Kapitel 23 - Vernunft oder Verstand

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Liv's Sicht

Ich glaube ich bin im Irrenhaus. Hatte der Mann der mich gebissen hat, etwa doch recht? Trägt sie die Schuld an dem was mir passiert ist? Was überhaupt ist mir passiert? Ein mir völlig fremder Mann hat mich überfallen, mich gepackt, zur Seite gezogen, meine Haare zur Seite gestrichen und seine Zähne in meinen Hals gerammt. Ich weiß ja, das Menschen auf verrückte Sachen stehen, aber von diesem Fetisch habe ich noch nie etwas gehört. Ahnungslos trifft es wohl gut. Ich bin ahnungslos was hier gerade geschieht, warum ich überfallen wurde, was mit meinem Körper passiert und was mit Dana gerade geschah. Ist sie auf Drogen? Sie muss auf Drogen sein. Bin ich auf Drogen? Mein Körper.. ist so warm. Habe ich Fieber? Ich habe Fieber und das alles ist nur ein Traum. Ich wache gleich von diesem Alptraum auf, in meinem Bett. Zuhause. Dort wo ich zuhause bin.

»Das ist kein Traum« sagt Dana. Kann sie meine Gedanken lesen? Sie muss gesehen haben, wie ich mir in den Arm gezwickt habe. Mein Hals fühlt sich trockener an. »Lass mich dir erklären, Liv..« Nein. Das ist alles nur ein schlechter Traum und ich wache gleich auf. Unruhig laufe ich vor mich hin, wie wacht man aus einem Traum auf? »Olivia, wir müssen dir etwas erklären und es ist wichtig, dass du uns zuhörst« Vielleicht wache ich endlich auf, wenn ich mitspiele. Genau! Ich muss mitspielen, damit das endlich ein Ende hat. Mal sehen, was sie mir hier auftischen wollen. »Okay, leg los« antworte ich ihm und reibe die Hände bereit zusammen.   Sag du es ihr

WOAH. Ich schrecke auf, gehe ein paar Schritte nach hinten und halte mich an dem Bett hinter mir fest. Es trifft mich wie ein Schlag. »Was war das?!« »Was meinst du?« »Warum hat sich das flüstern nicht wie ein flüstern angehört, sondern so, als würdet ihr direkt neben mir stehen?« Dana ist fassungslos, sie greift nach dem Mann neben ihr. »Es geht schneller voran als ich in Erinnerung habe« sagt sie ihm. »Viel schneller als eigentlich möglich« fügt er hinzu. »Von was redet ihr?« »Das versuchen wir dir ja zu erklären, Liv« »Dann komm endlich auf den Punkt, Dana. Dieser Traum wird mir langsam zu real« antworte ich mürrisch, genervt und ja, auch verunsichert. »Das was gerade mit dir passiert..« Sie kommt einen Schritt auf mich zu, steht nun an der obersten Treppenstufe. »Nennt sich Verwandlung« »Eine Verwandlung? So etwas wie die Pubertät?« »Schlimmer« »Was kann schlimmer sein?« »Das was dir passieren wird« sagt Henry, ohne groß um den heißen Brei herum zu reden. »Was wird mir denn passieren?« frage ich nun vorsichtig. Will ich wirklich wissen, was sie darauf zu antworten haben? Wahrscheinlich muss ich es wissen, um endlich aufzuwachen. »Du liest doch gerne Bücher über Übernatürliches, oder?« Ich habe ihr davon mal im Unterricht erzählt.. »Ja« »Wir..« Sie deutet auf sich, Henry und dem Mann neben ihr. »Wir sind Vampire und das was dir passieren wird, ist« »Nein, halt stop. Hör auf mir Unsinn zu erzählen« unterbreche ich sie. »Liv, ich sage dir« »Dana, ich sagte stop.« unterbreche ich sie erneut. »Verkauf mich nicht für dumm. Hör auf mich anzulügen und sag mir einfach, wie ich aus diesem Alptraum wieder aufwachen kann, denn das was du mir gerade erzählen willst, sind nichts weiter als Geschichten. Wie die Zahnfee, nur.. blutiger« »Es ist die« »Wenn du mir jetzt sagst, dass es die Wahrheit ist, dann drehe ich durch« Sie hadert mich sich, das sieht man ihr an. »Warum versuchst du nicht, zu uns zu kommen?« Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet.

Ich laufe auf die Treppe zu und merke, wie erschöpft ich mich anfühle. Der Traum, oder was auch immer das hier ist, zieht an meinen Kräften. Als jedoch eine Frau, etwas jünger als ich, mit blonden Haaren vor mir steht, fühlt es sich an als würden tausend Sturmschläge durch meine Adern fließen. Jede Zelle meines Körpers steht in Flammen, doch niemand löscht das Feuer. Alles an was ich denken kann, ist sie. Sie übernimmt völlig meine Gedanken, blendet den Lärm um uns aus, bis ich schließlich nur noch ihren Puls schlagen höre. Die Vernunft kämpft gegen meinen Verstand an, der mir sagt, ihr die Pulsadern aufzuschlitzen und jeden Tropfen ihres Blutes zu trinken, bis sie wie eine leere Hülle zu Boden fällt.

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