Damke x Lemke

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Runes pov.

"Komm schon Finn. Mach die Türe auf!" murmelte ich vor mich hin während ich noch einmal ungeduldig die Klingel betätigte und angespannt von einem Fuß auf den anderen wippte.

"Komm schon Schatz. So weit ist der Weg vom Sofa bis zu deiner Türe nun auch wieder nicht" grummelte ich der Verzweiflung nahe, reckte den Kopf gen Himmel und sendete ein Stoßgebet zum lieben Gott. Leider brachte das auch nicht viel und so stieg meine Ungeduld ins unermessliche.

"Finn!" brüllte ich nun sichtlich um Fassung ringend gegen die schwere Haustüre und prügelte fest mit den Fäusten darauf ein. "Ich weiß das du da bist und mir ist gerade echt nicht nach dummen Scherzen zumute" rief ich nun verzweifelt und raufte mir die Haare. Wieso musste ich auch so dumm sein ...

Eine einzelne stumme Träne verließ mein Auge und ich machte mir nicht einmal die Mühe sie wegzuwischen. Alles was wir uns gemeinsam aufgebaut hatten hatte ich Volldepp innerhalb von Sekunden zerstört. Unsere schönen Wochenendausflüge, unsere gemeinsamen Urlaube, schon alleine unsere heimlichen Treffen konnte ich mir nun abschminken.

Meine Eltern hatten es herausgefunden. Zwar nur, dass Finn und ich ein Paar waren, aber das reichte schon um alle Ausreden und Lügen zu entlarven und mich zu verstoßen. Kurz schluchzte ich auf und ließ kraftlos den Kopf gegen die Haustüre gleiten. Sie hatten es gar nicht mal so schlimm gefunden, dass ich schwul war, doch die Tatsache das ich es vor ihnen geheim gehalten hatte und wegen Finn Familienfeste und den gemeinsamen Urlaub hatte sausen lassen hatte zumindest meine Mutter tief erschüttert.

Ich weiß noch genau wie sie mich vor ein paar Stunden verletzt und enttäuscht angesehen hatte. Wie sie vom Esszimmertisch aufgestanden war, demonstrativ aus dem Küchenfenster gestarrt und mich keines Blickes mehr gewürdigt hatte.

Mein Vater schien mehr Verständnis mit mir und meiner Situation zu haben, doch auch er hatte mich nicht aufgehalten, mich in seine Arme gezogen oder mich getröstet, als ich überstürzt mein Elternhaus verlassen hatte und so schnell wie möglich zu Finn gefahren war. 

Und all das nur wegen einer unnötigen Bemerkung ... 

"Wieso benutz du nicht einfach deinen Schlüssel?" riss mich Finn plötzlich aus den schmerzhaften Erinnerungen, "und wieso bist du jetzt schon wieder da? Ich dachte du wolltest bei deinen Eltern übernachten".

Ohne näher auf seine Fragen einzugehen drückte ich mich mit gesenktem Kopf an ihm vorbei. Ich wollte ihm mein Missgeschick nicht beichten, zu groß war meine Angst von ihm verlassen zu werden. Kurz stand ich planlos im Flur, bevor ich mir schnell die Schuhe abstreifte und hinauf in unser Badezimmer rannte.

Ich hatte alles zerstört. All unsere Geheimnisse waren mit einem Mal durch mich aufgedeckt worden und jetzt würde mich nicht nur meine Familie, sondern auch Finn hassen. Fest knallte ich die Türe unseres Badezimmers zu und stützte mich hektisch atmend an dem weißen Waschbecken ab.

Wieso musste ich auch immer alles kaputt machen?

"Hay, Großer. Was ist passiert?" murmelte Finn plötzlich liebevoll hinter mir, während er schützend seine Arme um meinen Bauch schlang und mich besitzergreifend an sich zog.

Versessen starrte ich jedoch weiter das kalte weiß des Waschbeckens an. Ich wagte es nicht den Blick zu heben oder gar Finn in die Augen zu sehen, zu groß war die Angst und die Scham vor dem was ich angerichtet hatte.

"Du kannst mit mir reden. Ich liebe dich und werde auch immer zu dir stehen, Schatz" flüsterte mein Freund mir nach kurzer Zeit des Schweigens ins Ohr. Doch ich konnte nicht. Ich konnte ihm nicht sagen was ich getan hatte und schüttelte nur mit vor Angst versteiftem Körper den Kopf. Ich wollte Finn nicht verlieren...

Als zu allem Überfluss auch noch ein schmerzlicher Schluchzer meine Kehle verließ, drehte Finn mich einfach zu sich um, nahm sanft mein Kinn zwischen zwei Finger und drückte es vorsichtig nach oben.

Verschwommen erkannte ich durch meinen Tränenschleier seine besorgt zusammengezogenen Augenbrauen und den fragenden Blick. Schnell schlug ich die Augen daraufhin nieder und starrte versessen auf meine Füße.

Ohne es richtig zu bemerken hatte Finn mich plötzlich in eine feste Umarmung gezogen und ich war für einen kurzen Moment einfach nur froh einen so geduldigen Freund zu haben. Fest krallte ich meine Finger in seinen Rücken und drückte meinen Kopf trostsuchend gegen die Brust des zwei Meter Riesen.

"Ich ... sie ..." unschlüssig biss ich mir auf die Lippe und versuchte verzweifelt einen anständigen Satz zu bilden. Wie sollte ich ihm sagen, dass ich unser Geheimnis gelüftet hatte? Ich wollte ihn doch nicht verlieren. Wollte nicht, dass er mich verließ und mich mit meinem Kummer alleine ließ.

Bevor ich jedoch weiter in trübsinnigen Gedanken versinken konnte riss mich plötzlich mein Handy, welches noch in meiner Jackentasche war, mit seinem nervtötenden Geklingel aus den Gedanken.

Mit fahrigen Bewegungen löste ich mich von Finn und zog das erbarmungslos bimmelnde Gerät hervor. Durch meinen immer noch tränenverschleierten Blick konnte ich den angezeigten Namen gar nicht so schnell erkennen, wie Finn mir das Handy schon aus der Hand gerissen hatte und ohne zu fragen den Anruf entgegen nahm.

"Hallo Herr Damke. Was ist denn passiert?" hörte ich meinen Freund wie aus weiter Ferne in das Handy sprechen, bevor sich alle Hebel in meinem Kopf umlegten und ich verzweifelt versuchte meinem Freund das Handy aus der Hand zu reißen. Er sollte es nicht von meinem Vater erfahren. Ich wollte ihm selbst gestehen, dass ich Scheiße gebaut hatte ...

"Ach, Sie wollten sich bei Rune entschuldigen? ... Was ist denn so schlimmes passiert?" sprach mein Freund, unbeeindruckt von meinen Versuchen ihm das Handy zu entreißen, weiter.

Als es eine Zeit lang leise war und ich nur das unverständliche Gebrabbel meines Vaters durch den Lautsprecher hörte zog sich mein Herz schmerzhaft zusammen. Zwar hatte ich mitbekommen, dass er sich entschuldigen wollte, doch ich wollte nicht, dass Finn das ganze Geschehen von meinem Vater erfuhr.

"Ich verstehe ... Möchten Sie vielleicht morgen vorbei kommen und das mit ihm klären? ... Ja, ich glaube er ist gerade nicht in der Verfassung in Ruhe mit Ihnen zu reden ... Also dann bis morgen" flötete mein Freund viel zu fröhlich für diese ganze Situation in das Mikrophon meines Handy und legte danach mit einem schiefen Grinsen auf.

Verständnislos sah ich zu ihm auf und machte mich innerlich darauf gefasst gleich eine riesige Schimpftirade mit anschließendem Beziehungsende zu hören zu bekommen. Leider passierte nichts dergleichen. Finn begann einfach nur herzhaft zu lachen und zog mich wieder in eine Umarmung.

"Dachtest du wirklich ich würde dich verlassen, nur weil deine Eltern erfahren haben das wir zusammen sind?" meinte er nach dem er sich wieder beruhigt hatte. Beschämt versuchte ich mich aus seiner festen Umklammerung zu lösen. Leider gelang mir das nicht sonderlich gut und so drückte ich kurze Zeit später verlegen meinen Kopf gegen seine Brust.

"Ach Schatz, mir macht das nichts aus. Ich habe mich darauf eingestellt, dass unser kleines Geheimnis früher oder später gelüftet werden würde. Wir müssen es ja nicht gleich aller Welt erzählen, aber wenn deine Eltern morgen kommen, sollten wir vielleicht anfangen uns zu outen und uns deinen Eltern anzuvertrauen" meinte er sanft und strich mir beruhigend über den Rücken.

Meine Zweifel waren jedoch immer noch nicht ganz vertrieben und so wagte ich einen fragenden Blick hinauf zu Finn und stellte die Frage, die mich erst in dieses tiefe Loch gestoßen hatte.

"Aber wolltest du nicht immer, das unsere Beziehung geheim bleibt?" verständnislos sah ich ihn an und konnte gleich darauf ein unergründliche Regung in seinem Gesicht erkennen.

"Ach Schatz, hast du dir deswegen so viele Sorgen gemacht?" ohne die Antwort abzuwarten beugte er sich das kleine Stückchen zu mir herunter und küsste mich entschuldigend und versöhnlich.



Hi :) 

Hier ist noch der langersehnte One Short für larazmn03

Ich hoffe er gefällt euch.


Sportler One Shots (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt