Kapitel 46

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"War das gerade dein Ernst?", schimpft Damien mit mir und das Zischen seiner Worte lässt mich zusammenzucken. Sein neutrale Blick irritiert mich, doch dann erinnere ich mich an die Paparazzi vor der Tür, die wahrscheinlich nur auf einen Moment warten, der aufregend genug ist, um ihn zu knipsen. Als Damien meine Reaktion bemerkt, nimmt er einen flachen Atemzug. "Das ist immer noch das Arschloch, was mich auf die Welt gebracht hat.", regt er sich schließlich wieder über meine Entscheidung auf.

"Ich weiß. Das ist auch das Einzige, wofür ich ihm dankbar bin.", verteidige ich mich und verschrenke meine Arme. Im Augenwinkel erkenne ich unzählige Blitze und sofort bereue ich, dass ich meine Gefühle so offen zeigen muss. "Zudem mache ich das für Sebastian, nicht für deinen Vater." Er ignoriert den Augenkontakt, den ich versuche aufzubauen.

"Er lädt aber ein. Warum sollte er dich einladen wollen, nachdem du uns in die Klatschpresse gebracht hast?" Damiens Worte treffen mich mitten ins Herz. Mit großen Augen starre ich ihn an, bevor ich zu Blinzeln beginne, damit ich nicht gleich anfange zu weinen. Das wäre das Schlimmste, was passieren könne. Nicht hier, nicht vor den Paparazzi. "Das meinte ich nicht so, wie es sich angehört hat.", entschuldigt er sich sofort und fährt sich mit einer Hand durchs Haar. Seine gespielte Emotionslosigkeit für die Fotografen fängt an zu bröckeln. "In den Augen meines Vaters ist es aber so."

"Ich gehe aber nicht hin, um Freunde mit deinem Vater oder deiner Mutter zu werden. Ich gehe hin, um Sebastians Urteil zu feiern. Ich gehe hin, weil er sonst niemanden an seinem Tisch sitzen hat, der sich wirklich darüber freut, dass er keine schlimmere Strafe bekommen hat." Damien scheint einen Moment über meine Worte nachzudenken, bis er wieder nach meiner Hand greift. Zuerst möchte ich sie wieder wegziehen, was ihn völlig aus der Bahn wirft, aber dann ergreife ich sie schließlich. Ich möchte nicht mit ihm streiten. "Wenn du nicht möchtest, dann gehe ich eben alleine hin. Du kannst ja auch weiter zu deinem Apartment kommen und ich komme dann nach?", schlage ich ihm vor, aber er schüttelt mit dem Kopf.

"Niemals. Ich würde dich ungern mit meinen Eltern alleine an einem Tisch sitzen lassen. Dann komme ich eben mit." Man kann sein Seufzen nicht überhören. "Aber nur wegen dir."

"Und Sebastian.", korrigiere ich ihn.

"Und Sebastian.", murmelt er mir nach, während wir uns der Ausgangstür zuwenden und uns der Menge an Paparazzi stellen.

Auch diesmal versuche ich die Kommentar und Fragen zu ignorieren, aber ich kann mich nicht mehr auf anderes konzentrieren und muss beinahe von Damien weitergezogen werden, damit wir noch am Auto ankommen-- so sehr irritieren mich die Fragen.

'Es wird spekuliert, dass Sie für Damien Hamilton als Eskort arbeiten?'

'Stimmt es, dass Sie schwanger sind?'

'Mr. Hamilton, wie gehen die Ermittlungen im Fall des Mordes an Ihrer Schwester voran?'

Ich möchte mich umdrehen und dem Forografen, der diese Frage stellt, eine verpassen, obwohl Gewalt nie etwas gewesen ist, worüber ich jemals als Antwort nachgedacht hätte. Doch Damien bleibt ruhig, da er es wohl schafft, die Stimmen auszublenden.

Wir setzen uns in das Auto und ich muss tief durchatmen. Mein Herz schlägt wie wild. Diese Art von Aufregung bin ich nicht gewohnt. "Alles nur leeres Gerede von Menschen, die eine Reaktion hervorrufen wollen.", sagt Damien plötzlich zu meiner Überraschung und legt seine Hand auf meine.

"Was ist... Eskort?", möchte ich wissen und lege meine Stirn in Falten. Damien zieht seine Augenbrauen hoch und sieht verwirrt zu mir herüber. Dann schmunzelt er, aber das Schmunzeln ist kein ehrliches Schmunzeln. Dann schüttelt er entsetzt mit dem Kopf.

The Rain Upon Us (Damien & Birdie - Trilogie #2)Where stories live. Discover now