der Krankenstation gewesen, auch die drei Tage nach dem Krieg gegen Gaia, nur ihm war es immer noch furchtbar unangenehm vor Will sein Shirt auszuziehen, damit er sich um die Wunde kümmern konnte. Langsam ergriff er den unteren Saum des Shirts und versuchte es sich über den Kopf zu ziehen, aber er fand die Kraft nicht mehr.
 
  Der Blonde sah aus Augenwinkeln zu dem Sohn des Hades. »Soll ich dir helfen?«, fragte Will besorgt. Nico seufzte leise und nickte leicht, auch wenn er rot wie eine Tomate wurde. Will setzte sich neben ihm auf das Krankenbett und zog ihm das schwarze T-Shirt über den Kopf.

  Was der Blonde dort entdeckte, ließ ihn fast das Atmen vergessen. Eine tiefe Bisswunde zog sich über den mageren Körper von Nico. An den Rippen konnte Will Prellungen ausmachen. Ein Rinnsal von Blut floss über seinen rechten Arm.

  Nico versuchte derweil innig nicht einzuschlafen. Der Blutverlust ließ ihn nur noch verschwommen sehen. Seine Lider begannen zu flattern. Auf einmal durchfuhr ihn ein weiterer unbeschreiblicher Schmerz und er zuckte zusammen. Ein Wimmern verließ seine Lippen.

  Will schnappte sich sogleich die letzte Flasche Nektar und floss dem Kleineren etwas davon ein. Dann holte er ein Stück Ambrosia heraus, welches er Nico in die Hand drückte. »Leg dich vorsichtig hin«, ordnete Will an, aber man merkte, wie er sich doch um den Jüngeren sorgte. Nico fielen die Augen zu und er fiel regelrecht zurück ins Kissen.

  Will legte seine Hände auf die Wunde und stimmte die Hymne des Apollon an. Ein goldener Schimmer überzog ihn. Diese Energie floss direkt in die Wunde, welche langsam auch mal Anstalten machte, zu verheilen. Der Blonde legte alle seine Kraft hinein, damit es Nico bald wieder besser ging. Die Glühlampe ober ihm begann zu flackern. Der leuchtende Strahl umfing den Sohn des Apollon.

  Letztendlich ließ Will sich erschöpft in den Stuhl neben dem Bett fallen. Kurz schloss er die Augen und regulierte seinen leicht verschnellerten Atem. Dann sah er zu Nico, der seinen trübem Blick auf die Decke gerichtet hatte.

  Seine rabenschwarzen Haare fielen ihm vor die Augen bis circa zu der Nase. Die immer erkennbaren Augenringe waren tief und deuteten auf viel zu wenig Schlaf hin. Seine Arme waren dünn und doch zeichneten sich Muskeln ab. Leider waren sie von Narben übersät. Jede einzelne Rippen konnte man auf seinem Oberkörper erkennen. Nico aß einfach viel zu wenig.

The Darkest Side Of The Deep (Solangelo Fanfic)Where stories live. Discover now