Kapitel 21

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Leon POV

Warum? Das ist die einzige Frage, die ich mir nur noch stellen kann. Mein Herz liegt in Scherben vor meinen Füßen und der Rest, der noch einiger Maßen ganz ist, habe ich eingesperrt. Was Schmerz mit einem Menschen machen kann ... es ist unvorstellbar. In den letzten Monaten habe ich mich so sehr selbst verloren. Ich wollte diesen Schmerz nicht mehr spüren. Ich wollte gar nichts mehr fühlen. Ich wusste, dass so oder so kein Glücksgefühl dabei sein würde. Die Decke ist auf mich eingestürzt und jeder einzelne Knochen war gebrochen. Kann man es sich so vorstellen? Nein ich glaube nicht. Emotionaler Schmerz liegt so weit vom körperlichen Schmerz weg. Kopfschmerzen? Gebrochenes Bein? Dafür gibt es Schmerztabletten. Für das Herz? Da gibt es was ... und das habe ich weggeschickt. Doch jetzt fühle ich wieder was und ich schaffe das einfach nicht alleine. Jeder Schritt ist so schwer und tut weh. Ich habe keine Kraft mehr zum stehen geschweige denn zum atmen, aber ich darf nicht aufgeben. Es wird besser. Es wird besser. Es MUSS besser werden. Hilfe... Ich vermisse meinen Vater so schrecklich, ich werde ihn nie wieder anfassen können oder mit ihm reden können. Er ist einfach weg. Wenigstens ist es gewiss. Violetta? Sie sehe ich, wie sie mit jemandem glücklicher ist, als sie es mit mir jemals wieder werden würde. Sie ist so greifbar und ich kann sie nicht anfassen. Das ist schlimmer, als die Gewissheit zu haben, nichts mehr tun zu können jemanden wieder zu sehen. Ich könnte sie wieder in meine Arme holen, doch tue ich es nicht. Ich möchte ihr meine Schwere nicht antun und ich möchte sie nicht noch mehr verletzen. Doch ich brauche sie. Mein Herz wird ohne sie nicht mehr heilen können. Wenn es überhaupt wieder geheilt werden kann. Ich habe sie so unglaublich sehr verletzt, obwohl ich wusste was ich da gerade tat. Vielleicht war es mir nicht hundert Prozent bewusst. Ich war so taub und blind und das nur wegen dem ganzen Alkohol. Ich muss sagen, dass es jetzt gerade so sehr schmerzt, wie bisher noch nie. Ich bin wach. Ein Fortschritt. Es ist besser, als gar nichts zu fühlen. Dieser Geisteszustand, wenn man an die Decke sieht und einfach gar nichts fühlt, ist schmerzfrei, aber auch fern von jeglichem Glück. Glück verspüre ich jetzt zwar auch nicht, aber ich fühle etwas Gute, wenn ich Violetta auch nur ansehe, es ist ein Funke von Glück. Doch da sind dunkle, schwere Wolken über diesem Funken, dass er kurz darauf wieder erlischt. Das Leben ist ein großer Sche*ßhaufen und in der Mitte ist das Gold oder die Liebe. Durch diesen ganzen Mist muss man durch, um in die Mitte zu gelangen. Man muss nur tief genug graben. Doch zuerst muss man wach sein. Keine Drogen, kein Alkohol oder sonst irgendwas, was uns in Watte legt. Dicke Rüstung an und ab ins Geschehen, anders geht es nicht. Ein Schlachtfeld nach dem anderen, ein Berg nach dem anderen. Doch am Ende hat man eine schöne Aussicht. Doch man wird Narben und Wunden davon tragen, vielleicht ganze Knochenbrüche. Ich behaupte jetzt mal, dass es sich lohnt nicht aufzugeben, auch wenn man manchmal keinen Ausweg sieht. Ich sehe gerade keinen. Ich sehe, dass ich nicht zufrieden bin mit der Person, die mich angestrengt versucht anzulächeln im Spiegel. Was ist wenn ohne mich vielleicht alle besser dran wären? Nein ... nicht schon wieder diese Gedanken. Ich halte das nicht mehr aus... Ich muss da jetzt durch. Ich bitte um Hilfe. Bitte irgendjemand Hilfe! Vermutlich kann ich mir nur selbst helfen.

Sometimes life changes (Leonetta Fanfiction) [Completed]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt