Teil 26

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Ich fuhr nach oben.
Schweißgebadet und schnaufend starrte ich eine ganze Weile an die Wand, bis ich mich langsam wieder beruhigt hatte. Ich streichte mir noch einmal durchs Haar und drehte mich um. Seth lag neben mir, er schlief. Ich beobachtete wie sich seine Brust langsam hebte und dann wieder senkte.
Wenigstens einer der einen ruhigen Schlaf hat.
Mein Blick schweifte durchs Zimmer, blieb aber am Fenster neben mir hängen. Ich schaute hinaus. Es war Morgen, vielleicht 6 oder 7 Uhr und allmählich wachte alles auf. Das Gras überzog eine feine Tauschicht und ließ mich daraus schließen, dass es in der Nacht geregnet haben muss. In den frühen Morgenstunden stand die Sonne noch sehr tief, trotzdem reflektierten die Wassertropfen auf dem Gras das einfallende Licht und alles begann ein wenig zu strahlen und zu funkeln. Der Anblick beruhigte mich.
Ich dachte an meinen Traum. Eigentlich hatte er so schön angefangen. Mich und Seth zu sehen, wie wir damals den hohlen Baumriesen das erste Mal fanden, wie wir genau wie gestern einfach nur da lagen und die Sterne beobachteten, erinnerte mich daran was für eine leichte Kindheit ich hatte. Die Erinnerungen daran machten mich glücklich.
Doch dann wurde mein Traum mehr oder weniger zu einem Albtraum.
Als Paul neben mir lag überkam mich eine Welle an Schuldgefühlen. Sie waren so stark, dass ich davon aufwachte. Aber am schlimmsten war sein Blick. Sein Blick, der mich keine Sekunde losließ, wie damals am Strand, am Lagerfeuer oder bei uns Daheim in der Küche. Intensiv war er schon immer, aber noch nie so beängstigend, oder enttäuscht.
Ich fragte mich warum ich mich so fühlte, warum ich Schuldgefühle ihm gegenüber hatte. Paul und ich hatten uns erst drei Mal gesehen, seit ich hier war und erst einmal richtig miteinander gesprochen und etwas gemeinsam unternommen. Daraus sollte ich mir keine Hoffnungen ziehen, und doch tat ich es. Paul hatte etwas, etwas was mich faszinierte. Jedoch hatte ich keine Ahnung ob er auch so über mich dachte, aber ich wünschte es mir.
Wieder schaute ich zu Seth, der gerade hörbar ein und dann wieder ausatmete.
Ich muss hier weg, dachte ich.
Auch wenn Paul und ich kein Paar waren und die Chancen ziemlich gering standen, dass es jemals passieren würde, konnte ich nicht länger neben Seth liegen und in meinen Gedanken bei Paul sein. Also stieg ich vorsichtig aus dem Bett und achtete darauf ihn nicht zu wecken.
Meine Klamotten brauchte ich zum Glück nicht zu suchen, da ich ja in ihnen eingeschlafen bin. Sonst hatte ich nichts weiter dabei.
Ich schlich mich aus dem Zimmer und aus dem Haus.
Kaum hatte ich das Haus verlassen und ein paar Schritte Richtung Wald gemacht, kam jemand um die Ecke und ich erschreckte mich zu Tode.
Ich fuhr herum und entdeckte Paul neben mir, der, anhand seiner Kleidung die er trug, anscheinend gerade joggen war.
Ich versteinerte.
Paul wurde langsamer und blieb ein paar Meter vor mir stehen. Er schaute mich neutral an. Trotzdem machte mich sein Blick nervös.
„Rachel", begrüßte er mich schließlich.
„Paul", erwiderte ich.
„Was machst du denn hier draußen, so früh am Morgen?", er grinste mich an.
Auf diese Frage war ich nicht vorbereitet. Ich versuchte mir eine Antwort im Kopf zurechtzulegen, die erklärte warum ich mich früh am Morgen, mit verschmiertem Make-up und nicht gemachten Haaren, aus Seths Haus schlich.
All diese Tatsachen alleine zu betrachten konnte man ziemlich leicht ein falsches Bild von der Situation bekommen.
Doch als ich zu lange brauchte um eine Antwort zu geben, realisierte Paul wahrscheinlich gerade an welchem Haus er vorbeigejoggt war. Und als er mich eine Sekunde genauer musterte, wurde sein Blick genauso wie in meinen Traum. Durchdringend, wütend und enttäuscht.
Ich ertrug es nicht.
Genau in dem Moment, in dem ich versuchte es einfach mit der Wahrheit zu erklären wurde die Tür hinter mir aufgerissen und Seth stürmte hinaus.
Er muss bemerkt haben, dass ich mich davongestohlen hatte und wollte mich wahrscheinlich zur Rede stellen.
Wie es aussah musste ich mich gleich zwei stellen.

Nun fand ich mich zwischen Paul und Seth wieder, die sich beide anstarrten als würden sie sich gleich zerfleischen wollen.
Eine Situation, und dessen mögliches Ausmaß ich mir bis dahin nicht vorstellen konnte.

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So, ich lasse euch jetzt einfach mal mit diesem Cliffhanger stehen. Ich weiß, er ist wirklich sehr gemein.

Mich kribbelt es selber ganz unter den Fingern weiter zuschreiben und zu erfahren was als nächstes passiert, ich bin mir nämlich selbst noch nicht ganz sicher wie es weiter gehen wird.
Was meint ihr? Was könnte jetzt wohl passieren?
Ich bin gespannt was ihr so denkt.

Falls ihr irgendwelche Ideen, Anregungen oder sogar Wünsche habt, könnt ihr sie mir gerne schreiben, noch ist zum weiteren Verlauf der Gesichte nichts fest und ich freue mich über eure Kommentare. ❤️

Mysterious As The Dark Side Of The MoonWhere stories live. Discover now