Mittagspause mit Loki

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Während Bucky schlief nutze ich die Nacht zum Nachdenken. 
Es war eine kalte Nacht gewesen, die Beleuchtung der Stadt erhellte das Zimmer, da wir eine komplette Fensterfront hatten. Ich betrachtete Bucky, der wirklich friedlich aussah, wenn er schlief. Sein Gesicht war nicht verzogen, es sah zufrieden aus. Vielleicht träumte er Dinge, die ihn zufrieden machen. Ich hätte es gern gewusst. 
Es war ein Wunder, ihn so zu sehen. Ich musste an damals denken, an die Zeit, in der er nicht er selbst war. Wie mir gesagt wurde, er war ein Geist. Er tauchte aus dem nichts auf, und verschwand. Wurde dann nie mehr wieder gesehen. Das passierte oft. Er war aber auch ein Geist, weil er sich nicht mehr an sein altes Leben erinnerte. Er wusste nicht, wer er war. Hatte keinen Plan, wie es war, Menschlich zu sein. Er vegetierte nur vor sich hin, gehorchte und Kämpfte für die falsche Seite. Ich hatte ihn nie gefragt, ob er damals Wut empfunden hat, als sie ihn geschlagen hatten. Es gab oft Momente, in denen Bucky zum vorschein kam, und dann wurde ihm wehgetan. Aber nie habe ich ihn gefragt, was er gefühlt hat. Was er gefühlt hat, als er die Menschen umbringen musste. Ich wusste nicht, ob de richtige Zeitpunkt dafür jemals kommen würde. Ich wusste auch nicht, ob ich es jemals erfahren würde. 
Was für mich aber in diesem Moment zählte war, dass er neben mir lag. Ich konnte über ihn wachen, aufpassen, dass er nicht schlecht träumte.  Ich wusste, dass ich ihm helfen konnte, wenn was wäre. Würde ich nicht neben ihm liegen, würde mir unwohl sein. Nicht, weil ich mich allein gefühlt hätte, nein. Weil ich wüsste, dass er allein wäre, dass er vielleicht schlecht träumen würde ohne, dass ihm jemand von diesem Traum befreit. Er würde bis zum ende Träumen und allein und verstört aufwachen. 

Ich schlief die ganze Nacht nicht. Ich lag nur Hellwach da und starrte Bucky an, fühlte mich teilweise krank, weil ich ihm beim Schlafen beobachtete. In der Nacht kailbierte sich sein Arm genau 3 mal neu. Er war es wahrscheinlich gewohnt und wurde deswegen nicht wach, aber sein Arm war oft der Grund weswegen ich mitten in der Nacht ab und zu wach wurde. Er entschuldigte sich immer dafür, doch ich gab ihm nie die Schuld dafür. Ich war froh, dass Bucky langsam anfing das Leben zu akzeptieren, dass er jetzt führte. Er war kein anderer Mensch, er war Bucky. Nur mit einer vergangenheit mit der er klar kommen musste. Und ich war da, um ihn dabei zu helfen. Doch die wichtigste Person bei all dem war und wird auch immer Steve sein. Steve war der Mensch, der alles in Ordnung bringen konnte. Die zweite hälfte von Bucky. Sie waren Brüder, Seelenverwandte. Es machte einen Glücklich, die beiden zu sehen. Sollte sich jemand eine besondere Freundschaft wünschen, dann sollte er sich ein Beispiel an den beiden nehmen. Obwohl keine Freundschaft mit der der beiden zu vergleichen ist. Beide waren Tod geglaubt, beide sind in den Krieg gezogen. Beide sind in einer völlig neuen Welt aufgewacht, und alles haben sie zusammen erlebt. Ihre Kindheit, ihre Jugend, ihre Zeit im Krieg.. Ihre Zeit in der neuen Welt. Nur die Zeit der trauer, die konnten sie nicht zusammen durchstehen. Steve hatte mir erzählt, dass er damals einsam im Pub getrauert hatte. Bucky konnte nicht einmal trauern, er hatte keine erinnerungen. Und das war traurig. Vielleicht war es gut für Steve, 70 Jahre lang zu schlafen. Er war nicht bei verstand und musste nicht all zu lang ohne Bucky leben, auch wenn das wiedersehen nicht gut verlaufen war. 

Am Tag sah ich Bucky kaum. Er war in der anderen Zentrale, wurde mit Viktoria dort eingeteilt während ich mich mit Adrian beschäftigen musste. Es war komisch, Fremde Menschen um mich herum zu haben. Ein halbes Jahr lang habe ich mich nun an die kleine Gruppe gewöhnt, wir waren wie eine Familie. Da war die Arbeit nicht mehr wirklich leicht. 
Was mich aber froh machte war, dass Tony sich ab und zu in der Zentrale Blicken ließ um vielleicht neue Hilfe und Unterstützungen für S.H.I.E.L.D vorzustellen. 

''Das war Schräg gestern'', meinte Adrian und brach so nun das Schweigen zwischen uns. ''Ich war irgendwie mies zu ihm gestern und habe ihn provoziert. Es war mein Fehler und ich weiß, dass ich verdammt gut Provozieren kann. Du könntest ihm, wenn du so nett bist, ja ausrichten, dass es mir leid tut. Ich will nicht, dass er mir beim nächsten wiedersehen den Schädel einschlägt mit seinem Metallarm.''
''Hör auf'', ermahnte ich ihn. ''Sag einfach nichts in seiner Nähe und glotz ihn nicht an.''
''Irgendwie müssen wir aber Kollegen werden'', fügte Adrian hinzu. ''Wir müssen wahrscheinlich irgendwann auf gemeinsame Missionen. Da bringts nichts, sich anzufeinden.''
''Ich kann das sehr gut trennen. Wenn du das nicht kannst, solltest du dir besser 'n anderen Job suchen.''
Adrian schüttelte den Kopf. ''Na, mir gefällts hier.''

Ich mochte es nicht, wie er mit mir sprach. Er war zwar sehr unhöflich, doch schaute so verdammt unschuldig dabei. Ich wusste nicht, ob mich das wütend machte oder ob es mich doch davon abhielt, ihm eine reinzuhauen. Er war schwer zu durchschauen und ich wusste nicht wirklich, was genau seine Absichten waren.
Mein Armband piepste. Das war das Armband, das wir während der Mission von Tony bekommen hatten. Ich legte mein Kopfhörer an und hörte mir die Nachricht an. 

''Zurzeit verhält sie sich normal. Melde dich, wenn dir was auffällt.''
''Ist in Ordnung'', sagte ich leise, damit Adrian mich nicht hörte. 

Der Tag verlief eher ruhig. Wir hatten nicht viel zutun außer Formulare überreichen und Wache halten. Niemand verhielt sich mehr auffällig und es ist ruhig rund um SHIELD geworden. Selbst der Typ von der Verhörung meldete sich nicht einmal mehr, da jeder wusste, dass man uns nichts anhaben konnte. Vielleicht bekamen wir wieder die Macht, die uns zusteht. Irgendwann würde die Zeit kommen, in der man sich wieder an uns wenden würde, wäre etwas im Busch. Aber wir mussten jetzt erst einmal warten.. Und hoffen. 

Wir hatten Pause und entschieden uns dazu, im Restaurant essen zu gehen. Adrian redete nicht viel, und es wurde langsam angenehmer in seiner Nähe. Ich blendete seine Blicke einfach aus und war froh, wenn er mal normal sprach. 
''Ich hab jemanden eingeladen'', murmelte er. ''Ich hoffe, das macht dir nichts aus.''
Ich zuckte mit den Schultern. ''Haben sowieso nicht lang Pause, ich werds aushalten.''
''Na dann'', meinte er nur und grinste mich schief an. Warum er grinste wusste ich nicht, aber es war mir auch egal. Ich konzentrierte mich auf den Kaffee und auf die Pasta, die ich mir bestellt hatte. 

Da trat jemand durch die Tür. Ein großer Mann, eher schmal gebaut. Er trug feine Klamotten und langes, Schwarzes Haar. Sein Gesicht war Blass, und seine Augen strahlten hellblau. Er erinnerte mich an Adrian, woraus ich schloss, dass sie wohl miteinander verwandt waren. Dazu kam er mir noch verdammt bekannt vor, aber ich konnte ihm niemanden zuordnen. 
Er setzte sich zu uns und lächelte mich Freundlich, aber auch irgendwie merkwürdig an. Er lächelte zu lang, was mir ein komisches Gefühl gab. Seine Stirn legte sich leicht in Falten, als er lachte. Was komisch war: Seine Augen schienen nicht so, als würden sie mitlachen. Sie betrachteten mich, starrten zu mir, aber ohne irgendein ausdruck von Freundlichkalt. Sie waren so kalt wie die blaue Farbe, die sie trugen. 

Dann wandte er sich zu Adrian und nickte ihm zu. 

''Das ist mein Vater'', begann Adrian. Er lächelte nicht mehr, sondern schaute nun ernst aus. Ich wusste nicht, was genau los war. Ich betrachtete die beiden, und je länger ich auf Adrians Vater schaute, desto mehr kam er mir bekannt vor. Und ich grübelte, versuchte mich zu konzentrieren, bis es plötzlich klick machte. Und ich bekam Panik. 
Ich versuchte mich zu regen, doch ich blieb steif dort sitzen und wusste nicht, was ich tun sollte. 

''Gute Entscheidung nicht zu flüchten'', sagte er in einem herablassenden Ton. ''Die Menschen hier werden dir kaum helfen. Und es wäre nicht wirklich schlau, mich zu verärgern.''
''Loki'', fauchte ich. 
Er grinste mich zufrieden an, als würde er es schön finden, seinen Namen zu hören. Als würde es ihn auf irgendeine Weise bestätigen. Sein Anblick widerte mich an. Hätte ich die Kraft dazu, würde ich ihm sein Gesicht vom Körper reißen und es zerschreddern lassen. So sehr widert mich dieses hämische Grinsen an. 
''Das ist mein Sohn Narfi'', begann er. ''Vielleicht ist ja zurzeit ein guter Zeitpunkt, der Welt meine Familie vorzustellen.''
''Familie?'', fragte ich. 
''Meine Frau ist auch Anwesend.''
Ich schüttelte den Kopf und meine Gedanken waren schlagartig bei Bucky, der nun wahrscheinlich bei Viktoria war. Ich würde alles darauf setzen, dass es Lokis Frau war. 
''Was wollt ihr hier?''
''Du stellst keine Fragen!'', schrie er zu mir. Er war plötzlich so rasend und gemein geworden. Das war Loki, wie ein Mann der noch mitten in der Pubertät steckte. Er hatte Stimmungsschwankungen und wollte die Welt an sich reißen. Wollte damit prahlen. Er war in meinen Augen ein Dummer Angeber, der unverdient zu viel Macht hatte. 
Er stand auf und zog mich an meiner Jacke, so, dass ich aufstand. Adrian, oder eher gesagt Narfi stand ebenfalls auf und schaute sich um. 

''Wir werden deinem geliebten und meiner Frau einen Besuch abstatten. Ich rate dir, dich zu benehmen. Meine Frau hat was gegen das Menschliche Weibliche Geschlecht. Und ich kanns voll und ganz verstehen. Sollte sie Zornig werden, dann Gnade dir Gott'', und dann Lachte er. ''Aber was kann euer Gott schon tun!''
Grob griff er mein Handgelenk und schleppte mich mit sich mit. Wir stiegen in einen Wagen. Loki fesselte mich noch am Sitz, schloss dann die Tür und setzte sich nach vorn neben Narfi, der am Steuer saß. 

Ich wusste nicht, wie ich jetzt noch entkommen sollte. Ich hatte auch keine Ahnung, was ich hätte tun sollen. Ich war nicht jeden Tag in der Gefangenschaft eines verdammten Gottes, der nur Mist im Kopf hat. Ein Gott, der die Erde wie einen Boxsack behandelt. Er lässt seine Laune an die Menschen aus. Ihm ist es egal, wie viele Menschen durch ihn sterben. Ihn kümmert es einfach nicht. Und seiner Familie machte es wohl genauso wenig aus, sonst wären sie nicht auch hier. 
Wie sollte ich es Tony und den anderen Berichten können? Ich hatte Angst, vor dem was als nächstes passieren könnte

The Winter Soldier - Rise of MischiefWhere stories live. Discover now