Embrace

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Ängstlich strecke ich meine Hand aus. Meine Finger zittern bedrohlich. Werde ich verrückt? Was, wenn ich ihn mir nur einbilde? Was ,wenn mich mein Geist erneut täuscht? Es kann nicht sein, denke ich. Kid würde niemals mit einem Revolver losziehen ,um dann sein Ziel zu verfehlen.  War ich sein Ziel? Im Wald hatte er mich fast erwischt.

Mein Herz schlägt wild in meiner Brust und mein Magen beginnt erneut zu schmerzen. Ich komme dem Abbild von Law immer näher. Ich muss ihn berühren. Ich muss mich davon überzeugen, dass er aus Fleisch und Blut besteht und nicht nur meiner Phantasie entspringt. In seine stahlgrauen Augen zu blicken vermeide ich. Zu groß wäre der Schmerz, wenn ich ihn mir doch nur einbilde.

Mein Nackenhaar stellt sich auf, als meine Finger den weichen Stoff seines Mantels berühren. Das Blut rauscht laut in meinen Ohren. Ich spüre leicht den ruhigen Herzschlag des Halbgottes ,an der empfindlichen Haut meiner Fingerspitzen. Gedämpft dringt das rhythmische Klopfen durch den Mantel. Ich spüre es deutlich. Er lebt.

Ich blicke zu ihm auf. Ich suche seine Augen. Jetzt, wo ich sicher bin ,dass er real ist ,will ich diese wundervolle Farbe erneut sehen. Die stahlgrauen Iriden sind auf mich gerichtet. Sie blicken in meine Seele. Ich bin so froh, dass er noch lebt. Alles Andere scheint in diesem Moment unwichtig für mich. Mein Blick huscht über sein Gesicht. Er ist nicht verletzt, nur ein wenig beschmutzt.

Ein Gefühl breitet sich in mir aus. Ich will ihm nachgeben. Es ist mir egal, ob er es zulässt oder nicht. Schnell bewege ich mich nach vorn. Die Decke rutscht erneut von meinen Schultern und bedeckt wieder die Kacheln am Fußboden. Diesmal friere ich nicht. Mein Körper glüht vor Freude. Ich bin glücklich. So lange war ich nicht mehr glücklich.

Meine Arme schlingen sich um seinen Oberkörper. Meinen Kopf bette ich auf seiner Brust. Ich lausche seinem rhythmischen Herzschlag. Tränen bilden sich in meinen Augen, doch diesmal vor Freude. Ich hatte solche Angst um ihn. Ich habe gelitten.

Ich spüre deutlich die Muskeln an seinem Rücken. Ich spüre, wie sie sich anspannen. Es ist ihm unangenehm, denke ich. Kann er es nicht genau so genießen ,wie ich? Hat er sich nicht gesorgt? Ist er nicht glücklich, mich unversehrt zu sehen? Eine Schwere legt sich, wie die Wolldecke ,um mich. Ich bin Seiner nicht würdig, denke ich.

Ich will mich bereits geknickt von ihm lösen. Ich schäme mich  für meine überschwängliche Handlung. Innerlich hatte ich gehofft, er würde genau so reagieren. Plötzlich legt er seine Arme um mich. Seine Hände platziert er an meinem Rücken und drückt mich noch näher an sich. Seine Muskeln entspannen sich. Ich höre, wie sein Herz schneller schlägt. Oder bilde ich es mir nur ein?

Ich genieße die Umarmung. Jeder Mensch braucht körperlichen Kontakt. Es steigert unser Wohlbefinden. Es macht uns glücklich. Eine Umarmung kann viel  bewirken.

Ich weiß nicht, wie lange wir so da stehen. Ich bemerke nicht, wie der Mann mit dem komischen Namen die Küche verlässt. Ich konzentriere mich nur auf Law's Herzschlag, auf seinen gleichmäßigen Atem, auf seinen berauschenden Duft. Dieser Moment soll nie enden. Ich fühle mich gut ,bei ihm.

Nach einiger Zeit löst Law langsam die Umarmung auf. Ich vermisse dieses Gefühl sofort. Er beugt sich herunter und hebt die Decke vom Boden auf. Er legt sie mir erneut um die Schultern.  Den Stuhl, den ich umgestoßen habe, stellt er wieder auf die Füße. Ich bin so froh, dass er noch lebt, denke ich.

Er entledigt sich seines Mantels  und geht um den Tisch herum, um sich auf den Platz zu setzten, den Penguin vorhin in Beschlag hatte. Ich setze mich auf den Stuhl. Der Kamillentee steht dampfend vor mir. Gierig ergreife ich die Tasse und führe sie an meinen Mund. Ich nehme einen kräftigen Schluck ,der heißen Flüssigkeit. Warm läuft sie meine Kehle hinab. Sie lässt die Schmerzen in meinem Magen leicht abklingen .

„Wenn du fertig bist ,fahren wir." , sagt Law gelassen. Ich setze meine Tasse ab und blicke zu ihm. Er sitzt da, die Ellenbogen aufgestützt, das Kinn auf den gefalteten Händen gebettet. Das Stahlgrau seiner Augen sticht hervor. Sein Blick bohrt sich in mich. Er wirkt zufrieden.

Was hat er getan, dass er so zufrieden ist? Meine Augen weiten sich. Ich habe meinen Freund vergessen. Ich habe nur an den Halbgott gedacht und den roten Riesen vergessen. Law hatte ebenfalls eine Waffe bei sich. Hat er sie benutzt?

„Wie geht es Kid?", frage ich panisch.

„Ist er dir so wichtig?" , stellt er gelangweilt seine Gegenfrage. Nach kurzer Zeit nicke ich. Natürlich ist Kid mir wichtig. Ich kenne die ganzen Hintergründe nicht. Ich kann nicht über ihn urteilen. Er ist trotzdem mein Freund.

Law's Mundwinkel ziehen sich leicht nach unten. Seine Laune scheint sich, bei meiner Geste noch mehr ,zu verschlechtern.

„Niemand wurde verletzt." , sagt er gereizt. Er steht auf.

Mein Herz klopft aufgeregt. Erleichtert schließe ich die Augen. Ich vertraue seinen Worten. Ich habe keine andere Wahl.

Noch einmal führe ich die Tasse an meinen Mund ,um sie leeren. Über den Rand hinweg erkenne ich die tätowierte Hand des Halbgottes, die auf dem Tisch aufliegt. Er steht dicht neben mir und blickt auf mich hinab. Ich will die Tasse absetzen, um Etwas zu sagen, doch seine Finger legen sich auf den Boden der Tasse und kippen sie nach oben.

Er zwingt mich dazu, sie mit großen Schlucken zu leeren. Als der letzte Schluck meine Kehle hinab rinnt, nimmt er mir grob die Tasse ab und stellt sie auf den Tisch. Verwirrt beobachte ich sein Handeln. Er ergreift meine Hand und zieht mich auf die Beine. Er entfernt die Decke von meinen Schultern und legt sie zusammen. Er hält mir den Mantel auf, damit ich hinein schlüpfen kann.

Erneut ergreift er meine Hand und führt mich aus der Küche. Im Flur steht der Mann, mit dem komischen Namen und zwei Reisetaschen. Verwirrt blicke ich zu Law.

Wohin fahren wir ?

Red ( One Piece OC x Kid/ Law FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt