Nathaniel Reeves

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Bucky legte seine Arme um mich. Er riss sich zusammen und brachte seinen Körper dazu, sich zu beruhigen. Es war so schön, seine wärme fühlen zu können. Solang ists her, als ich sie gespürt hatte. Ich war im Himmel, wenn auch nur für diesen kurzen Moment. 
Er schaute mir in die Augen und gab mir einen unerwarteten kuss auf die Stirn, strich die Haare aus meinem Gesicht und lächelte Schwach. 
''Hör auf, dich so verrückt zu machen, Cameron. Ich bin jetzt hier.''
''Aber du...'', er unterbrach mich. 
''Kein aber. Ich bin hier, ich werde bleiben.''
''Das heißt du wirst mitkommen?''
Er strich mit seinen Fingerspitzen über meine Wange und lächelte erneut. ''Ja, ich komme mit.''
Es ist nicht zu beschreiben, was ich in diesem Moment fühlte. Alles war richtig, alles lief, wie es laufen sollte. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind, dass sich über eine große Überraschung freute. 
Ich lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter und genoss seine Wärme noch für diesen kurzen Moment, sagte nichts. Ich freute mich so sehr, dass mir einige Tränen übers Gesicht liefen. Doch diesmal konnte ich sie verstecken. Ich wusch sie mir weg und lehnte mich noch ein stück mehr in seine Arme. 

Wir genossen es. Doch irgendwann mussten wir uns auf den weg in die Wohnung machen. Wir packten also die Sachen zusammen. Bucky schmiss die Gaslampe ins Wasser, während ich das unberührte Essen und Trinken wieder einpackte. Umsonst hatte ich es trotzdem nicht gekauft, ich konnte es Thor geben, der alles aß was ich ihm gab. 

''Ich hoffe, ich sorge nicht für zuviel aufregung wenn wir dort sind'', murmelte er. 
Ich schüttelte den Kopf. ''Quatsch. Sie werden sich freuen.''
''Denkst du?''
''Alle haben ihr Leben riskiert, um dich zu retten. Ich denke schon. Außer vielleicht Loki und Narfi.''
Bucky blieb stehen und griff meinen Arm, damit ich ebenfalls  stillstand. 
''Moment. Narfi? Loki?''
''Ja, eingesperrt.. Aber ich werde sie die Tage mit Thor nach Asgard bringen, dann haben wir nichts mehr mit denen am Hut.''
''Warum habt ihr sie nicht einfach umgebracht?''
''Loki ist Thors Bruder, Buck. Das geht nicht.''
''Soweit ich weiß sind sie keine Brüder.''
''Sie sind zusammen aufgewachsen, also sind sie im endeffekt schon Brüder.''
Bucky schüttelte den Kopf. ''Ich verstehe dieses ganze liebtun nicht. Damals hätten wir ganz anders gehandelt.''
''Wir würden auch so Handeln, wenn Thor nicht wäre, glaub mir. Aber es ist nunmal so.. Und Außerdem denke ich nicht, dass das ganze Lokis Idee war. Hauptsächlich war es Sigyns schuld.''
''Und sie ist Tot..'', meinte Bucky und nickte. ''Tut mir leid, ich will mich nicht so aufregen. Ich sollte dir gegenüber nicht so sein.''
''Nur raus mit der Wut'', sagte ich und lächelte ihm zu. ''Du wirst meine auch noch oft genug zu spüren bekommen.''
Er zuckte mit den Schultern und grinste Schwach, folgte mir dann weiter zur Wohnung. Als wir dann dort ankamen packten wir schnell seine Sachen. Als ich dann kurz in mein Zimmer wollte, bemerkte ich, dass das Licht in meinem Zimmer an war Die Tür stand offen. Die ganze Etage schien eingeschalten zu sein. 
''Buck?'', rief ich runter. 
''Mh?'' 
''Warst du in der Zeit, in der du hier warst auch oben?''
''Nein. Ich war nur auf der Couch. Warum, ist was?''
''Nein, nein.. Schon gut'', log ich und lief die Treppen langsam rauf. Es brachte jetzt sowieso nichts mehr, sich ranzuschleichen, also knallte ich die Tür einfach auf und nahm erst den Raum unter die Lupe. Es war nichts zu sehen, doch dann kam auf einmal eine Person in das Zimmer. Sie lief auf mich zu, und ich dachte, sie würde mich angreifen wollen. Also holte ich mit meinem Fuß aus und trat die Person zu Boden. Ich konnte sie nicht erkennen, da das Licht in der Ecke meines Zimmers eher Schwach war, ich hatte dort immerhin nur eine kleine Nachttischlampe. 
Die Person versuchte ich zu wehren, da nahm ich die Arme und klemmte sie unter meine Knie, während ich auf ihm saß. 

''Cameron?'', fragte die Person. Die Stimme kannte ich. Wie würde ich sie jemals vergessen können? Sofort schrak ich auf und ging von ihm runter. Ich stand auf und hielt mir die Hand vorm Mund, wusste nicht ob ich geschockt sein sollte oder nicht. Nun trat er auch näher ins Licht, ich konnte sein Gesicht erkennen. Seine Haare waren lang, so ungewohnt lang. Er trug Bartstoppeln, was ich auch nicht gewohnt war. Und er war soviel älter geworden, beinahe hätte ich vergessen wie viele Jahre das alles her ist. Die ganzen Schuldgefühle kamen hoch, doch auch Fragen schossen mir in den Kopf. Warum war er hier? Wie hatte er mich gefunden?

''Nat... Nathaniel'', sprach ich völlig baff vor mich hin. Ich wollte ihn in den Arm nehmen, doch ich traute mich nicht. Ich wollte ihm sofort eine Standpauke halten, wie leid es mir tut, dass ich ihn verlassen habe. Ich wollte ihm sagen, wie schlecht es mir doch ging und wie mich die ganze Familie fertig gemacht hatte. Doch dieser Moment war wohl nicht dafür bestimmt, zuviel Angst hatte ich vor seiner Reaktion. 

Schützend hielt er seine Hände hoch und schaute mich mit seinen großen Augen an. Nates Augen, sie waren das, woran ich mich am besten erinnern konnte. Ich liebte seine Augen. 
''Du bist.. groß geworden'', murmelte er. ''Und Stark. Scheint, als hätte der ganze Kram dich abgehärtet.''
''Es ist schön dich zu sehen.'', platzte aus mir heraus. Sofort schaute ich zu Boden, ich konnte ihm nicht in die Augen sehen wenn er mich anschaute. 
''Ich hatte Angst, ich würde dich nie finden. Ich wollte dich nicht erschrecken.''
''Und ich wollte dich nicht angreifen, tut mir leid.''

Es war ungewohnt angespannt zwischen uns. Eine Sache, die mich traurig machte. Dabei war Nate der einzige Mensch gewesen, bei dem es nie irgendwelche Anspannungen gab. Er war mein Bruder, er war mein Leben. Er war ich. Wir waren wie Zwillinge. 

''Buck?'', fragte er. ''Ein Freund?''
''Sozusagen'', antwortete ich. ''Es ist zurzeit etwas schwer.''
''Der Typ mit dem Metallarm, hm?''
''W..?''
''Ich hab dir nicht nachspioniert, falls du das denkst. Euer Prozess war nur in den Nachrichten und.. Naja, du hast von ihm geredet, und sie haben ihn gezeigt.''
''Suchst du mich deswegen?''
''Nein. Suchen tu ich dich schon seit Jahren, nur hatte ich nun genaue Informationen, wo du dich befindest. Ich hatte gedacht du wärst zurück nach Deutschland. Ich habe dort lange gesucht.''
''Jahren?'', ich fühlte mich nun nur noch schuldiger. Ich ging einige Schritte zurück, bis ich auf mein Bett fiel. Ich musste mich einfach setzen, ich wusste nicht, was ich tun sollte. 
Irgendwann betrat Bucky das Zimmer, da er sich sorgen machte. Als er Nathaniel bemerkte, wollte er erst auf ihn zulaufen, doch ich schaute zu Bucky und nickte. Er blieb also stehen und beobachtete uns nur. 

''Was ist mit Kristina und Pieter?'', fragte ich. Das waren meine Großeltern. 
''Ich weiß nicht, ob sie noch leben. Hab lang nichts mehr von ihnen gehört.''
''Haben sie dich terrorisiert?''
Er schüttelte den Kopf. ''Es war eher andersherum. Ich habe ihnen die Schuld an dein verschwinden gegeben. Um ehrlich zu sein Suche ich dich schon, seitdem du weggelaufen bist. Nur Suche ich erst seit einigen Jahren Intensiver. Es gab keine Hoffnung mehr für deine Rückkehr.''
Ich schaute zu ihm rauf. Zum ersten mal trafen uns unsere Blicke, um mein Herz wurde es sofort wärmer. Er hatte noch genau diesen Ausdruck in seinem Blick, den er immer hatte. Das, was ich so liebte. Und es gab mir ein wenig Heimat wieder. 
''Mir tut das so, so schrecklich leid, Nate. Ich.. Ich habs nicht mehr ausgehalten.''
''Das weiß ich, es war doch nur eine frage der Zeit gewesen, bis du abhaust. Ich fands nur Schade, dass du mir nicht bescheid gesagt hast. Du weißt, ich wäre der letzte gewesen der dich dafür verurteilt. Du bist vor nichts weggerannt, ich wusste doch, was du für ein Leben führe möchtest. Und es ist schön, dass du es soweit gebracht hast.''
Ich stand nun auf und lief auf ihn zu. Ich küsste ihn erst auf die rechte, dann auf die linke Wange. Zum schluss gab ich ihm ein Kuss auf die Stirn, danach umarmte ich ihn. Er hielt mich so fest, es fühlte sich schön an seine Anwesenheit spüren zu können. 
Als wir uns langsam voneinander entfernten, küsste Nathaniel mich ebenfalls auf die Stirn. Er richtete sich danach zu Bucky und reichte ihm die Hand. Als Bucky ihm dann seine Metallhand reichte, wusste ich ganz genau, dass Bucky ihm nur imponieren wollte. Er schaute ihn misstrauisch an, musterte ihn von oben bis unten und hatte nicht einmal sein Blick von ihm gelassen. Nathaniel ignorierte das und reichte ihm trotzdem die Hand. 
''Ich bin Nathanial, Camerons Bruder.''

Und nachdem wer verstand, wer Nathaniel genau war, wurde sein Blick gleich anders. Er schaute ihn verwundert an und nickte. 
''James Barnes'' antwortete er. 

Mir schien das alles zuviel glück auf einmal zu sein. Es war soviel, dass ich angst bekam, dass irgendetwas passieren würde. Ich konnte nicht glauben, dass nach alldem bösen soviel gutes passierte. Doch ich ignorierte den Gedanken, erklärte Nathaniel was wir vorhatten und packte nun mit ihm weiter die Sachen. Nun würde ich nicht nur mit Buck im Tower aufkreuzen, nein. Ich musste allen auch ein neues Familienmitglied vorstellen, und ich war froh, dass ich ihn endlich wieder bei mir hatte. Doch trotzdem hatte ich angst. 

The Winter Soldier - Rise of MischiefWhere stories live. Discover now