4| Ivy

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-Nathans Sicht-

Ein Seufzen verließ meinen Mund, während ich mich müde streckte, um meine Muskeln ein wenig zu dehnen. Hätte mir jemand gesagt, wie anstrengend ein Geschäftsessen war, dann hätte ich mir Claire und Roselyn geschnappt und beide auf ein Schiff gezerrt, um dann weit weg von Rachel zu sein.

Es war ätzend, wie gespielt höflich jeder war, wobei man in ihren Augen nur allzu deutlich das eigentliche Interesse in ihren Augen hatte sehen können. Jeder von ihnen war nur auf Geld aus. Auf Geld und Macht und allein dies war Grund genug, um nie wieder mit den Geschäftspartnern meiner Eltern auf ein Essen zu gehen.

„Prinzessin!", rief ich in einer mittleren Lautstärke und erreichte dabei, Claires Aufmerksamkeit zu bekommen. Leider nicht nur Claires, sondern auch Ivys.

„Hey, Nathan! Bist du wieder fit?", begrüßte mich diese mit einem leichten Lächeln. Das Lächeln höflich erwidernd nickte ich. „Ich bin ehrlich gesagt noch ziemlich müde. Ich wusste zwar, dass wir da länger sein würden, aber wer hätte gedacht, dass wir beide da letzten Endes bis drei Uhr morgens festsitzen?", lachte sie und strich sich dabei eine braune Haarsträhne nach hinten. Ihre braunen Augen strahlten mich dabei an.

„Naja, was will man erwarten. Ich muss jetzt auf jeden Fall los", teilte ich ihr mit und lief mit einem Lächeln – begleitet von einem höflichen Winken – an ihr vorbei. Mein Ziel war Claire, welche nicht weit entfernt von uns stand, aber ihren Blick wieder von uns abgewandt hatte.

„Warte, Nathan?" Fragend drehte ich mich zu ihr um und sah, wie sie grinste. „Kommst du Freitag?" – „Nein, tut mir leid, ich bin da mit Claire unterwegs." Verständnisvoll wurde ihr Grinsen ein wenig breiter und mit einem Spaßwünschen ihrerseits lief ich zu Claire, welche ihren Kopf bei meiner Aussage abrupt hochgerissen hatte.

„Bist du das?", war ihre äußerst vornehme Begrüßung. Bestätigend nickte ich.

Verwirrt blickte ich in ihre Augen, doch sie wich meinem Blick aus. Sie wollte nicht darüber reden.

„Tut mir leid, dass ich gestern nicht gekommen bin. Hast du meine Nachricht noch bekommen? Nicht, dass du die ganze Zeit auf mich gewartet hast." – „Ja. Hab ich. ‚Komm' heut nicht, sry', fand ich sehr angenehm. Du hättest mir auch ruhig sagen können, dass du mit Ivy was gemacht hast, ich hätte es verstanden."

Argwöhnisch betrachtete ich ihre zusammengezogenen Augenbrauen. Sie war sauer.

Wir schwiegen für einige Sekunden, als sie plötzlich die Augen schloss und tief einatmete. Als sie diese kurz darauf wieder öffnete, war ich überrascht über ihren plötzlichen Stimmungswechsel.

„Naja egal. Ich habe gestern übrigens den Termin bei Mrs. Minegold alleine überstanden, sei stolz auf mich! Jedoch hab ich übermorgen den nächsten Termin, bitte sei da, okay?", fragte sie mich. Bei ihren großen Augen und dem Schmollblick musste ich anfangen zu lachen.

Ich hätte auch so zugestimmt und das wusste sie auch. „Ich hol dich ab. Wie wäre es, da ja Freitag ist, mit ein wenig Weihnachtsshopping danach?"

Begeistert fing sie an zu nicken. Sie liebte es, in der Weihnachtszeit durch die Stadt zu laufen, wie ich bemerken durfte. „Gehen wir auch Eis essen? Bitte!", rief sie sofort aufgeregt und sprang dabei vor mich. „Besser als das, wir machen uns selber Eis und schauen dabei einen Horrorfilm, ja?"

Enthusiastisch nickte sie und klatschte dabei gespielt übertrieben in die Hände, ehe sie bemerkte, wovon ich sprach. „Halt, nein. Keinen Horrorfilm, bitte nicht!", rief sie ein und lachte daraufhin selber über sich. „Gucken wir den Film bei mir?"

Please, once againWhere stories live. Discover now