Kapitel 2 - Wiedervereinigung

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Jetzt da ich die Hand auf meinem Mund spüre, könnte ich mich dafür ohrfeigen nicht früher bemerkt zu haben wer es ist. Ich bin viel zu unsicher geworden, ich muss meinen Kräften und mir selbst mehr Vertrauen schenken.

»Du bist so ein Arsch!« lächelnd nehme ich ihn in meine Arme und und genieße es ihn wieder bei mir zu haben, auch wenn es wahrscheinlich nur für kurze Zeit ist. »Ich wasch dir gleich deinen Mund aus Schwesterchen« murmelt er, woraufhin ich die Augen verdrehe. Henry ist zwar mein Zwillingsbruder, aber von unserem Menschenalter hat er definitiv nichts. Er ist eine alte Seele durch und durch.

Es fühlt sich irgendwie kalt an als er mich loslässt.. so als wäre ich wieder alleine, obwohl er mir doch gegenüber steht. Er ist zum Greifen nah und doch fühlt es sich an als wäre er Kilometer weit weg.

»Was machst du eigentlich hier?« frage ich ihn besorgt. »Warum hältst du dich nicht an den Plan? Henry wenn dir was passieren würde..« und noch ehe ich meinen Satz beenden kann, unterbricht er mich. »Ich weiß« murmelt er. »Du brauchst nicht besorgt zu sein, ich habe alles in meiner Macht stehende getan um meine Spuren zu verwischen. Ich existiere also eigentlich nicht« fügt er schulterzuckend hinzu, woraufhin ich automatisch grinse.

Eigentlich hat er ja recht, so etwas wie wir dürfte nicht existieren.. und doch gibt es mehr von uns als alle sich vorstellen können.

»Was hab ich jetzt schon wieder gesagt?« Henry kneift seine Augenbrauen zusammen und sieht nachdenklich aus. »Alles gut« antworte ich lediglich. Mit einem Atemzug sagt er »Ich wurde verfolgt« ganz so, als würde er es schnell hinter sich bringen wollen. »Und das sagst du mir erst jetzt?!« frage ich ihn entsetzt. »Bist du dir auch ganz sicher dass du deine Spuren gut verwischt hast? Henry, wenn er auf dem Weg hier her ist.. wir sind noch nicht dazu bereit ihm gegenüber zu treten« sage ich und werde zum Ende hin immer leiser, da ich es manchmal selbst noch nicht glauben kann. »Wir haben es doch gerade erst geschafft« Er legt seine Hände auf meine Schultern, nimmt mich in seine Arme und streichelt beruhigend über meinen Hinterkopf, so wie er es früher schon tat als wir noch klein waren.

Durch so eine simple Berührung von ihm, spüre ich wie ich wieder atmen kann, denn allein der Gedanke an das was uns bevor stehen würde schnürt mir die Kehle zu. In seinen Armen fühle ich mich geborgen..

»Ich war auf Durchreise als ich auf einmal bemerkt habe dass ich verfolgt wurde« erklärt er mir dann endlich, weil er ganz genau weiß ich würde keine Ruhe geben. »Aber wie kann das denn sein? Hast du dich zu erkennen gegeben?« »Nein natürlich nicht« brummt er. »Hat Logan sich darum gekümmert?« »Ich kann meine Probleme alleine beseitigen Dana« »Will ich wissen wie?« »Die Antwort auf die Frage kennst du schon« grinst er. »Wir können es uns nämlich nicht erlauben erwischt zu werden« füge ich nochmal hinzu, nur um auf Nummer sicher zu gehen.

Werde ich mal wieder zu paranoid?

»Ich weiß Dana, aber hör mir mal genau zu..« Henry nimmt mein Gesicht in seine Hände. »Vor seinen Gefolgsleuten brauchen wir beide uns ja wohl am wenigsten fürchten. Ich verstehe sowieso nicht warum er immer wieder welche schickt, wenn er ganz genau weiß dass sie eh nicht lebend zurück kommen werden« Erneut muss ich grinsen. »Dürfte ich fragen was sie so amüsiert, Miss Thompson?« »Henry, kein Mensch sagt Gefolgsleute« Ich beiße mir auf meine Lippen und versuche so nicht gleich in schallendem Lachen auszubrechen.

»Wie gut dass wir keine Menschen sind« antwortet er schlagfertig. »Gute Idee übrigens mit Palm Springs. Jeder der dich kennt weiß wie sehr du große Städte hasst« »Ich weiß« »Aber mal ehrlich, schon wieder am College?« fragt er mich, noch während er die paar wenigen Schüler dabei beobachtet wie sie entweder das Gebäude verlassen, oder rein gehen. »Ich war eine Ewigkeit nicht mehr auf dem College!« rechtfertige ich mich lachend. »Außerdem habe ich mich in letzter Zeit so oft mit solchen wie wir es sind umgeben, dass ich jetzt einfach mal unter Menschen sein möchte. Oder hast du schon mal etwas von übernatürlichen Aktivitäten hier gehört?« »Nein, aber das hat auch nichts zu bedeuten. Vielleicht hat der Rat einfach nur seine Arbeit hier im Griff« »Seit dem wir weg sind läuft es doch drunter und drüber. Mich würde es nicht wundern wenn es in Palm Springs bald nur noch so von Kreaturen der Nacht wimmeln würde« flüstere ich Henry zu. »Wo du recht hast..«

Die Ersten unserer Art #DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt