Erinnerungen

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Thor brachte uns nach New York, doch die anderen hatten nicht mit Thors Ankunft gerechnet, er meinte er würde sich auf dem weg zu Jane machen, stattdessen suchte er Loki. Alle glotzten mich an und wussten nicht, ob ich bei Verstand war. Ich sagte kein Wort und erwartete von ihnen, ebenfalls die Klappe zu halten. Thor warf ich einen Wütenden Blick zu, bevor ich in mein Zimmer verschwand. Ich wusste, dass ich Loki nicht allein finden konnte. Ich konnte absolut nichts tun und es war nicht auszuhalten. 
Ich dachte nicht daran, mich auszuziehen. Ich war immer noch bereit sofort loszuziehen um Bucky zu suchen, ich wäre jederzeit bereit gewesen. Nichts anderes hätte ich lieber getan, ich würde Wahnsinnig werden. 
Es war ruhig im Tower, normalerweise hörte man die anderen sonst reden, doch es war still. Als müssten sie plötzlich ruhig sein, weil das Problemkind eintraf. 
Um was zutun zu haben, nahm ich meine Waffen und begann sie zu reinigen. Damals hatte ich probleme damit, meine Waffen auseinander zu nehmen. Nie hatte ich sie wieder zusammengesteckt bekommen, doch mein Bruder konnte mir das alles gut beibringen. 
Mein Bruder war ein wunderbarer Mensch gewesen, trotz all dem Stress, den er beim Bund hatte, war er immer bei mir und für mich da. Er war der einzige, der mir das mit unseren Eltern nie übel nahm. Der Rest meiner Familie sah allerdings schon vorher immer das Schlechte in mir. Ich war eine Agentin, ich würde nicht für das gute Kämpfen. Und sie sagten mir oft, dass sie es schon vorhersehen konnten. Dass ich irgendwann jemanden Umbringen würde, der es nicht verdient hatte. Damit meinten sie meine Eltern. 
Sie verstanden nie, dass das nicht ich war. Und eine Zeit lang haben sie mich selbst glauben lassen, dass ich es war. Dass ich Spaß daran gehabt hätte, und es was schönes für mich war. Ich war sauer auf meine Großeltern, auf meine ganze Familie, doch sie wollten mich im endeffekt nur wegekeln. Also ließ ich auch meinen Bruder im Stich, als ich die Familie verließ. Ich hatte eines Tages meine Sachen gepackt und bin von Chicago abgehauen. Ich ließ alles hinter mir, was mir wirklich schwerfiel. Am schwersten war die Sache mit meinem Bruder, und damit hatte ich auch selbst ihn wütend auf mich gemacht. Doch was hätte ich tun sollen? Ich wurde Terrorisiert, man wollte mich nicht mehr haben. Man konnte denken, dass sie im endeffekt froh waren, dass das passiere. So konnte man mir mein ganzes Leben lang etwas unterstellen, was ich nicht abstreiten konnte. Und die wenigsten verstanden, was wirklich geschehen war. Die wenigsten hatten Nachgedacht, und fast einer kannte mich wirklich. Für alle war ich nur ein Agent, und da war es doch egal ob man fürs gute oder böse kämpfte. Ich wusste nicht, warum ich über all das nachdachte, und es tat auch weh. Doch es beruhigte mich und ließ mich wundern, wie schnell ich die Waffen mittlerweile wirklich zusammenbauen konnte. Ich war stolz auf mich und hoffte, dass mein Bruder es auch war. Irgendwo würde er sein, und irgendwann würde er mal wieder an mich denken. Die Frage ist nur, ob er mich als einen guten oder schlechten Menschen sieht. Was erzählt er über mich, wenn er sich öffnet? Sagt er, dass er mich hasst, und das ich ihn allein gelassen habe? Oder sagt er, dass er mich vermisst, aber das er verstehen kann, dass ich ihn verlassen hatte?

Die einzige Familie die ich jetzt noch hatte waren meine Freunde, und Bucky. Doch ich wusste ehrlich gesagt nicht, ob ich dabei war, auch das alles noch zu verlieren. Verlor ich mich selbst schon? Wusste ich überhaupt noch, wer ich überhaupt war? Bevor Bucky kam, bevor die Avengers-Sache war, war ich ein komplett anderer Mensch. Es war mir wichtig, mich selbst zu schützen. Niemanden hatte ich über mich gestellt, ich dachte nur an mich. Doch bei jedem Kampf, der jetzt kam, war es anders. Ich dachte an meine Freunde, und versuchte nicht nur mich, sondern auch sie irgendwie schützen zu können. Ich steckte Schläge ein, und kämpfte nicht zurück. Ich hätte Bucky daran hindern können, mich so hinzurichten wie damals. Doch aus irgendeinem Grund konnte ich nichts tun, und ich war mir nicht wirklich sicher, ob das wirklich gut war. Machte mich das alles nicht ein wenig Schwächer? Ist das der Grund, warum Loki zum Beispiel nicht mit sich reden lässt? 

Völlig in meinen Gedanken versunken merkte ich gar nicht, dass es an der Tür klopfte. Ich wollte nicht, dass jemand reinkam, doch es war jemand ganz unerwartetes. Es war Sam, der vorsichtig mein Zimmer betrat und die Tür leise hinter sich Schloss. 
Er hatte nicht dieses Typische Sam-Gesicht aufgelegt, er schien mir nun ernster zu sein und auch ein wenig besorgt. 
Er hockte sich auf den Sessel gegenüber von meinem Bett und schaute mich an. 

''An deiner Stelle würde ich auch am liebsten Sofort aus dem Tower rennen und ihn Suchen, wirklich. Aber ich weiß, dass dir klar ist, dass das nichts bringen würde. Ich will nur klarstellen, dass ich.. Nein, wir alle dir helfen. Du musst dich erst einmal beruhigen, und wir müssen einen Plan schmieden. Du weißt, dass Bucky sofort sterben würde, wenn er merken würde, dass wir ihn angreifen. Er hat dir gedroht, und mit Loki ist nicht zu spaßen.''
''Sam'', murmelte ich. ''Es ist ja nett, dass du mich aufmuntern willst. Aber ich brauch das grad nicht, ich brauchte gar nichts.''
''Das soll keine Aufmunterung sein'', erklärte er. ''Ich will nur von dir hören, ob dir klar ist, in welcher Situation wir alle stecken? Du bist nicht die einzige, wir stecken alle da drin. Was denkst du, wie es Steve geht? Es bringt nichts, wenn du dich abkapselst. Es macht uns allen nur Extraarbeit, die uns das ganze nur noch mehr erschwert.''
Ich setzte mich gerade auf und schaute zu Sam, versuchte über das Nachzudenken, was er sagte. 
''Es ist nur so, dass ich das verstehen kann. Ich habe meinen Freund verloren, ich habe überlebt und habe mich sooft gefragt, warum. Ich kam lang nicht damit klar, bis ich mich dazu entschieden haben, anderen zu helfen. Ich weiß, wie es ist jemanden im Krieg zu verlieren. Und das hier ist Krieg, keine Frage. Aber du hast Bucky noch nicht verloren, er lebt. Wir haben eine Chance, und es ist das beste, sich daran festzuhalten. Du solltest dir nicht irgendwelche Szenarien ausmalen, das erschwert dir die ganze Sache nur.''
Ich fing unter Tränen an zu Lachen und wurde Sauer. 
''Woran soll ich denn denken? Dass Loki ein Tee mit Bucky trinkt, hm?''
''Hat er euch was getan? Als ihr dort wart?''
Ich dachte nach, und schüttelte dann den Kopf. 
''Loki ist keiner, der Quält. Er benutzt Bucky lediglich als Waffe, es würde ihm nichts bringen ihn dann wehzutun.''
''Du denkst er will ihn als Waffe einsetzen? Warum machen das alle mit Buck?''
''Weil er eine Starke Waffe ist'', sagte Sam und schaute mich traurig an. ''Du warst auch eine, aber Bucky ist Schwächer als du. Sein Gehrin funktioniert noch nicht so gut wie deins, es ist nicht so lang her, als er noch ein Manipulierter Hydra-Soldat war.''
Ich nickte und schaute zu Boden. ''Tut mir leid'', flüsterte ich. ''Das mit deinem Freund.''
''Er hat für diesen Job gelebt, und er ist nicht umsonst gestorben. Ich lebe Praktisch für ihn weiter, sonst wäre ich dem Team nicht beigetreten. 'Ne Zeit lang wollte ich das nicht mehr, aber er hätte es gewollt. Er hätte mich überredet.''
Ich grinste Sam leicht an, und er stand nun auf und ließ sich, typisch für Sam, auf mein Bett fallen und verschränkte seine Arme. 
''Ich kann meine Matratze rüberholen'', murmelte er. ''Es wäre verständlich, wenn du heut Nacht nicht allein Schlafen willst. Du kannst mich anquatschen wenn du reden musst.''
Ich nickte und war dankbar dafür. 

Sam baute also sein Boden-Bett auf und machte es sich bequem dort, während ich mich duschen ging. Ich wünschte mir so sehr, Bucky bei mir zu haben. Ich fühlte mich nicht komplett. 

''Du solltest morgen mit Steve reden'', sagte Sam, als ich mich in mein Bett legte. Ich schaute zu Sam und nickte, doch ich hatte Angst, mit ihm zu reden. 
''Er hat uns erzählt, dass du ihm im Manupuliertem Zustand hast gehen lassen, er hat sich darüber den Kopf zerbrochen, keine Ahung.. Er ist ziemlich neben der Spur.''
''Ich versteh das'', antwortete ich. ''Ich werde mit ihm reden, Versprochen.''
Sam grinste und drehte sich dann um. ''Jetzt Schlaf'', murmelte er.

The Winter Soldier - Rise of MischiefWhere stories live. Discover now