26| Ein Happy End

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-Claires Sicht-

„Warum grinst du so?", fragte mein Bruder mich skeptisch, während ich in den Apfel biss. Meinen Kopf schieflegend erwiderte ich seinen Blick, doch mein Grinsen wurde nur breiter. „Ist ein schöner Tag heute."

Es war offensichtlich, dass er mir nicht glaubte. Vor allem, weil ich kaum geschlafen hatte, meine Augenringe sprachen gegen einen guten Tag. Schließlich war ich die ganze Nacht mit Nathan unterwegs gewesen und er selbst war erst seit zwei Stunden nicht mehr daheim. Er war gegangen, kurz bevor Aidan gekommen war.

„Wie auch immer. Kleines, ich bin jetzt los, im Studentenheim hab ich noch viel zu tun. Ich hab dich lieb." Mit einem schmunzelndem Lächeln und einem kurzen Kuss auf die Stirn griff er nach seinem Rucksack und begab sich Richtung Haustür.

Mir war bewusst, dass er heute nur hier war, weil er ganz genau wusste, dass ich seit dem 14. Januar anders geworden bin. Und an jedem anderen Jahr war ich nicht ansprechbar, doch hatte sich etwas geändert. Es war, als hätte Nathan, mein Freund, ein beschriebenes, nicht fertiges Buch genommen, voller schlechter Atmosphäre und Elementen, und auf den letzten Seiten ein Happy End niedergeschrieben. Und auch, wenn nichts rückgängig oder vergessen werden kann, das Ende bleibt am einem am besten im Gedächtnis.

In Aidans Haltung und Ausdruck hatte ich gesehen, wie erleichtert er war. Dass er glücklich war, mich glücklich zu sehen. Ich beeilte mich, zu ihm zu kommen und ihn schnell zu umarmen. Mit einem aufrichtigen „Danke" verabschiedete ich ihn und schubste ihn aus dem Haus.

Sofort schwanken meine Gedanken zur heutigen Nacht. Wie ich nur vier Stunden zuvor aufgelöst auf dem Boden gesessen hatte und geweint. Doch jede Träne vertrocknete, als Nathan kam. Es war die Ausgelassenheit, welche ich genoss, wenn ich bei ihm war. Die Ruhe und das Selbstbewusstsein, welches er mir schenkte. Bei ihm fühlte ich mich wie jemand. Wie jemand von Bedeutung. Es war ich, die wichtig war und nicht das, was ich gesehen war.

Vielleicht war das der einzige Grund, weshalb ich mich nicht von Getuschel verunsichern ließ, als ich aus Nathans Auto stieg und er mich direkt zu sich zog.

Vielleicht wurden wir es aber auch gar nicht, denn leben wir in einer Welt, in welcher viele nur sich selbst beachten, sich nicht für andere interessieren, wenn die anderen keine Unterhaltung mit sich brachten.

Vielleicht war es aber auch das Wissen, dass ich Freunde hatte, die ich liebte und die mich liebten. Ich konnte auf ihre Unterstützung bauen. Was waren schon die Meinungen von Menschen, die mich nicht kannten, aber dennoch urteilten?

Ich spürte Nathans Blick auf mir. Diesen erwidernd schenkte ich ihm ein Lächeln, welches ihm zeigen sollte, dass alles gut war. Dass es okay für mich war, meine Hand in seiner verschränkt zu haben; es war okay, wenn andere wussten, dass wir eine Beziehung führten. Ich wusste, dass man mich als Ersatz für Ivy ansah, aber das war ich nicht. Mit Sicherheit nicht.

„Ja, ich wusste es!", schrie auf einmal niemand anderes als Jason durch die ganze Halle, „Liz, du Opfer, schuldest mir 30€! Und Logan, von dir bekomme ich 20€, weil es funktioniert hat, ihn mit dem Messer zu bedrohen. Und Dean, dir schuld ich 20€, weil du Recht hattest, dass Drohen funktionieren wird."

Ich konnte das Lachen nicht zurückhalten, es war doch klar gewesen, dass Jason seine Wetten und Pläne am Laufen hatte. „Man nennt mich nicht umsonst den großen Amor." – „Niemand nennt dich so, du Depp." Phil schlug dem großen Braunhaarigen gegen den Hinterkopf, doch widmete sich danach direkt Dean.

Wir standen in einer großen Runde auf dem Schulgang und sicherlich versperrten wir auch einigen Menschen den Weg, doch war es ein Moment der Freundschaft, den wir uns nicht zerstören ließen. „Wartet, seid ihr jetzt so richtig zusammen? Also so offiziell?", unterbrach Ashley jegliche Gespräche von uns und blickte mich mit großen Augen an. Lächelnd nickte ich, während ich ein wenig an meinem Ring drehte. „Ja, Nathan und ich sind zusammen."

„Naww", ertönte es links von mir. Verwirrt drehte ich mich zu Nathan, welcher das Geräusch von sich gegeben hat, „das war gerade süß, wie du das gesagt hast." Grinsend zog er mich an sich und drückte mir einen kurzen Kuss auf die Lippen, bei welchem ich direkt errötete. Nicht, weil mir das peinlich war, sondern, weil ich es nicht gewohnt war.

Darum erwiderte ich nur zaghaft, ehe ich mich entfernte und nur lächelnd wegguckte. „Scheiße, Schatz, die machen uns Konkurrenz." – „Ach Quatsch, niemand kann so süß sein wie wir, Logan." – „Ne, aber süßer." – „Fuck."

Ich hob meinen Blick mit der Intention, Ashley und Logan zu piesacken, doch fing eine Person im Hintergrund meine Aufmerksamkeit ein. Ich erkannte nicht, wer das war, aber die schwarze Kleidung und die schwarze Cap veranlasste mich bereits, nach Nathans Hand zu greifen.

Fragend blickte er mich an, doch ich schüttelte nur den Kopf. Ich schob es auf eine Paranoia, dass ich mich beobachtet fühlte. Aber eines war klar, ich würde mit Nathan noch darüber reden. Über alles.

In diesem Moment beendete der Gong zur ersten Stunde unser Beisammensein. „Gruppenkuscheln!", quietschte Jason und zog uns allesamt in eine Umarmung, welche wir uns einfach ergehen ließen. Danach trennten sich unsere Wege und wir begaben uns in unsere jeweiligen Kursräume.

Nathan bestand darauf, mich zu meinem Raum zu begleiten. Es war ein wenig übertrieben meiner Meinung nach, doch ließ ich ihn machen. Doch ehe wir an meinem Raum ankamen, fiel mir die Mail von Mrs. Skyrunner ein, welche ich heute Morgen erhalten hatte. „Nathan, du kannst schonmal los, ich muss noch zum Hausmeister. Wir haben wohl ein Virus im Schulsystem, der unser Server überlastet oder so."

Er blickte mich nachdenklich an, doch nickte schließlich nur. „Ich komm mit. Vielleicht hat der Hausmeister gar keine Ahnung von Technik. Komm, wir gehen", sprach er nur und zog mich an meiner Hand mit. Ich konnte gar nicht erst dagegen ansprechen, viel zu perplex war ich von dem plötzlichen Gedankenblitz, dass unser Hausmeister niemand anderes war als Nathans Vater. Christian, war.

„Warte, Nathan!", rief ich, als ich wieder zu Sinnen kam, doch zu spät. Er hatte bereits angeklopft und die Tür geöffnet. „Dad?"

Überrascht blickte Christian uns an. „Oh, Claire, Liebes. Und hallo, mein Sohn. Was gibt's?"

Ich war mir sicher, dass kaum ein Mann derart viel Autorität in einem stinknormalen Overall ausstrahlen konnte. Dennoch wirkte er keineswegs überheblich, sondern einfach selbstbewusst. „Was machst du hier?" – „Hab einen neuen Job. Nicht der Rede wert. Wo liegt das Problem?" Nathan schien zu verstehen, weil er kurz zu mir blickte und dann verständnisvoll nickte.

Ich räusperte mich. „Mr. Williams-" – „Nenn mich Christian, Liebes." – „Okay... Christian, es scheint, als hätte sich jemand in die Schulbank gehackt und ein Virus hinterlassen. Unser ganzes Schulsystem liegt derzeit blank, so Mrs. Skyrunner."

Verstehend nickte Nathans Vater, erhob sich und griff nach einem Koffer. „Ich wusste, dass das passieren würde. Mein Sohn, bring Claire in den Unterricht. Wir beide reden nachher. Und übrigens, Liebes, mein Beileid, dass du dir den jetzt antun musst."

Mit diesen Worten verschwand er aus der Tür und ließ einen verblüfften Nathan zurück mit einer grinsenden Claire. „Dieser Mann ist unglaublich", lachte er schließlich nur und drehte sich kopfschüttelnd zu mir.

„Ich weiß, normalerweise macht man in dem Abstellraum eines Hausmeisters rum, aber wie wär's, wenn wir Klischees brechen und in dem Büro eines Hausmeisters rummachen?", zwinkerte er breitgrinsend. Ich konnte mir ein Grinsen selbst nicht verkneifen, ging aber nicht auf seine Anmache ein, sondern ließ ihn stehen und ging selbst zum Unterricht.

ICH BIN ZURÜCK und ich lebe noch! Endlich durch mit Klausuren, nur noch eine im April. Wie ist es euch so ergangen? Seid ihr mitten in der Klausurenphase?

Undd ein neues Kapitel, ab jetzt gibt es hoffentlich wieder wöchentliche. 

Was denkt ihr, war die Person in schwarz ein Stalker oder nur ein Schüler?

xxT♥

Please, once againWhere stories live. Discover now