Malaleinchen (Liv): Debora und Bert

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Alle Legenden fingen klein an.

Wie an so vielen Tagen saß Debora im Tänzelnden Pony, um sich die Neuigkeiten aus der Gegend anzuhören. Zurzeit ging es um einen Überfall auf dem Grünweg, welcher sowieso kaum mehr benutzt wird. Debora hatte davon gehört. Ein Händler war auf den Weg zur Verlassenen Herberge, die in den Einsamen Landen stand und wurde dabei von Räubern überfallen. Manche behaupten sogar, dass es Orks waren.

Debora wurde plötzlich aus ihren Gedanken gerissen, als jemand lautstark ein Bier auf ihrem Tisch abstellte. Das Bier schwappte ein wenig über den Rand und verteilte sich. Ein wenig genervt schaute Debora zu dem Verantwortlichen und erkannte einen grimmigen Mann, der in letzter Zeit immer da war, wo sie war. Mittlerweile war Debora sich schon fast sicher, dass er sie verfolgte.

Der Grimmige setzte sich gegenüber von Debora und ließ sie nicht aus den Augen. Fast schon wollte sie aufspringen und einfach gehen. Aber das war doch die Gelegenheit zu erfahren, warum er sie beinahe schon verfolgte. Als hätte der Fremde ihre Gedanken gelesen, fing er an zu sprechen: »Ich beobachte dich schon lange.« Nach diesem Satz schwieg er kurz, als müsse er sich überlegen, was er als nächstes sagen wird. »Du bist anders als die anderen Trunkenbolde hier.«, er deutete um sich, auf die ganze Gesellschaft, welche ausgelassen scherzte und dabei eine menge Lärm verursachte. Auf einem anderen Tisch tanzten Hobbits und sangen dabei ein ziemlich schräges Lied.

»In den Trollhöhen, nordwestlich von Bruchtal, so heiße es, soll eine Kreatur ihre Runde machen. Ich möchte, dass Ihr eine Botschaft nach Bruchtal bringt.«, vollendete der Fremde seine Erklärung. »Machen Sie es doch selber.«, wies Debora ihn ab und schaute demonstrativ woanders hin.

Gerade als Debora gehen wollte, wurde sie festgehalten. Jetzt reicht es! Wütend drehte sie sich rasch um und hielt einen Dolch an die Kehle des Fremden. »Lasst mich los.«, sagte sie leise und jedes Wort betonend. Langsam ließ der Fremde ihr Handgelenk los und sie entzog es ihm sofort, aber der Dolch blieb wo er war.

»Bitte. Ich kann meinen Posten gerade nicht verlassen. In letzter Zeit sind so viele Räuber hier in der Gegend und ich kann die Unschuldigen nicht im Stich lassen!«, versuchte er es erneut. Aber Debora blieb hart. »Send doch einen Vogel. Das ist sowieso schneller, als wenn man reiten würde.« Misstrauisch betrachtet sie den Fremden genauer. Ungepflegter Bart, verschmutze Kleidung und eine Narbe die seine Rechte Gesichtshälfte zierte. »Nein. Jemand muss reiten!«, der Fremde schaute ihr trotzig in ihre braunen Augen.

Debora steckte ihr Messer ein und setzte sich wieder hin. Irgendetwas hielt sie davon ab, einfach zu gehen. »Warum nicht? Sprecht!«, befahl sie harsch und trommelte ungeduldig mit ihren Fingern auf den Tisch. »Es ist ein höchst vertraulicher Auftrag, den man nicht einfach so wegschicken kann. In der Zeit, in der ich Euch beobachtete, habe ich gesehen, dass man Euch vertrauen kann, Debora.« Es gefiel ihr in keiner Weise, wie er ihren Namen aussprach. So als wüsste er alles über sie.

Es vergingen ein paar Stunden, in welchen sie miteinander weiter sprachen und diskutierten, ob Debora es wirklich machen sollte. Je länger sie zuhörte, desto eher wollte sie den Auftrag haben. Endlich mal was anderes als den Chetwald und die Hügelgräberhöhen zu erkunden. »Gut. Ich werde es machen.«, stimmte Debora letztendlich zu. Der Fremde, der sich als ein Waldläufer entpuppte, lächelte sie an und gab ihr einen Briefumschlag mit einem ungebrochen Siegel. Debora nahm ihn und versprach, so schnell wie möglich nach Bruchtal zu reiten um den Umschlag dort einem 'Estel' abzugeben.

In dieser Nacht konnte Debora einfach nicht schlafen. Immer wieder wälzte sie sich von der einen zur anderen Seite. Wie sollte sie den Weg nach Bruchtal finden? Sie war noch nie dort gewesen. Und vor allem sie müsste dazu auf dem Grünweg reiten, durch die Einsamen Lande. Ein mulmiges Gefühl überkam sie. Was hatte sie nur getan?

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