Zwölftes; space

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So oder so: der Moment war spätestens endgültig hinüber, als der Störenfried nicht nur die Tür zu meinem und Seokjins Zimmer ungefragt öffnete und mich und Jimin somit quasi in flagranti erwischte - sondern als er auch noch beim Betreten des Zimmers stolperte.

Es gab ein lautes Rumms und Jimin riss erschrocken die Augen auf, drehte sich herum. Auch ich schaute zu dem Eindringling hin. Zugegebenermaßen hätte ich erwartet, dass Seokjin mal wieder reinplatzte. Dem war aber dieses Mal nicht so.

Denn nur Namjoon brachte es fertig, beim Stolpern sich auch noch an meiner Kommode zu stoßen. Ihm entfuhr ein ersticktes Fluchwort und er sah dann hastig zu uns. "Seid ihr wach?"

Auch wenn er einer meiner engsten Freunde war, so wollte ich dem Größeren manchmal echt eine scheuern. Dies war einer dieser Momente.
"Offenkundig", murrte ich.

Jimin lief bei meiner Antwort zum wiederholten Male rot an und rutschte betreten von meinem Schoß herunter. Einen Seufzer konnte ich nicht unterdrücken. Konnte man in diesem Dorm eigentlich keine ruhige Minute haben?

Namjoon räusperte sich und stellte sich wieder gerade hin. "Seokjin schickt mich", fing er an zu erläutern. Ich hätte es wissen müssen. "Es gibt Frühstück und alle warten auf euch."

"Sag den anderen, wir sind gleich da", murmelte ich, während ich ächzend aufstand und das Bett verließ. Namjoon nickte nur und drehte sich schnell wieder um. Eilig verließ er das Zimmer wieder und schloss die Tür.

Ich atmete auf. Wenigstens hatte er sich einen Kommentar zu dem Szenario zwischen Jimin und mir verkniffen. Aber was noch nicht ist, konnte ja noch werden.

Ich raufte mir die Haare. Würde Namjoon jetzt sofort allen weiter erzählen, was er so eben gesehen hatte? Wenn er überhaupt was gesehen hatte. Vielleicht war er viel zu sehr mit seinem demolierten Schienbein und meiner Kommode beschäftigt gewesen, anstatt Jimin und mir Aufmerksamkeit zu schenken?

Ehe ich über weiteres nachdenken konnte, sprach jemand meinen Namen aus. "Yoongi." Jimin sprach ganz vorsichtig. "Die anderen warten, wir sollten uns beeilen." Langsam nickte ich.

Auch wenn mein Kopf ein einziges Durcheinander war und Chaos herrschte, zog ich mir schnell meine Morgenkleidung an. Etwas abwesend trottete ich hinter Jimin her, als er kurz darauf zu den anderen in die Küche lief.

Wieso sagte er nichts zu dem, was eben passiert war? Oder fast passiert wäre? Spielten wir jetzt so, als wäre das eben nie fast-geschehen?
Während des Frühstücks sah ich immer wieder zu Jimin. Suchte nach jeglicher Art von Zeichen, dass er später nochmal sprechen wollte oder dass er nicht darüber sprechen wollte, aber vergeblich.

Wenn ich es nicht besser wüsste, dann hätte ich gesagt, er mied den Augenkontakt zu mir. Er sprach wie immer etwas mit Taehyung und auch Hoseok und obwohl ich in seiner Nähe saß, schenkte er mir keine Beachtung. Ich kam mir schon lächerlich vor.

War das vorhin wirklich passiert? Es kam mir mit jeder Sekunde, die verstrich während wir alle an diesem Tisch saßen, unwirklicher vor.
Wie war es überhaupt dazu gekommen? Wollte Jimin wirklich, dass ich ihn küsste?

Resigniert schob ich meinen spärlich befüllten Teller von mir weg und lehnte mich in meinen Stuhl zurück. Dann wartete ich bis alle mit dem Speisen fertig waren. Jimin stand als erster auf, ich unmittelbar nach ihm.

"Jiminie, wollen wir wieder-", doch ich kam nicht einmal dazu auszusprechen, denn der Jüngere schenkte mir keine Beachtung und sprach Hoseok an. "Hoseokie, wollen wir zusammen trainieren? Wir haben lange nichts mehr nur alleine unternommen, was sagst du?"

Fassungslos sah ich zu ihm. Das konnte unmöglich sein Ernst sein. Was mich verletzte, war nicht, dass er mir nicht zuhörte. Und auch nicht, dass er mich anscheinend wirklich ignorierte. Was mich sprachlos werden lies, war die Tatsache, dass meine schlimmste Befürchtung einzutreten schien.

The Truth Untold | Yoonmin FFWhere stories live. Discover now