"Ich bin abgerutscht.", gebe ich zu und zucke entschuldigend mit den Schultern. "Aber jetzt, wo du es sagst -- ein Pflaster wäre glaube ich schon ganz gut."

"Ich hole dir eins.", lächelt sie mich an und kehrt sich daraufhin um.

Luzys Pinsel fegen über mein Gesicht. Das Puder kitzelt in meine Nase. Frank ist mit den Locken fertig und muss nun nur noch die lockere Hochsteckfrisur herrichten -- ich habe mir gestern versucht seine Schritte zu merken, auch wenn ich weiß, dass ich soetwas nie hinbekommen würde.

"Ist mir bestimmt schon tausend Mal passiert." Daisy macht eine Handbewegung, als würde sie etwas in der Luft wegschlagen und schüttelt in Erinnerungen schwelgend mit dem Kopf, sodass ihre Locken wild um ihr Gesicht toben. "Das wird schon noch."

"Mir ist das auch schon so oft passiert.", höre ich zu meiner Überraschung Luzy sagen. Warum ich mir dachte, dass jemand wie Luzy bei soetwas fehlerlos sein müsste, weiß ich nicht. Aber es beruhigt mich, dass es anscheinend jedem schon einmal passiert ist. Sogar Frank zeigt uns eine Narbe an seinem Kinn, die er sich vom Rasieren im gesicht zugezogen hatte. Ich frage mich, ob Damien sich schon mal beim Rasieren verletzt hat.

Im nächsten Moment kommt Rosa mit einem kleinen Pflaster zurück. "Hier ist noch eins für deine Clutch, für später zum Wechseln -- wenn es denn nötig ist." Vosrichtig klebt sie eines der beiden über die Stelle am Oberschenkel. Bei der Berührung würde ich am liebsten zusammenzucken, da die Stelle noch enzündet zu sein scheint, aber ich schaffe es, mich noch einmal zusammen zu reißen. "Ich tue es dir am besten direkt in deine Clutch.", schlägt Rosa vor und geht zum Kleiderständer, wo mein Kleid, die Schuhe und die Clutch hängen.

"Danke.", bedanke ich mich bei ihr und lenke meinen Blick auf das wundervolle himmelblaue Kleidungsstück, welches ich gleich anziehen darf. Von der Taille aufwärts ist es beinahe durchsichtig, weswegen ich froh bin, dass ich den BH trage, der meiner Hautfarbe am ähnlichsten sieht. Blätter und Ranken aus himmelblauem Stoff bedecken, was bedeckt werden muss. Das seidige Band an der Taille leitet zum Tüllrock über, der bis zum Boden reicht.

Bevor ich es realisieren kann, teilt mir Frank mit, dass auch er fertig ist, und dass sie mir in mein Kleid helfen wollen. "Du wirst so wundervoll aussehen. Gott, es fühlt sich ja fast so an, als wäre das heute deine Hochzeit.", scherzt Rosa und ich muss nervös lächeln. Zwischen tiefen Atemzügen denke ich daran, wie ich mir als Kind immer gewünscht hatte eines Tages zu heiraten. Dieser Traum verflog jedoch relativ schnell wieder, sobald ich älter wurde. Aber Rosa hat Recht -- meine Mutter hatter mir immerzu erzählt, wie die Braut nicht von ihrem zukünftigen Bräutigam gesehen werden darf. Erst, wenn sie sich vor dem Altar in der Kirche treffen. Trotzdem ist jedem bewusst, dass heute definitiv keine Hochzeit stattfindet.

"Ja, genau.", pruste ich los, bin jedoch nur halbwegs anwesend, da mich mein Kleid zum Schweigen bringt. Ich hoffe, Damien wird es genauso sehr mögen, wie ich.

Doch als Rosa es von der Stange nimmt, schrecke ich aus meinen Gedanken auf. Der Zeitpunkt ist gekommen. Es ist soweit.

Vorsichtig helfen mir acht Hände dabei, mich in den Traum eines jeden Mädchens, einer jeden Frau einzukleiden. Obwohl ich natürlich nicht für jedes weibliche Wesen sprechen kann. Mein jüngeres ich wäre in diesem Moment wahrscheinlich in Ohnmacht gefallen. Zum Glück habe ich mich für flache Schuhe zu meinem langen Kleid entschieden, da ich so gar keine Ahnung habe, wie man auf Schuhen mit Absatz geht, und auf gebrochene Knöchel kann ich gerne verzichten. Es wird ja sowieso niemandem auffallen.

Daisy zieht den Reißverschluss noch das letzte verbleibende Stück hoch -- was nicht sehr weit ist, da das Kleid überwiegend Rückenfrei ist -- da klingelt der Fahrstuhl auf einmal. Unsere Augen richten sich auf die Türen. Rosa und Daisy stellen sich sogar vor mich, damit Damien mich nicht sieht, wenn er in das Apartment kommt.

Jedoch atmen wir alle erleichtert auf, als uns bewusst wird, dass es nicht Damien ist. Stattdessen ist es seine Mutter, die mit ihrem wütenden Gesichtsausdruck die Erleichterung in uns wie ungeschehen wirken lässt.

"Sebastian!", lautet ihr erstes Wort, das mit einer beachtlichen Lautstärke durch das Apartment hallt. Verwirrt schaue ich ihr hinterher, wie sie in Richtung Gästezimmer stürmt, nachdem ihr bewusst wird, dass er sich nicht unter den Personen befindet, die sie gerade verdutzt anstarren. Es bleibt nicht einmal die Zeit, uns zu begrüßen.

Doch kurz bevor sie die Tür des Gästezimmers aufreißt, wird mir bewusst, was sie in den Händen hält -- eine Zeitung, und auf dem Titelblatt ist das Gesicht von Sebastian abgedruckt.


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Oh nein! Sebastian ist in der Klatschpress gelandet o.O

Was haltet ihr von Birdies Kleid? Wollt ihr ein Bild im nächsten Kapitel sehen? (Es existiert nämlich wirklich)  Lasst es mich in den Kommentaren wissen.

Nikolina .xx



The Rain Upon Us (Damien & Birdie - Trilogie #2)Where stories live. Discover now