Kapitel 18

15.4K 816 24
                                    

    Ich ziehe die seidige Bettdecke bis zum Kinn. Die Dunkelheit umgibt mich und ich spüre nichts als Damiens Beine, die sich ihren Weg unter meine Decke gesucht haben und so heiß sind, dass ich das Gefühl habe, sie würden meine Haut verbrennen. Es ist das dritte Mal, dass ich aus meinen Träumen wieder aufgewacht bin. Diesmal liegt Damiens Arm fest um mich geschlungen und sein Atem fächert über meinen Nacken. Ich muss die ganze Zeit an Leos Karte an Alfie denken.

  Der Gedanke, Leo könnte Alfie erneut im Stich lassen, bereitet mir große Angst. Besonders beschäftigt mich jedoch die Frage, ob Alfie die Entschuldigung von Leo angenommen hat und ihm das Geschehene verzeiht. Ich könnte das nicht. Ich könnte Meredith nicht verzeihen, hätte ich an jenem Tag, an dem sie mir die dunkelrote Decke geklaut hatte, meine Beine verloren, weil ich erfroren wäre. Alfie ist nicht blöd, aber ich hoffe, dass er nicht auf Leos kleine Spielchen herein fällt. Dieses Zusammenreimen von möglichen Reaktionen, bringt mich zu dem Entschluss, dass ich Alfie demnächst unbedingt noch einmal besuchen muss. Ich muss einfach wissen, wie er zu der Karte im Blumenstrauß steht. 

  Ich drehe mich auf die andere Seite, sodass ich mit dem Gesicht zu Damien liege. Ich höre ihn etwas murmeln, während sich die Matratze wegen mir auf und ab bewegt. "Hmm... m-kannst du m-nicht schlafen?", haucht er, während er mir langsam über den Arm streichelt. Sein Gesicht kann ich nicht erkennen, aber ich bin davon überzeugt, dass er seine Augen geschlossen hat und nur im Halbschlaf mit mir redet. Ich muss leise kichern, als ich ihn kurz darauf wieder tief ein und ausatmen höre. Es ist kein Schnarchen, mehr ein leises Seufzen, das mir signalisiert, dass er wieder in seiner Traumwelt angekommen ist. 

 Vorsichtig nehme ich meine rechte Hand unter der Bettdecke hervor und lege sie auf Damiens Arm, auf dem er seinen Kopf liegen hat, bevor ich ihm einen kleinen Kuss auf den Ellenbogen gebe und erneut die Augen schließe, um zu versuchen endlich einzuschlafen, ohne wieder von meinen Sorgen geweckt zu werden.

...

"Guten Morgen, kleiner Vogel." Als ich meine Augen öffne, blicke ich direkt in seine. Damien schwebt über mir und schaut mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Ich versuche dich schon seit zehn Minuten wach zu bekommen. Dann schmunzelt er.

 "Kleiner Vogel?" Er grinst mich an. "Wie einfallslos.", sage ich und kichere, bevor ich mich strecke und schließlich gähne. "Wie spät ist es?"

 "Zu spät.", antwortet Damien, während er sich auf der anderen Seite seines Bettes niederlässt. "Aber ich habe uns Frühstück gemacht." 

 Ich grinse zu ihm auf, denn diese schlaflose Nacht hat mich hungrig gemacht. Doch als ich aufstehen will, hält er mich auf und zieht mich zurück in sein Bett. "Hier", sagt er und ich folge seinem Finger. Als ich das Tablett mit einem liebevoll hergerichteten Frühstück sehe, wird mein Grinsen noch breiter als zuvor. 

 "Hat Rosa das gemacht?", staune ich.

 "Hast du mir denn nicht zugehört? Ich habe dir Frühstück gemacht." Er klingt etwas gekränkt. 

"Danke! Womit habe ich das verdient." Ich gebe ihm einen Kuss auf die Wange, bevor ich das Tablett auf meinen Schoß stelle und dabei beinahe die Milch für den Kakao umschütte. "Du hast an alles gedacht!" Sage ich begeistert, während ich das Pulver in die Milch gebe und mit dem Löffel umrühre. "Ist die Milch noch warm?", frage ich.

"Vor zehn Minuten war sie es noch. Ich weiß nicht, musst du mal von probieren.", antwortet Damien, als er mich dabei beobachtet, wie ich das Glas mit meinen Fingern abtaste. "Du bist wohl so ziemlich der einzige Mensch, den ich kenne, der sich über einen warmen Kakao im Sommer freut." 

 Ich stecke mir ein paar süße Weintrauben in den Mund und halte Damien eine Erdbeere hin. "Willst du nichts essen?", frage ich ihn und hebe meine Augenbrauen. 

 "Ich habe schon vor einer Stunde gefrühstückt. Ich muss heute in die Firma, habe dort ein wichtiges Meeting... Aber zu einer Erdbeere kann man nie nein sagen, schätze ich." Er lehnt sich vor und beißt vorsichtig die Spitze der Erdbeere ab, während er mich verschmitzt anlächelt. Irgendetwas verändert sich in mir. Mein Unterleib zieht sich zusammen und eine Gänsehaut überfährt meinen Körper. Ich werde rot.

 Damien setzt sich auf und verlässt das Bett. Ich essen den Rest der Erdbeere auf und schaue ihm dabei zu, wie er zu seinem Schrank geht und nachdenklich seine Jacketts durchschaut. Er entscheidet sich schließlich für eines seiner schwarzen Jacketts. 

"Schlicht oder gewagt?", fragt er mich plötzlich. Ich schlürfe gerade an meinem lauwarmen Kakao, als er mir vier Broschen vor die Nase hält. 

"Machst du dir mit einer Brosche nicht das Jackett kaputt?", frage ich ihn verwirrt, doch er lacht nur. 

"Das sind Manschettenknöpfe, Birdie." Ich schaue von seinen Händen zu ihm auf. "Die trägt man am Handgelenk." Er nimmt sein weißes Hemd aus dem Schrank und zeigt mir, wo genau man diese Manschettenknöpfe anbringt und ich nicke begeistert.

"Was sagtest du? Schlicht oder elegant?", frage ich ihn und schaue mit einem verwirrten Lachen auf das schwarze, viereckige Paar und die runden, mit silbernen Knöpfen versäten Manschettenknöpfe herab. "Also für mich sieht das beides sehr schlicht aus." Er bemerkt meine Belustigung und entscheidet sich aus Trotz für das langweilige, viereckige Paar. 

   Damien zieht sich um, derweil trinke ich meinen mittlerweile kalten Kakao aus. "Du musst schon los?" Er nickt, als er in voller Tracht vor mir steht und sich eines seiner Parfüms an den Hals und die Handgelenke sprüht. Ein würziger Duft, der mich an das Leder aus seinem Audi und Zimt erinnert, erfüllt den Raum. Ich könnte ihn den ganzen Tag riechen. 

 "Fühl dich wie Zuhause.", haucht Damien, als er sich zu mir runter beugt und ich den Duft noch stärker rieche. Er gibt mir einen Kuss auf den Mund, bevor er sich von mir verabschiedet und ich alleine im Apartment zurückbleibe.




The Rain Upon Us (Damien & Birdie - Trilogie #2)Where stories live. Discover now