Kapitel 2 - Ich hasse meine Politiklehrerin

710 8 1
                                    

Kapitel 2

*Ein paar Tage später*

Ich knalle mein Schließfach zu. Die letzte Stunde vor den Ferien. Ich bin sowieso schon total fertig vom Tag, aber dann ausgerechnet noch Politik, die schlimmste Stunde der ganzen Woche. Und diese Lehrerin zieht den Unterricht strikt durch. Sie lässt uns nicht mal ein bisschen chillen und quatschen. So etwas Biestiges habe ich noch nie gesehen. Ich nehme meine Tasche und packe meine Hefte und Bücher hinein. Zum Glück hat Ruby den Kurs mit mir. Ohne sie wäre ich sicher schon das fünfte Mal zum Rektor gewandert. Jetzt nimmt sie meine Hand und fragt besorgt:“Was ist denn, Rosie?“ „Das fragst du noch?“, antworte ich ihr grimmig. „Schau doch mal auf den Stundenplan! Wir haben jetzt Politik!“ Sie stöhnt und fährt sich mit der Hand durch ihre blonden Haare. Zusammen gehen wir in den Raum. Miss Conael ist ( leider) schon da. Sie wälzt ihren dicken Körper gerade durch den Klassenraum und schreit: „Warum sitzt noch keiner!“ Alles zuckt zusammen und macht sich schleunigst daran, sich hinzusetzen. Ich verdrehe die Augen und folge der Aufforderung der Lehrerin. Natürlich musste sie ihre hässlichen Glubschaugen wieder auf mich legen und pflaumt mich an: „Was soll das? Wollen Sie etwa noch mal zum Direktor?“ Ich setze ein Pokerface auf und sage trocken: „Vielleicht würde der Rektor dann endlich mal merken, dass nur Schüler von Ihrem Unterricht zu ihm geschickt werden, Miss Conael.“ Jedem im Raum stockt der Atem. Was habe ich gerade gesagt? Habe ich etwa mal wieder laut gedacht? Das Aufstehen von meiner Lehrerin bestätigt meinen furchtbaren Verdacht. Ruby schaut mich entsetzt an und schüttelt nur ganz leicht den Kopf. „Miss Carter“, beginnt sie drohend, „Sie wissen, dass wir bald Ferien haben, also erbarme ich mich noch einmal und schicke Sie nicht …“ Weiter kommt sie nicht, denn ich bin schon rausgestürmt, natürlich nicht ohne den Kommentar: „An Ihrer Stelle würde ich etwas abnehmen, dann sähen Sie wenigstens annehmbar aus!“ Dann renne ich weg, weg von Miss Conael, weg von allen. Ich laufe solange, bis ich endlich an den Ort komme, an dem ich mich wohl fühle. Das Aufnahmestudio meiner Schule. Ich singe mich ein bisschen ein, dann setze ich mich auf einen Stuhl, setze die Kopfhörer auf und wähle das Lied aus. Es ist 'Torn´ von Natalie Imbruglia. Mein absolutes Lieblingslied. „I thought I saw a man brought to life. He was warm, he came around, and he was dignified. He showed me what it was to cry …” So sang ich mir den Ärger und den Frust heraus, solange, bis der Gong den Schulschluss ankündigte. Erleichtert sprang ich auf und holte meinen Autoschlüssel hervor. Ferien! Auf diese Wochen hatte ich schon ewig gewartet, denn in den Ferien würde ich Joe, meinen Vater, besuchen. Aber er war nur Mittel zum Zweck, denn in diesen Ferien würde das X Factor-Casting stattfinden. Mit dem Flugzeug würde ich erst nach London fliegen und dann, weil Joe kein Auto besaß, mit dem Zug weiter bis vor seine Haustür fahren. Dort würde er mich dann abholen. Mom. Schon der Gedanke an sie brachte mich zum Seufzen. Sie war natürlich nicht gerade mit meinen Urlaubsplänen einverstanden. Aber sie konnte ja auch nichts dagegen sagen, dass ich einfach mal für ein paar Tage zu meinem Vater fuhr. Was sie allerdings nicht wusste – aber das hatte sie sich sicher schon ausgerechnet- war, dass ich zu dem Casting gehen würde. Bestimmt dachte sie, dass Joe mir die Unterschrift gegeben hatte. Wie sollte sie denn wissen, dass Ruby sie gefälscht hatte?? Aber jetzt musste ich auch mal an mich denken. Denn seit ich 8 war, trank sie. Und beschimpfte mich damit, dass ich der Grund war. Das stimmte natürlich nicht. Denn ein paar Jahre nach meiner Geburt hat sie versucht, ihre Gesangskarriere wieder anzutreiben, doch bei den vielen Stunden im Tonstudio hatte sie kaum Zeit, sich um mich zu kümmern, und das Jungendamt hatte ihr damit gedroht mich ihr wegzunehmen. Das wollte sie natürlich nicht und beendete letztlich ihre Karriere. Danach hat sie kaum noch Jobs gefunden und arbeitet heute in dem örtlichen Krankenhaus. Dass ich jetzt noch Kontakt mit meinem Vater aufgenommen hatte und sogar die Ferien bei ihm verbrachte, nervte sie unglaublich. Ich fuhr schon morgen, da war sie natürlich nicht gerade begeistert und hatte in letzter Zeit ziemlich schlechte Laune. Aber wie gesagt, ich muss jetzt auch mal an mich denken.

First Love Narry (1D FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt