Kapitel 16 ❀ désagréable

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LOUIS - ANTOINE

Unzufrieden und befriedigt zugleich kratzte ich mich am Kinn. Als ich bemerkte, dass einige Wachen mich beobachteten, legte ich augenblicklich meine Augen auf diese. Sogleich schauten sie wieder nach vorne.

Wie sehr ich mich auch gegen die Gefühle, die Aliénor in mir auslöste, wehrte, und ich über ihre Einstellung mir gegenüber eigentlich erleichtert sein sollte, konnte ich nicht verhindern, gekränkt durch ihre Worte zu sein.
Ja, ich hatte es geschafft, sie davon abzubringen, die provisorischen Verliese in der Nähe des Palastes aufzusuchen. Doch hielt sie mich nun für einen dominanten Egoisten. Und solche Leute verabscheute sie bekanntlich wie die Pest.

Mit gemischten Gefühlen entschied ich mich somit, den langen Weg bis zu meinen Appartements auf mich zu nehmen.

Mir kam es wie eine halbe Ewigkeit vor, bis ich endlich in meinem Schlafgemach ankam, um dort festzustellen, dass sich jemand unbefugt Zugriff dazu verschafft hatte. Mein Herz machte einen Aussetzer, als ich plötzlich Marie Briennes Antlitz im Schein des Mondes erkannte.

Merde", fluchte ich auf und raufte mir die Haare, ehe sich meine zu Fäusten geballten Hände wieder entspannten.

„Aber Majestät... nun nehmt Ihr auch noch solch' bäuerliche Ausdrücke in den Mund", bemerkte sie mit einem ironisch-enttäuschten Unterton in der Stimme, dass ich am liebsten die Augen verdreht hätte.

Ich schloss die Tür hinter mir und begann mein Oberteil aufzuknöpfen. „Seit wann haltet Ihr Euch denn um 1 Uhr in der Früh in meinem Schlafzimmer auf, Hoheit?"

Zwar sah ich sie nicht an, als sie auf mich zukam; jedoch ich konnte schon spüren, was sie vorhatte.
Das wird unangenehm, schoss es mir sofort in den Sinn und ich merkte, wie ich mich verkrampfte, als sie ihre Arme von hinten um mich schloss. „Ich war sehr glücklich über Eure Geschenke. Möglicherweise ist es Zeit dafür, Euch meinen Dank in Form von–"

„Wie lange wartet Ihr schon hier? Sonst legt Ihr Euch doch schon um 10 Uhr nachts schlafen. Und das Unterschreiben der Dokumente haben mich bis-"

„Sie haben Euch bis Mitternacht in Anspruch genommen und in der letzten Stunde habt ihr einen Spaziergang durch die Gänge unternommen", vervollständigte sie den Satz, sodass ich mich erneut zurückhalten musste, keinen genervten Laut von mir zu geben.
Woher weiß sie das nun schon wieder?

Ihre Hände begannen über meinen Oberkörper zu fahren, der nur noch von einem dünnen Hemd bedeckt wurde.

Jedoch konnte ich noch nicht mal den Anflug von Erregung in ihrer Gegenwart und erst recht nicht bei ihren Berührungen spüren. Und dabei würde ich es gerne. Denn verletzen wollte ich sie eigentlich nie, selbst wenn ich sie zurückwies und mich wie ein beleidigtes Kind aufführte, dass keine Bonbons von seiner Mutter bekam.
Ich wusste, dass ich sie irgendwann heiraten – und wir spätestens danach auch das Bett teilen mussten.


Da ich jedoch immer noch nichts erwiderte und auch keine Zeichen der Zuneigung zeigte, stoppte sie ihre zärtlichen Berührungen und ging um mich herum, ehe sie ihre Hände auf meinen Schultern platzierte, sodass ich gezwungen war, ihr ins Gesicht zu blicken.

„Ihr wart doch nur spazieren, n'est-ce pas?", wollte sie mit einer bemüht ruhigen Stimme wissen.

Nach wie vor entgegnete ich nichts.
Ich war nicht der Typ, der versuchte, seine Lügengeschichten krampfhaft seinem Gegenüber immer wieder aufzutischen und mit Wiederholungen zu untermauern. Und inzwischen kannte meine Verlobte mich schon so gut, um das ganz genau zu wissen.

PRINCESS OF TULIPS  ᵗᵉⁱˡ ᶻʷᵉⁱWo Geschichten leben. Entdecke jetzt