Teil 22

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"Und?", ich schaute ihn erwartungsvoll an.
Paul kaute noch übertrieben gespielt auf seinen Pancakes herum und tat so als wäre er ein Restaurantkritiker während er seltsame Grimassen zog. Schließlich erwiderte mir: "Überraschend gut"
Ich grinste zufrieden: "Ich habe es dir ja gesagt"
Genüßlich verzehrten wir den Rest unserer Blaubeer-Pancakes, ehe sie nach ungefähr 2min vollkommen von unseren Tellern verschwunden waren.
"Soll ich dir noch aufräumen helfen? Nachdem du so sensationell gekocht hast?", grinste Paul.
"Ja, das wäre lieb von dir."
In der Küche angekommen verräumte Paul unsere Teller in die Spülmaschine während ich mich an den Rest machte.
Vor mir lag das Küchenbrett und die Schüssel, in der ich den Teig angerührt hatte. Hier und da lagen noch ein paar Kochutensilien, wie ein Schneebesen, Messer, Pfanne und mehrere Löffel mit denen ich die Zutaten in den Teig gab und ihn mehrmals abschmeckte und in der Ecke die aufgeschlagenen Eierschalen. Alles war umgeben von Mehlpulver.
Es war ein einziges Chaos. Das war das Einzige was ich am Kochen verabscheute, hinterher wieder alles aufzuräumen. Mir kam der Gedanke, dass es sowieso nicht mehr schlimmer werden konnte, deshalb nahm ich ein bisschen Mehl von der Theke und streute es über Paul.
Dieser zuckte natürlich erst einmal zusammen, mit der Befürchtung es würde in der Küche schneien. Doch ziemlich schnell verstand er was los war und auf seinem Gesicht bildete sich ein heimtückisches Grinsen. Ich musste ebenfalls grinsen und konnte mir ein diabolisches Kichern nicht unterdrücken, als ich abermals eine Handvoll Mehl von der Theke nahm und sie ihm mitten ins Gesicht warf. Danach rannte ich um mein Leben.
Paul tat es mir gleich, nahm sich ebenfalls Mehl in die Hand und rannte mir nach. Zuerst in den Hausflur, dann quer durchs Wohnzimmer und schließlich wieder in die Küche, wobei er es dort schaffte einen Volltreffer in mein Gesicht zu landen, als ich gerade versuchte die Kücheninsel zu umkreisen. Alles wurde noch staubiger, als es ohnehin schon war und ich musste anfangen zu husten. Paul brach in schallendes Gelächter aus. Das konnte ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen und rannte zurück zur Arbeitsfläche, schnappte mir die ganze Packung Mehl, die noch mindestens halbvoll war, mit der Absicht diese vollkommen über Paul zu entleeren. Der bemerkte natürlich mein Vorhaben und keine Sekunde später war er bei mir angelangt, packte mich von hinten, wirbelte mich einmal herum und setzte mich schließlich vor sich ab. Mir war ein bisschen schwindelig. Trotzdem versuchte ich mein Vorhaben in die Tat umzusetzen und hob den Arm mit der Verpackung in die Höhe. Paul war natürlich schneller als ich, und werte meine Bewegung mit Leichtigkeit ab. Dabei riss er seinen Arm so schnell in die Luft, dass er, als er mit meinem zusammentraf, die Mehlpackung aus meiner Hand schleuderte und diese sich schließlich über uns entleerte. Völlig benommen, dass es doch uns beide erwischt hatte, standen wir erstmal kurz da und schauten uns verwundert an, ehe wir loslachen mussten.
Wie Schnee rieselte das Pulver auf uns herab und eine dichte Staubwolke umgab uns.
Paul hielt noch immer meinen Arm, als sich das Pulver langsam legte und meine Sicht wieder klarer wurde. Wir hatten aufgehört zu lachen und schauten uns schweigend an. Ich spürte die feine Mehlschicht auf meiner Haut. Dennoch befürchtete ich, sie würde meine, nun erröteten Backen, nicht verstecken können.
Das ganze Mehlpulver auf seinem Gesicht ließ ihn erblassen, doch seine Augen nur umso mehr erstrahlen. Ich fixierte sie, ließ sie keine Sekunde los. Ich hatte das Gefühl sie wären das Einzige was mich daran hinderte gleich in Ohnmacht zu fallen. Pauls Griff festigte sich um meinen Arm, als würde er spüren, dass mich meine Beine keine Sekunde länger tragen könnten, würde er mich nicht halten. Er kam immer näher. In kleinen Schritten, Zentimeter für Zentimeter. Schließlich konnte ich seine Wärme spüren. Nicht das mir ohnehin schon heiß genug gewesen wäre.
Paul schaute mich an. Und ich wusste nicht, ob er mich nun küssen wollte, oder nicht.
Ich erfuhr es nie.

In diesem Moment ging im Flur das Licht an und Dad kam in die Küche. Ich zuckte zusammen und Paul löste seinen Griff.
Dad schaute uns verwundert an.
"Was macht ihr hier?", fragte er.
"Wir.. äh.. Also wir haben Pancakes gemacht. Wir sind gerade am Aufräumen."
Dad schaute mich misstrauisch an, ehe er den Blick zu Paul wandern lies, der nun 3 Schritte entfernt stand. Er musterte ihn von oben bis unten, als hätte er ihn noch nie zuvor gesehen, und schenkte ihm einen noch misstrauischeren Blick. In seinen Augen funkelte eine unausgesprochene Warnung.
"Wir sind gleich fertig Dad, versprochen. Du kannst wieder schlafen gehen", versuchte ich die Stimmung etwas zu entspannen.
Dad lies den Blick nochmal von mir zu Paul schweifen, ehe er mir zunickte, noch etwas vor sich her grummelte und sich wieder in sein Schlafzimmer begab.
Ich atmete erleichtert aus und wandte mich an Paul: "Ich glaube es ist besser wenn du jetzt gehst. Ich schaff das schon alleine."
Es sah so aus als wollte er protestieren, doch anscheinend verstand er, dass es für alle besser wäre und willigte ein.
Ich brachte ihn zur Tür.
"Danke für die Pancakes, die waren echt gut."
"Nichts zu danken", ich lächelte ihn an.
"Sehen wir uns bald wieder?", fragte er und setzte sein schiefes Grinsen auf.
"Ja, gerne"
Für einen kurzen Moment war es wieder ruhig um uns und ich fragte mich ob wir da weitermachten wo wir aufgehört hatten, bevor Dad reinplatzte. Doch der Moment war vergangen.
Er umarmte mich zum Abschied, ehe er sich umdrehte und im Wald verschwand. Ich wunderte mich noch warum er nicht in Richtung Straße gegangen war, beschloss aber den Gedanken bis morgen Ruhen zu lassen.

Mysterious As The Dark Side Of The MoonWhere stories live. Discover now