Zehntes; confession

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"Sag mal, bist du verrückt, Hyung?", fuhr ich Seokjin mit heiserer Stimme flüsternd an. Dieser zuckte nur mit den Schultern. "Ehrlichkeit würde dich zumindest voranbringen."

Einige Sekunden starrte ich ihn immer noch ungläubig an. Der Vorschlag von ihm, ich solle Jimin gegenüber ehrlich sein und ihm meine Gefühle gestehen, klang in meinen Ohren so realitätsfern. Es war etwas, dass ich mir noch nie vorstellen konnte, seit dem ersten Augenblick an, wo ich Jimin gesehen hatte.

All die Jahre lang hatte ich mich zurückgehalten und meine Gefühle unterdrückt und mit mir selber gerungen und nun sagte Seokjin sowas. Und dabei klang es bei ihm auch noch so simpel: einfach ehrlich sein und dann hat sich die Sache.

In der Praxis war dieser Vorschlag für mich allerdings alles andere als simpel: Wie sollte ich mit Jimin denn so ein Gespräch anfangen? Was sollte ich ihm sagen und wieviel? Sollte ich es schlicht halten oder romantisch ausbauen, wie in Filmen?
Ich hatte noch nie jemanden meine Gefühle gestanden, wie machte man so etwas bitteschön? Gab es eine Anleitung dafür?

Immer noch sah ich Seokjin panisch an und brachte kein weiteres Wort heraus. In meinem Kopf wirbelten die Gedanken nur so umher und ich wusste nicht, wo hin mit ihnen.

"Ganz ruhig Yoongi, du musst es ja nicht sofort tun", versuchte Seokjin mich zu beruhigen mit sanfter Stimme. "Es war nur ein Vorschlag, okay?" Nur langsam klärten sich die Gedanken in meinen Kopf und ich nickte etwas.

"Aber denk darüber mal in Ruhe nach: Du musste ja nicht mit der Tür ins Haus fallen, aber vielleicht mit kleinen Schritten anfangen? Vielleicht versteht Jimin es ja vorher schon und du musst es nicht aussprechen?"

"Was versteh ich?", meldete sich eine schläfrige Stimme zu Wort.
Erschrocken sah ich Jimin an. Er lag zwar immer noch halb auf mir, hatte aber seine Augen einen Spalt breit geöffnet und sah mich im Halbschlaf verwirrt an.

Mein Herz raste und es war unmöglich, dass Jimin es nicht hören konnte. "Wie lange hörst du schon zu?", brachte ich atemlos heraus. Ich wagte es nicht, mich zu bewegen. Selbst Seokjin war erstarrt.
"Nicht lange, Hyungie", nuschelte Jimin und rieb sich die Augen. "Ich soll was verstehen... und was?"

Hilflos sah ich zu Seokjin, der mich ebenfalls überfordert ansah. "Nicht wichtig", sagte ich schnell und Jimin legte den Kopf schief. "Aber-", setzte er an, wurde aber unterbrochen von Seokjin, der hastig zur Tür eilte.
"Ich lass euch mal lieber alleine. Falls ihr mich sucht, bin ich bei Namjoon." Und schon war er aus dem Zimmer und machte die Tür zu.

Seokjin war unglaublich, wie konnte er mich in solch einer Situation alleine lassen?
"Hyungie, was habt ihr da über mich gesprochen?", fragte Jimin leise und setzte sich dabei auf. Auch ich setzt mich hin und schaute Jimin an, der halb auf meinem Schoß nun saß.

"Wirklich nichts", versuchte ich es nochmal, aber Jimin ließ nicht locker. "Bitte, Hyung", bettelte er und sah mich dabei absichtlich niedlich an, sodass ich eigentlich keine Chance hatte, stark zu bleiben.

"Seokjin meinte nur, ich sollte dir etwas sagen, aber das ist Blödsinn", murmelte ich halblaut vor mich hin in der Hoffnung, Jimin würde es nicht hören. Oder einfach das Thema wechseln, denn ich hatte keine Ahnung, was ich sonst machen sollte.

"Und was wäre das?" Natürlich musste Jimin das fragen. Ich schaute ihn kurz an. Er sah mich mit neugierig an, seine Wangen waren zartrosa gefärbt, vielleicht ja noch vom kurzen Schlaf. Schnell sah ich wieder weg.

Eigentlich blieb mir gar nicht viel zur Auswahl: die Wahrheit entfiel schonmal und dann blieb nur noch die Option übrig, ihn anzulügen oder ihm etwas anderes zu erzählen. Mir gefiehl beides nicht. Aber es war immer noch besser, als die Wahrheit oder nicht?

The Truth Untold | Yoonmin FFWhere stories live. Discover now