Shame

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Dieser Duft, er ist so verdammt gut.

Er lässt mich beinahe die Kontrolle über mich verlieren.

Es ist so heiß , wie in der Hölle.

Ich spüre das Fieber in mir.

Spüre, wie es Besitz von mir ergreift.

Ob er genau so fühlt?

Der Halbgott steht vor mir. Schön und erhaben wie immer. Das Grinsen schmückt immer noch seine schmalen Lippen. Unverändert blickt er auf mich hinab. Sein Blick gleitet auf meinen Kopf. Er betrachtet meine neue Haarpracht genauer.

Das Grinsen verschwindet, er hebt eine Braue. Betrachtet abschätzig mein Werk. Betrachtet meine fransige Kurzhaarfrisur. Doch ich bereue mein Werk nicht. Ich fühle mich wohler. Fühle , wie ich ein Teil meines Lebens entfernt habe.

Plötzlich wendet sich der Halbgott ab. Verwundert blicke ich ihm hinterher. Er ist ein unhöflicher Mensch, der offenbar nur von Außen schön zu sein scheint. Wie tickt wohl sein Inneres?

„Komm mit, ich fahre dich nach Hause.", sagt er gelangweilt und blickt sich nicht um. Mein Gesicht verzieht sich zu einem Grinsen. Er kann mich mal! Denke ich. Ohne weiter auf den Halbgott zu achten, gehe ich um meinen  Wagen herum. Ich entriegle ihn und will gerade die Tür öffnen, doch Law's tätowierte Hand legt sich auf die Autotür und drückt diese wieder zu.

Ich sehe seine Hand. Die gebräunte Haut. Den seltsamen Kreis auf dem Handrücken. Die Buchstaben auf den Fingern. Endlich habe ich die Gelegenheit, zu erfahren was da geschrieben steht. Death. Aber wieso Death? Ich sollte ihn fragen, denke ich.

Ich spüre seinen warmen Atem an meinem Ohr. Ich versteife mich merklich. Was hat er vor?

„Komm mit!", befiehlt er mir knurrend.

Ich kneife die Augen zusammen und balle die Hände zu Fäusten. Ich will mich wehren. Ich will mich nicht mehr so behandeln lassen. Nicht von ihm. Ich kann Befehle nicht ausstehen!

„Nein!", sage ich mit zittriger Stimme. Von Law vernehme ich nur ein Schnauben. Die Hand, welche immer noch auf der Tür meines Wagens ruht, krallt sich blitzschnell in die Wolle meines Schals. Scharf ziehe ich die Luft ein. Ruppig dreht mich Law zu sich. Er kommt mir näher. Ich will nach hinten weichen, doch mein Wagen versperrt mir den Weg. Ängstlich presse ich mich an ihn. Ich will das nicht.

Der Halbgott kommt mir immer näher. Drück seinen Körper an mich. Er lässt mich nicht entkommen. Wieso tut er das? Hat er keine Angst ,uns könnte Jemand sehen? Jemand könnte ihm Etwas unterstellen!

„Hör zu! Ich kann dich auch unter ärztliche Beobachtung stellen!Du bist psychisch labil!Du führst dir selbst Verletzungen zu!", knurrt er mir entgegen.

Entsetzt reise ich die Augen auf. Er erpresst mich. Wütend starre ich ihn an. Sein Lippen wandeln sich zu einem gewinnenden Lächeln. Er hat mich gebrochen.

Ich würde ihn so gern hassen, denke ich. Doch ich kann nicht. Warum kann ich es nicht? Ich gebe mich geschlagen und folge ihm zu seinem Wagen. Ich habe keine Wahl.

Als Law vor meinen Wohnhaus parkt, schnalle ich mich ab und steige überstürzt aus. Ich will weg von ihm. Weg von seinen Spielchen. Mit meinen Schlüssel öffne ich die Haustür.

Etwas lässt mich stutzen. Ich höre nicht, wie der Wagen sich entfernt. Ich höre nicht einmal mehr Motorengeräusche. Verwundert blicke ich nach hinten und erschrecke, als ich Law dicht hinter mir entdecke. Er will doch nicht etwa in meine Wohnung?

„Verpiss dich einfach!", rutscht es mir zornig heraus. Aus Angst vor einer Rüge des Halbgottes, schiebe ich schnell die Tür auf und verschwindet im Haus. Ich will sie schließen , doch ein Widerstand hindert mich daran. Kräftig lehne ich mich mit aller Kraft und Körpermasse gegen die Tür, doch Nichts hilft. Durch den Türspalt erkenne ich, dass Law mich lässig ,mit einem Arm, daran hindert die Tür zu schließen.

Böse funkelt er mich an. Sein Grinsen ist wieder da. Er gibt der Tür einen kräftigen Ruck. Schiebt sie komplett auf. Ich taumle nach hinten, habe Mühe mein Gleichgewicht zu halten. Dieser Arsch, denke ich. Er geht einfach an mir vorbei. Steigt, wie selbstverständlich ,die Stufen zu meiner Wohnung empor. Wütend laufe ich ihm nach. Wieder lässt er mir keine Wahl.

Als wir meine Wohnung betreten, fühle ich mich mehr als nur unbehaglich. Ich will nicht, dass er hier ist.  Ich schäme mich sehr. Ich sehe wie er durch meine Wohnung schreitet. Wie er Alles genau betrachtet. Als er mich damals fand, hatte er offenbar keine Zeit dazu.

Der dreckige Fußboden. Das unordentliche Bett. Die vielen Umzugskartons. Dreckiges Geschirr. Müll. Schmutz. Ich schäme mich so schrecklich. Kann er nicht einfach verschwinden? Ich sehe, wie er die Tür zum Badezimmer öffnet. Ich will ihn noch aufhalten, doch  es ist zu spät.

Dieser Mann, dieser unglaublich schöne und begabte Mann, in den teuren Kleidern, sieht nun die Überreste meiner gestrigen Tat. Ich schlucke hart. Tränen sammeln sich in meinen Augen. Ich bin wütend. Auf ihn und auf mich selbst.

Ich habe Nichts entfernt.  Dies Scherben liegen verstreut herum. Überall ist eingetrocknetes Blut. Die abgeschnittenen Haare. Alles ist noch genau so, wie ich es hinterlassen habe. Ich will nicht, dass er Es sieht.  Doch Law betrachte Alles . Lässig lehnt er sich an den Türrahmen. Vergräbt seine Hände tief in den Hosentaschen. Er nimmt jedes Detail in sich auf.

Diese Schönheit.

Mit den Spitzen, seiner teuren Schuhe ,schiebt er ein paar Scherben und Haarsträhnen über den Boden. Dann beugt er sich hinunter. Er zieht ein Taschentuch aus seiner Hosentasche und hebt Etwas vom schmutzigen Boden auf. Er dreht es ,hin und her. Ich bemerke wie er stutzt und sich zu mir umdreht.

Er hat sie in der Hand. Die Scherbe, mit der ich es beenden wollte. Er hat sie aufgehoben. Vorsichtig hält er die Scherbe zwischen den Fingern. Sie ist übersäht mit getrockneten Blut.

Beschämt wende ich den Blick ab. Bitte lass diesen Alptraum enden, denke ich. Verschwinde einfach wieder! Lass mich allein!

Ich merke kaum, wie Law den Raum durchquert. Tränen verschleiern meine Sicht. Warum kann er mich nicht allein lassen?

Ruppig reist er an meinem Arm. Streift den Ärmel meines Mantels zurück. Er entblößt mein Handgelenk. Er zieht es zu sich, sieht es prüfend an. Seine Brauen sind zusammengezogen. Die Falte auf seiner Stirn ist zurück. Die stahlgrauen Augen sind konzentriert auf eine Stelle gerichtet.

Auf der bleichen Haut hat sich ein Streifen  gebildet. Verursacht durch das Aufdrücken der Scherbe. Deutlich ,hebt sich der dunkelrote Streifen von meiner Haut ab. Ich blicke zu Law. Sein Blick ist starr auf mein Handgelenk gerichtet. Seine Kiefer bewegen sich angestrengt. Grob drückt er mich nach hinten, entfernt seinen Griff von meinem Handgelenk.

Er dreht sich suchend im Raum um. Was sucht er? Im nächsten Moment wirft er mir die rote Tasche, von Kid, zu. Fragend blicke ich zu ihm.

„Pack ein paar Kleider zusammen! Du kommst mit mir!" , sagt er mit ruhiger Stimme zu mir.

„Wieso?", spreche ich meine Gedanken aus.

Law hebt den Blick und schaut mir tief in die Augen.

„Ich lasse dich nicht hier zurück!", sagt er ruhig.

Mein  Herz setzt einen Moment aus. Wieder ist er zu mir gekommen, um mir eine helfende Hand zu reichen. Wieso nur?

Ich schließe die Augen, ich schäme mich so. Ich will nicht, dass er mir Befehle erteilt. Wieso hilft er mir schon wieder ? Ich bemerke kaum ,wie ich anfange zu schluchzen. Wie die Tränen meine Wangen hinab laufen.

Ich schüttle kräftig den Kopf. Ich kann nicht mit ihm kommen. Ich kann keinen erneuten Streit mit dem roten Riesen gebrauchen.

„Bitte.", vernehme ich Law's dunkle Stimme.

Überrascht blicke ich auf. Wische mit dem Ärmel grob über meine Augen.

Ich blicke in seine Augen.

Blicke in das wunderschöne Stahlgrau.

Diese Schönheit.

Ich schäme mich unendlich für mein Leben.

Langsam nicke ich.

Er lässt mir keine Wahl.

Red ( One Piece OC x Kid/ Law FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt