Zusammenbruch

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Mein Kopf dröhnte, als ich wieder zu mir kam. Ein helles Licht schien auf mein Gesicht, es war, als würde es meine Augen verbrennen. 
Ich stöhnte auf und kniff die Augen fester zusammen. Als ich dann nachdachte, schreckte ich sofort auf und setzte mich gerade hin. Ich war immer noch in Lokis Käfig, und als ich die Augen öffnete schaute er mich auch sofort an. 

''Hast du dich schön ausgeruht?''
Loki sprach mit Absicht laut, er schrie mir beinahe in mein Ohr. 
''Halt die Klappe'', flüsterte ich und hörte mir die Ohren zu. 
''Was hast du denn?'', rief er. Da stand ich auf, holte aus und schlug Loki mitten ins Gesicht. Ich traf, weil Loki das nicht erwartet hatte. Doch mein Kopf begann sofort an zu pumpen, ein stechender schmerz machte sich in meinem Kopf breit. Ich stolperte zu Boden und massierte meinen Kopf, vergeblich. 
Loki strich sich das Blut von der Nase und beobachtete mich. Er schien nun kein Spaß mehr an alldem zu haben und lehnte sich wieder gegen die Banklehne. 
''Tut mir leid'', murmelte er. ''Wir sollten versuchen, miteinander klar zu kommen, solang wir hier eingesperrt sind.''
''Du bist eingesperrt Loki, nicht ich.''
''Wer sitzt denn hier mit mir fest?''
Loki stand auf und reichte mir die Hand. Ich richtete mich auf, ohne auch nur seine Hand anzufassen. Da fühlte er sich sofort wieder angegriffen. 
''Bist du dir zu fein?'', fauchte er. 
''Vielleicht bin ich das ja wirklich.''

Irgendwann versuchte ich einfach, ihn zu ignorieren. Im schneidersitz hockte ich mich auf den Boden und lehnte mich gegen die dicke Glaswand, schaute mich in dem Raum um und hörte Loki einfach nicht mehr zu. Irgendwann hörte er dann auch einfach auf zu reden und legte sich auf die Lehne. 
Ich bemerkte, dass Narfi mich beobachtete. Nicht einmal hatte er weggesehen, ich konnte seinen Eiskalten Blick spüren. Als ich unsere Blicke dann trafen, sah er beinahe aus wie ein verängstigter Welpe. Doch dann schaute er grinsend zu Boden. 
''Was?'', fragte ich. 
Narfi schüttelte den Kopf. ''Warum verschwendest du deine Zeit hier? Du solltest gehen und Bucky dazu bringen, sich zu erinnern.''
''Du denkst wirklich, das ist kein Kinderspiel, nicht wahr?''
''Es ist ein Kinderspiel. Du erinnerst dich doch auch wieder.''
Ich verdrehte die Augen und stöhnte genervt auf. ''Es bringt nichts mehr, Narfi.''
''Liebst du ihn etwa nicht mehr?''
Ich war Sprachlos. Er sagte diese Worte, als wären sie einfach. Als wären sie nichts. 
''Er wird dich nicht lieben können, wenn er sich nicht erinnert. Du wirst und bist eine Fremde.''
''Hör auf'', fauchte ich. 
''Nie wieder wirst du ihn bei dir spüren können.''
Irgendwann reichte es mir. Er sagte noch soviele andere Dinge, die es mir immer schwerer machten, ruhig dort zu sitzen. Irgendwann schlug ich so fest gegen die Glasscheibe, dass die Alarmanlage läutete. Sofort kam jemand in den Raum, als würde es um leben und Tod gehen, und dann sah ich das geschockte Gesicht von Steve und Tony. 

''CAMERON!'', schrie Steve, der sofort zur Zelle kam. ''Was zum Teufel machst du dort?''
Ich richtete mein Kopf auf die Kaputte Whiskeyflasche. Sofort schüttelte er den Kopf. 
''Das kannst du doch nicht machen!''
''Stell dich zum Tor, ich lass dich raus'', murmelte Tony. 
Ich stellte mich dort hin und huschte schnell aus der Zelle hinaus. Loki und Narfi schauten mir neugierig hinterher, und Narfi hörte ich noch etwas sagen. 
''Das wollte ich erreichen'', sprach er. ''Mach dich auf die Suche, häng nicht in der Zelle meines Vaters herum''
Für keinen kurzen Moment blieb ich stehen und schaute ihn an. Er sah nun so friedlich aus, als hätte er eine gute Tat vollbracht, auf die er stolz war. Ich versuchte, ein leichtes Lächeln auf den Lippen zu bekommen und nickte. Dann zerrte Steve mich aus dem Raum, und danach erwartete mich der Ärger meines Lebens. 

''Du bist Lebensmüde, hm? Denkst du nur an dich selbst?''
''St-'', Steve ließ mich nicht sprechen. 
''Es geht nicht nur um dich! Es geht um uns alle, und es geht vor allem auch um mich, verstehst du das? Es ist nicht nur, dass Bucky mir fehlt! Du bist der einzige Mensch in diesem Gebäude, der das, was ich fühle nachvollziehen kann. Wir haben uns, daran müssen wir uns jetzt festhalten. Was ist denn mit mir? Was ist, wenn du jetzt weg wärst? Ich.. Verstehst du nicht, dass es mir auch schlecht geht, Cameron?''
''Doch, sicher, Steve..''
''Warum tust du das dann?''
''Ich habe getrunken!'', rechtfertigte ich mich. 
''Nein, das ist keine entschuldigung. Das ist nie eine entschuldigung. Tu das nie wieder, ab jetzt passe ich auf dich auf.''
''So nicht!'', fauchte ich nun. ''Ich bin kein kleines Kind!''
Da packte er mich an den Schultern und drückte mich Grob gegen die Wand. Seine Augen waren zornig, doch die Sorge.. Oh, ich konnte sehen, wie sehr er sich sorgte und es tat mir im herzen weh. Ich fühlte mich so unwohl, so egoistisch. 
''Schau dich an'', sagte er nun etwas ruhiger. ''Schau uns an. Wir sind beide hiflos, Kinder sind hilflos. Wir sollten beide auf uns aufpassen. Ich..'', Steve schluckte und versuchte, die Tränen zu unterdrücken. ''Ich habe keinen mehr, der auf mich aufpasst. Ich habe keinen, der mich kennt, mich versteht. Ich habe dich, und du hast mich. Wir sollten... Wir sollten einfach das beste daraus machen, Cam.''
''Es tut mir so, so schrecklich leid, Steve'', murmelte ich. Es tat mir weh, ihn weinen zu sehen. Er war so gebrochen, am Boden zerstört. Ich hätte Nachdenken müssen, ich hätte zu ihm gehen sollen. Immer hätte ich zu ihm gehen sollen, wie konne ich das nur vergessen? Wie konnte ich nur an meine Gefühle denken, wenn doch Steve genau dasselbe durchmachen musste?
Er lehnte seinen Kopf gegen meine Schulter und ließ sich in meine Arme fallen. Nun war ich es, ich musste stark sein. Ich musste Steve zeigen, dass ich für ihn sorgen konnte, so wie er es für mich tun konnte. Er zeigte mir die Gefühle, die ihm das Leben zur hölle machten. Er zeigte mir den Schmerz, den er fühlte. Und es brach mir das Herz, ihn dort in meinen Armen zu haben. Er schien mir nicht mehr der große Steve zu sein, der Starke Cap den jeder kannte. Jetzt war er der kleine Junge aus Brooklyn, der zerbrechliche, kleine Steve der auf Buckys unterstützung angewiesen war. 

Ich riss mich zusammen und versuchte nicht zu weinen. Zwar hatte ich Tränen in den Augen, doch ich versuchte nicht zu schluchzen. Stattdessen strich ich über Steves Rücken, drückte ihn fest an mich und zeigte ihm, dass ich da war. 
''Shhh'', flüsterte ich. ''Ich bin da, es tut mir leid. Ich bin da, Steve.''
Langsam beruhigte er sich, doch er war komplett auseinandergebrochen. Er ließ alles raus, was ihn bedrückte. 
Ich brachte Steve in mein Zimmer. Dort hockte er auf meinem Bett, während ich mich vor ihm kniete und ihm vorsichtig die Hand hielt. Er zitterte, war komplett verzweifelt. Es verstörte mich, ihn so zu sehen. Es war für mich immer schwer, Menschen so zu sehen, da ich selbst bei mir nicht damit klar kam. 
''Steve''
Steve schüttelte den Kopf und schaute mir nun zum ersten mal wieder in die Augen. Das Blau seiner Augen strahlte nur intensiver, weil es rund herum gerötet war. 
''Hat Loki dir wehgetan?'', fragte er, als er mit seiner Hand über mein Hinterkopf strich. Die Wunde war verkrustet und schmerzte nicht mehr so sehr. 
''Wir hatten eine Auseinandersetzung, aber.. Es ist nicht mehr wichtig, ich bin nicht mehr dort.''
''Wenn du das nächste mal auf die Idee kommst, etwas zu trinken, redest du mit mir'', sprach er. 
''Werde ich.''
''Versprichst du mir das?''
Ich lächelte ihn schwach an. ''Ich versprechs dir. Wir sollten versuchen, alles aufrecht zu erhalten. Bucky ist nicht verloren, auch wenn es mir so scheint.. Irgendwas muss man tun können. Er hat dich noch nicht gesehen, es wäre wahrscheinlich, dass er sich eher an dich erinnert als an mich. Wir sollten uns nur noch zusammen auf die Suche nach ihm machen, egal ob er gefunden werden möchte oder nicht. Am Ende wird er uns dankbar sein.''
Steve nickte und atmete tief durch. Der Schwerste teil des kompletten Zusammenbruchs war wohl überstanden. 

The Winter Soldier - Rise of MischiefWhere stories live. Discover now