Gone Forever

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Langsam öffne ich die Augen. Licht fällt hinein. Ich schließe sie schnell wieder. Presse die Augenlider fest aufeinander. Licht ist mein Feind. Mein Kopf meldet sich dröhnend. Der Geschmack des Wodka, hat sich fest in meinem Mund verankert. Ich darf mich nicht bewegen, denke ich. Zu groß ist die Gefahr, dass mir übel wird.

Ich weiß nicht, wie lange ich noch da liege. Wie lange ich mich für mein gestriges Verhalten hasse. Meine Taten bereue. Nie wieder werde ich mich so schrecklich betrinken. Ich hab keine Ahnung ,wie ich hier her gekommen bin. Wo bin ich überhaupt? Meine Sinne sind immer noch getrübt.

Noch einmal starte ich den Versuch ,meine Umgebung unter die Lupe zu nehmen. Mit zusammen gekniffenen Augen drehe ich mich zur Seite. Ich bin Einmal dankbar dafür, in meiner Wohnung zu sein. Zum Glück habe ich nichts Schlimmeres angestellt.

Ich denke, an den roten Riesen. Denke ,an die Situation am brennenden Wagen. Er hat meine Mutter beim Vornamen genannt. Der Abschied viel ihm anscheinend schwer.  Wieso ? Mein Herz zieht sich zusammen. Ich weiß so Wenig über ihn. Wie er zu meiner Mutter stand. Wie lange würde es noch dauern, bis ich den Brief erhalte, den er mir versprochen hat?

Vorsichtig richte ich mich auf. Ich habe das Gefühl, dass jede falsche Bewegung meinen Mageninhalt hervor bringen wird. Ich setze mich auf die Bettkannte. Reibe mir, mit den Händen über das Gesicht . Nie wieder, denke ich. An meinen Händen hängt noch etwas der Geruch, von Benzin und Zigaretten. Der Rauch des Feuers, hat sich an mir und meinen Kleidern festgesetzt. Ich stinke. Ich muss duschen, denke ich.

Nackt stehe ich vorm Spiegel. Vermeide diesmal nicht den Blick zur Gestalt. Irgendetwas muss sich ,nach gestern, geändert haben. Ich habe doch losgelassen. Doch Nichts hat sich geändert. Die Gestalt, recht dürr und bleich. Hässlich wie eh und je. Blutunterlaufene Augen, wirres Haar. Nichts hat sich geändert.

Warum hat sich Nichts geändert? Mir müsste es besser gehen, jetzt, wo ich losgelassen haben. Wo ich sie aus meinem Leben gelassen habe. Abschied genommen habe. Doch die alltägliche Schwere legt sich wieder über mich. Wütend knirsche ich mit den Zähnen. Blicke der Gestalt in die dunkelbraunen, stumpfen Augen. Wann werden sie wieder glänzen? Wie fühle ich mich?

Keuchend stütze ich mich auf dem kalten Waschbecken ab, den Blick immer noch starr in meine eigenen Augen gerichtete.

Warum änderst du dich nicht?

Warum fühlst du dich nicht besser?

Ich sage mir selbst, dass ich dich nicht total vermisse.

Ich lüge nicht, ich verweigere bloß meine Gefühle.

Doch ich fühle mich nicht besser. Nie werde ich mich besser fühlen.

Es ist Mehr nötig, um loszulassen.

Viel mehr. Ich war noch nicht bereit.

Tropfen um Tropfen, landen meine salzigen Tränen im beschädigten Porzellan. Ich könnte das Waschbecken mit meinen Tränen füllen.

Mein Blick huscht über die Gestalt. Warum bist du nicht die, die du sein willst?

Schreiend schlage ich, mit der Faust, auf die glatte Oberfläche. Mit einem Klirren, zerspringt sie in unzählige Teile. Klimpernd landen die Scherben im Waschbecken und auf dem Fußboden. Stechende Schmerzen sind an meiner Hand spürbar. Bebend stehe ich da. Das Blut beschmutzt alles. Es sickert aus meiner geschundenen Hand. Färbt alles rot. Ich sollte diese Farbe hassen.

Mit zittrigen Händen, ergreife ich eine der Scherben. Fest umschließe ich sie mit den Finger. Sie fügt mir ,in den weichen Handflächen, brennende Schnitte zu. Das Blut verlässt meinen Körper. Jetzt oder nie. Ich kann der Sache nur so ein Ende setzten. Nur so. Nur so werde ich erlöst, denke ich.

Zitternd führe ich die Klinge an mein Handgelenk. Ein kräftiger Schnitt dürfte genügen. Nur einer, dann ist Alles vorbei. Ich habe aufgehört zu schluchzen. Mein Körper wird ruhiger. Ich muss Es tun, denke ich.

Ich halte die Scherbe fest, drücke sie auf meine blasse Haut. Die spiegelnde Seite ist zu mir gedreht. Ich erkenne die Gestalt. Erkenne die Gestalt in der Scherbe. Erkenne mein eigenes Gesicht. Erkenne, wie es hasserfüllt schaut.

Doch die Augen, sind stumpfer als zuvor. Es ist nicht richtig. Ich habe Angst davor. Wieso habe ich Angst davor? Wieso nur? Mein Atem geht schnell und stoßweise. Panik kriecht in mir hoch. Ein Ausweg ist nicht in Sicht. Ich muss doch Etwas unternehmen.

Wie von selbst ,findet meine Hand den Weg zu meinem hochgebundenem Haar und öffnet den Knoten. Mein viel zu langes Haar ,ergießt sich über meine Schultern und kitzelt meine kalte Haut. Kräftig packe ich eine Haarsträhne. Reise schmerzhaft daran, um sie zu straffen. Ich fahre mit der Scherbe über die Strähne. Ich höre, wie jedes einzelne Haar durchtrennt wird. Wie ich einen Teil meines alten Lebens entferne. Das letzte Haar ist durchtrennt. Die lange Haarsträhne liegt in meiner Hand. Zufrieden betrachte ich das schwarze Haar, welches dem meiner Mutter so ähnelt.

Immer wieder ergreife ich Strähnen, trenne sie ab und lasse sie achtlos zu Boden fallen. Mein Haar wird immer kürzer. Es fühlt sich gut an. Blut von meiner Hand, tropft mir auf das Gesicht. Hinterlässt seine Spuren. Doch es ist mir egal. Ich werde erst mein Werk vollenden. Will mich verändern.

Wie im Rausch, lasse ich die blutverschmierte Scherbe, klirrend zu Boden fallen.

Ich weiß nicht was los ist.

Ich weiß nicht was falsch lief.

Es fühlt sich an, als wäre es Jahre her.

Ich kann immer noch nicht glauben, dass du gegangen bist.

Ich kann nicht aufgeben.

Der Brief ist alles ,was ich will.

Der Brief ist das Letzte , was ich von ihr erhalten werde.

Erst jetzt wird mir klar, sie ist für immer gegangen.

Red ( One Piece OC x Kid/ Law FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt