Only best friends! (Naeriel: Alina+Háma)

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In diesem Moment zwinkerten mir eben diese Augen zu.

Oh mein Gott.

Hatte ich ihn gerade angestarrt?!

Ich fühlte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss und ich verbarg mein Gesicht für einen Augenblick in meinem Umhang. Oh man, war das peinlich!

Nicht, dass er sich jetzt einbildete, dass ich ihn in irgendeiner Weise gut fand! Das tat ich nämlich nicht. Auf keinen Fall. Die anderen Mädchen sollten diesem Schönling doch nachlaufen, mir war er jedenfalls egal.

Ich setzte meinen Gang zum Markt fort und beschloss, nicht mehr an diesen Vorfall zu denken.

Es blieb der einzige Vorfall an diesem Vormittag und ich erledigte so schnell ich konnte meine Arbeiten, denn heute war der erste Freitag im Mondwechsel, was bedeutete, dass ich mich kurz nach Mittag mit Háma treffen würde.




Ich war die erste, die an der kleinen Buche am Rande der Weiden von Edoras ankam und so setzte ich mich erst einmal unter ihre Zweige und starrte versonnen in den ozeanblauen Himmel hinauf.

Ob es nun dem sanften Licht der Sonne oder dem leisen Rascheln der Blätter verschuldet war, jedenfalls musste ich noch einmal eingenickt sein, denn das nächste, was ich wahr nahm, war ein leichtes, aber doch störendes Kribbeln an meiner Nase. Ich nieste, öffnete die Augen und sah direkt in das grinsende Gesicht meines besten Freundes. Er hielt eine kleine Feder in der Hand. „Hey!" Ich setzte eine gespielt böse Miene auf, richtete mich auf und klopfte mir ein paar Blätter vom Kleid. Dann sah ich ihn strafend an. „Wurdest du nicht gelehrt, dass man eine schlafende Dame nicht weckt?"

Háma grinste. „Durchaus, allerdings sah ich dieses Verbot als ungültig, wenn diese Dame für diesen Moment mit mir verabredet ist!" Wir sahen uns an und brachen in Gelächter aus.



„Ich bin froh, dass du gekommen bist." Háma räusperte sich. Er saß inzwischen ebenfalls unter dem Baum und wir hatten uns schon etwas über belanglose Dinge unterhalten. Ich sah ihn verwundert an. Warum war er so ernst? „Natürlich! Warum hätte ich nicht kommen sollen?"

Er musste lächeln und schüttelte den Kopf. Dann setzte er sich so hin, dass er mich direkt ansah. Ich blinzelte. Was sollte das bitte werden?

Er räusperte sich erneut. „Alina... Wir kennen uns nun schon seit zwölf Jahren..." Ich verstand die Welt nicht mehr. „Wir haben zusammen die Gegend erkundet und gespielt. Du hast mehr als einmal bewiesen, dass nicht nur Jungen geschickt im Kampfsport sind." Er musste lächeln. „Du bist eine sehr talentierte und hübsche junge Frau." Meine Wangen verfärbten sich rot. Könnte er bitte auf den Punkt kommen? „Nun..." Háma schluckte.

„Mein Vater hat mich vor ein paar Tagen um eine Unterredung gebeten und- er meinte, dass es langsam Zeit würde, dass ich darüber nachdenke zu heiraten." Ich blinzelte. Er würde doch wohl nicht... Doch er war noch nicht fertig. „Und- ich habe sofort an dich gedacht. Wir kennen uns schon so lange und ich könnte mir keine bessere Frau wünschen. Und... Das mag nun etwas überraschend für dich sein... Aber... Nun, bevor ich bei deinem Vater um deine Hand anhalten wollte, wollte ich dich fragen. Also... Alina, möchtest du meine Frau werden?"

Es folgte eine tödliche Stille. Ich starrte ihn an. Einen Augenblick lang hielt ich das Ganze für einen Scherz, doch es schien ihm wirklich ernst damit zu sein. Erst nach einer Weile brachte ich stotternd ein Wort heraus. „W-was?!"

Ich konnte nicht fassen, was er da von mir verlangte. Ich meine- natürlich war er keine schlechte Wahl, was das betraf, wir verstanden uns gut und es wäre sicherlich vorteilhaft, einen Mann, der im Dienst des Königs stand zu haben, ich konnte nicht einmal sagen, dass er schlecht aussah und viele andere Mädchen würden mich wohl darum beneiden, dennoch- das hier war Háma!

„Nein!"

Mein bester Freund sah mich verwirrt an. „Nein?" „Nein!" Er runzelte die Stirn. „Warum nicht?"

Ich atmete aus. „Versteh mich jetzt bitte nicht falsch, ich mag dich wirklich sehr, aber... Nicht so! Du bist mein bester Freund, das weißt du, aber... Du bist nun mal nicht mehr und ich weiß, viele Mädchen treffen es schlechter, aber... Das geht einfach nicht! Ich möchte nun mal nur jemanden heiraten, den ich wirklich liebe!" Ich zog eine verzweifelte Grimasse und schloss: „Außerdem, seit wann hören wir denn auf Erwachsene?"

Hámas Gesicht hatte sich während meiner Rede immer mehr verdunkelt.

„Nimm Vernunft an, Alina, es wäre das beste für uns beide, wenn du zusagst! Die Zeiten werden gefährlicher und du brauchst einen Mann, der dich beschützt!"

„Das beste?!" Ungläubig starrte ich ihn an. „Nun, vielleicht wäre es das, aber ganz bestimmt nicht das richtige!" Háma sprang auf. „Natürlich wäre es das! Hör auf zu träumen, Alina, und sieh es ein! Wir sind nun älter geworden, wir sind erwachsen, und du brauchst mich!"

Ich sprang ebenfalls auf. „Nein, das tue ich nicht! Ich kann selbst auf mich aufpassen!" Das letzte hatte ich beinahe gefaucht. Er packte mich am Handgelenk. „Du weißt, ich könnte die Heirat einfach so mit deinen Eltern besprechen, ohne, dass du mitentscheidest, also sei vernünftig!"

Ich stieß entsetzt die Luft aus. „Das würdest du nicht tun!" Er sah mich nur zornig an. „Bei euch auf dem Land ist man vielleicht nach diesem Verfahren gegangen, aber hier geht das nicht so einfach! Du bist nun eine Dame und kein Bauerntrampel mehr!" Ich zuckte zurück. „Sollte das eine Drohung gewesen sein? Und fass mich nicht an!" Ich riss seine Hand von meinem Handgelenk und stolperte ein paar Schritte zurück.

„Es wäre verdammt noch mal das beste für dich!" „NEIN!", schrie ich aufgebracht zurück. „Und das weißt du ganz genau! Außerdem würde es gar nichts bringen, wenn du zu meinen Erziehungsberichtigten gehen würdest, das sind nämlich nicht meine Eltern!" Ich sah ihm direkt ins Gesicht. „Und du bist um meilenweit zu alt für mich!"

Ich drehte mich um und rannte weg. Die Rufe meines ehemals besten Freundes ignorierend versuchte ich gegen das Brennen hinter meinen Augen anzukämpfen und ein sicheres Versteck zu finden, bevor dieser Idiot mir hinterherkam. Ich konnte es nicht fassen. Wie konnte er so etwas nur sagen? Wir waren beste Freunde gewesen und mehr nicht! Es hätte niemals etwas zwischen uns werden können! Langsam drang über die Wut noch ein anderes Gefühl an die Oberfläche: Enttäuschung. Sollte das wirklich der Junge sein, der mir mit Feuereifer die ersten Schläge mit dem Schwert beigebracht und mit mir bisweilen sogar Honig vom Imker der Stadt geklaut hatte? Ich hatte gedacht, dass unsere Freundschaft alles überstehen würde und jetzt...

Ich war um die schützenden Mauern der Stadt herumgelaufen, bis zu einem kleinen Tor in der Mauer, das ich als Kind öfters benutzt hatte, um so wenig Menschen wie möglich zu begegnen. Alles, was ich wollte, war alleine sein.

Ich fand eine alte Scheune, die etwas entfernt von der Goldenen Halle ganz am Rand der Stadtmauer stand. Ich öffnete die leise quietschende Tür und sah mich im dämmrigen Licht um. Stroh und Heu. Gut so. Ich ging in die hinterste Ecke und ließ mich an der alten Holzwand hinuntersinken. Dann kauerte ich mich zusammen. Das Schluchzen konnte ich nun nicht länger unterdrücken. Was, wenn Háma tatsächlich zu meinen Eltern ging? Dass das nichts bringen würde, waren natürlich leere Worte- niemand anderes konnte für mich sorgen, also würden sie auch entscheiden, wen ich heiraten würde. Und so nett die beiden auch waren- sie würden das Angebot dieses ach so freundlichen und ritterlichen jungen Mann bestimmt nicht ausschlagen. Und wenn ich an die Hochzeitsnacht denken musste, wurde mir jetzt schon schlecht. Háma war geschlagene elf Jahre älter als ich! Das war zwar nichts dazu, was andere Mädchen ertragen mussten, Danielle aus meiner Nachbarschaft zum Beispiel hatte einen schon über vierzig Jahre zählenden Krieger heiraten müssen, doch trotzdem... Zur Not würde ich einfach davonlaufen. Vielleicht gab es irgendwo einen Ort, an dem ich besser kämpfen lernen konnte. Und meine Schwester suchen, falls sie noch lebte. Ein Wunschgedenken. Ich könnte niemals mehr als einen Tag im Ostland überleben.

Ich wimmerte leise. Ich war komplett alleine. Was sollte ich jetzt tun?

In diesem Moment hörte ich das leise Quietschen der Tür. Mein Herz setzte aus. Wer war da? Hatte Háma mich gefunden? Ich hob den Kopf aus den Armen und sah mit weit aufgerissenen Augen in das dämmrige Licht.

Eine Silhouette.

Braune Augen.

„Was ist los?"

Eine besorgte Stimme.

Und der letzte, den ich hier erwartet hätte.

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