Kapitel 8

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Kapitel 8

„Survival“

Pauoa Valley, Honolulu, Hawaii

Juni 2012

Stöhnend kam Leah zu sich. Ihr gesamter Körper schmerzte. Ihre rechte Schulter brannte wie Feuer, sie konnte den Arm kaum bewegen und sie spürte einen dumpfen Schmerz auf Brust und an der linken Hüfte. Sie spürte jeden Muskel, jeden Knochen in ihrem Körper protestieren, als sie sich mühsam und keuchend aufrichtete. Sie hörte Sirenen, die näher zu kommen schienen und quälte sich auf die Beine, die beim ersten Versuch nachgaben. Sie sackte zurück auf den Holzboden der kleinen Balustrade, die knapp unterhalb der Fenster rund um das Haus verlief.

Die blonde Frau stöhnte, während sie ein zweites Mal versuchte, sich aufzurichten und krallte sich mit ihrer gesunden, linken Hand am Fensterbrett fest. Keuchend rang sie nach Atem, kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn, doch sie zwang sich selbst dazu, auf das Fensterbrett zu klettern und spähte durch die kaputte Fensterfront ins Innere des Schlafzimmers. Nichts rührte sich, alles war still, bis auf den anschwellenden Klang der Sirenen.

Vor Schmerzen fluchend hievte sie sich in den Raum hinein, fiel auf die Knie und schrie auf. Mit viel Anstrengung und einer Kraft, die sie niemals geglaubt hatte noch zu haben, rappelte sie sich hoch und schlurft durch den Raum hinüber zu Davids reglosem Körper. Mit zusammengebissenen Zähnen hob sie die Pistole auf, die neben ihm lag und nahm den kleinen Zettel aus seiner linken Hand. Alles in ihr schrie danach, sofort den Zettel zu lesen, dennoch humpelte sie weiter und nahm auch die zweite Pistole an sich. Ihre eigene hatte sie während des Sturzes verloren. Sie lag vermutlich irgendwo im Garten.

Leah steckte den Zettel in ihre Hosentasche und mühte sich ab, die Magazine aus beiden Waffen heraus zu nehmen. Diese steckte sie in ihre linke Jackentasche und warf die Pistolen ins Klo des angrenzenden Badezimmers. Dann schleppte sie sich zur Treppe, lehnte sich gegen die Wand und kramte den zerknitterten Zettel heraus. Es stand nur ein Name darauf: Laura Richter, wobei der i-Punkt aus einem kleinen Herz bestand. Leah spürte frische Tränen ihre Wangen hinunter laufen, knüllte den Zettel in ihrer Hand zusammen und begann unter Stöhnen und Keuchen die Stufen hinunter zu humpeln.

Sie hatte noch nicht einmal die Hälfte geschafft, als die Vordertür aufgestoßen wurde und drei Uniformierte hineinstürmten.

„Keine Bewegung“, rief der erste sofort aus, richtete seine Dienstpistole auf Leah, die sofort ihren zitternden, gesunden Arm hob.

„Nicht schießen“, hauchte sie leise. „Ich bin Deputy Marshal Leah Reynolds. Ausweis und Marke habe ich in meiner linken, hinteren Hosentasche.“

Sie keuchte und der erste Polizist bedeutete einem der anderen, sich ihr zu nähern. Leah blieb ruhig stehen, kämpfte gegen die einsetzende Schwummrigkeit in ihrem Kopf an. Das Bild verschwamm zunehmend vor ihren Augen.

„Außerdem finden Sie zwei…Pistolenmagazine in meiner linken Jackentasche“, schnaufte sie, spürte dass ihre Knie stärker anfingen zu zittern. Fieberhaft überlegte sie, an wen sie sich wenden konnte. Wem konnte sie hier auf der Insel noch vertrauen, wenn ER sogar einen Marshal auf seine Seite gezogen hatte?

Der Polizist war bei ihr angekommen, tastete langsam über ihren Hintern und holte Marke und Ausweis hervor. Er blickte kurz darauf, warf diese dann dem dritten Uniformierten zu.

Währen dieser ihre Angaben überprüfte, holte der Polizist auf den Stufen die genannten Magazine aus ihrer Jackentasche.

„Es stimmt, Ken“, sagte der Überprüfer. „Marke und Ausweis scheinen echt zu sein.“

Kumaka - Die ZeuginOnde histórias criam vida. Descubra agora