3. Ziall

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Niall P.O.V.

"Heute werden wir uns mit dem Thema Schreiben beschäftigen. Sicherlich hat jeder von euch schon einmal in seinem Leben einen Brief geschrieben. Oder?", fragend sah uns unser Lehrer an, woraufhin wir alle zustimmend nickten. "Gut. Dann habe ich eine Aufgabe an euch. Jeder von euch schreibt einen Brief. Es ist egal an wen ihr ihn schreibt. Es kann euer bester Freund sein, eure Familie, eure Freundin. Sucht euch einfach jemanden aus. Am Ende der Stunde werde ich ihn einsammeln und benoten. Die Noten bekommt ihr dann in der nächsten Stunde."

Ich brauchte nicht lange, um zu entscheiden, schrieb. Ich nahm das leere Blatt Papier, welches unser Lehrer ausgeteilt hatte, einen Stift und begann dann zu schreiben. Aus den Augenwinkeln konnte ich noch erkennen, wie auch Liam, mein bester Freund, anfing zu schreiben.

"Ich habe einen geliebten Menschen verloren. Wer sagt, so ist das Leben, der weiß nicht, wie weh das tut...

Es ist egal, zu welchem Zeitpunkt man einen geliebten Menschen verliert. Es ist immer zu früh und es tut immer weh.

Es ist nie der richtige Zeitpunkt. Es ist nie der richtige Tag. Es ist nie alles gesagt. Es ist immer zu früh. Und doch sind da die Erinnerungen, Gedanken, Gefühle, schöne Stunden. Einfach Momente, die einzigartig und unvergessen bleiben. Diese Momente gilt es festzuhalten, einzufangen und im Herzen zu bewahren.

Die Trauer kann man nicht sehen, nicht hören, kann sie nur fühlen. Sie ist ein Nebel, ohne Umrisse. Man möchte diesen Nebel packen und fortschieben. Aber die Hand fasst ins Leere.

Die Trauer hört niemals auf, sie wird ein Teil unseres Lebens. Sie verändert sich und wir ändern uns mit ihr.

Denn auch in der Trauer gibt es ein Licht. Das Licht der Erinnerung. Das Licht des Glaubens. Und das Licht der Hoffnung.

Es gibt eine Brücke zwischen den Lebenden und den Toden. Es ist die Liebe. Die steten Erinnerungen an ihn, seine Stimme, sein Lachen, seine Wärme, seine Sorge und Güte. Seine Herzlichkeit hat in den Herzen der Menschen Spuren hinterlassen. Sie sind ein kostbares Vermächtnis.

Erinnerungen sind wie Sterne in der Nacht. Sie funkeln hell in unseren Herzen.

Wir Menschen begreifen den Tod erst, wenn er uns jemanden genommen hat, den wir lieben.

Als Du noch bei mir warst, war vieles voller Abschied. Jetzt, wo Du nicht mehr da bist, ist vieles voller Nähe.

Du bist nicht mehr da, wo Du warst, aber Du bist überall, wo wir sind.

Immer, wenn wir von Dir erzählen, fallen Sonnenstrahlen in unsere Seelen. Unsere Herzen halten Dich umfangen, so, als wärst Du nicht gegangen.

Deine Stimme, so vertraut, schweigt. Deine Nähe, so gewohnt, ist nicht mehr da. Du fehlst! Doch was bleibt, sind dankbare Erinnerungen. Denn in der Dunkelheit der Trauer leuchten die Sterne der Erinnerung.

Wie gerne würde ich Dich zurück auf die Erde holen, um einfach mit Dir zu reden. Deinen Rat hören. Dich umarmen. Einfach wieder Zeit mit Dir verbringen...

Ohne Dich hätte ich niemals so eine schöne Kindheit gehabt. Nicht so viel gelacht oder ernste Gespräche geführt. Du hast mir gezeigt, auf was es im Leben ankommt. Was wirklich wichtig ist. Du warst der wundervollste Mensch, mit dem größten Herz, auf der ganzen Welt. Um so mehr schmerzt es mich, zu wissen, dass Du nicht mehr hier bei mir bist.

Auch wenn ich nicht weiß wo Du bist, bist Du doch immer nah bei mir und ich bei Dir. Das Herz und die Seele bleiben hier.

Und dann denke ich, dass Du da oben auf mich aufpasst und ich fühle mich wieder ein wenig sicherer...

Ich schicke Dir mein Herz in den Himmel und mit ihm tausend Küsse und tausend Umarmungen.

Danke für die wunderbare Zeit, Deine Liebe und das, was bleibt. Ich werde Dich niemals vergessen.

Dein Niall, der Dich für immer liebt.

Always"

Nachdem auch die letzte Stunde für diesen Tag vorbei war, packte ich meine Sachen, nahm meinen Rucksack und verließ das Klassenzimmer. Ich machte mich auf den Weg zu meinem Schließfach und verstaute meine Bücher darin. Dann lief ich zum Ausgang des Schulgebäudes und ging ohne Umwege in die Richtung des Friedhofes. Ich musste jetzt einfach zu ihm. Der Tag war einfach zu viel für mich. Ständig musste ich an ihn Denken. Da halfen auch keine aufmunternden Sprüche meines besten Freundes Liam.

Er hatte alles versucht, um mich heute zum Lächeln zu bringen. Er wollte den Tag erträglicher für mich machen. Er wusste, wie es mir heute gehen würde. Eigentlich wollte er mich zum Friedhof begleiten, doch ich sagte ihm nur, dass ich alleine sein möchte und er akzeptierte es. Zwar widerwillig, aber er tat es.

An meinem Ziel angekommen, trat ich durch die Türe und machte mich auf den Weg zur achten Reihe auf der linken Seite. Das Grab ganz außen war seins. Heute war sein Todestag. Vor genau einem Jahr war mein fester Freund Zayn gestorben.

Als ich vor ihm stand, konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich sank auf meine Knie und begann zu schluchzen.

One Direction (One Shots, boy x boy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt