Kapitel 21

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Jemima war hinter Greybound aufgetaucht und beobachtete sie scharf.

„Was meinst du damit, das soll Greybound getan haben?", fragte Munkustrap scharf.

„Dass hier eine Katze eingedrungen ist. Diesen Nachmittag. Sie hat die ganze Verwüstung angerichtet. Ich war oben als ich den Lärm gehört habe. Als ich hier angekommen bin, ist gerade eine graue Katze mit Narbe im Gesicht aus dem Wohnzimmer gehuscht zur Haustür. Aber ...!", redete Jemima weiter, gerade als Munkustrap sie lautstark unterbrechen wollte, „Aber ich weiß, dass es nicht Greybound ist. Es sollte nur so aussehen."

„Was meinst du?", fragte Munkustrap.

„Die Katze. Als sie aus dem Wohnzimmer lief, hab ich sie ganz genau gesehen. Ihr Fell sah genauso aus wie Greybounds. Aber sie war viel zu groß. Und ihre Bewegungen ... Anfangs war ich mir nicht ganz sicher, aber jetzt wo Greybound hier ist, weiß ich, dass sie es nicht gewesen sein kann. Die Katze hat sich ganz anders bewegt als Greybound. Sie kann es nicht gewesen sein."

„Aber wer war es dann?", wollte Munkustrap wissen.

„Ich vermute ... es war Macavity.", sagte Jemima langsam.

„Macavity? Niemals! Er würde doch nicht hier eindringen nur um die Wohnung zu zerstören. Es ist doch nichts geklaut worden, oder?"

„Nein, nichts."

„Dann kann er es nicht gewesen sein. So etwas würde er nie selbst machen. Dafür hat er doch seine Lakaien."

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass er es war. Seine Bewegungen hatten so etwas ... Schlangenhaftes."

Darauf wusste Munkustrap keine Erwiderung und so schwieg er erst einmal. Langsam tapste er durch den Raum und sah sich die Verwüstung ganz genau an.

Jemima war derweil aufgesprungen und hatte sich neben Greybound gesetzt. Kurz rieb sie ihren Kopf an Greybound und sagte dann leise: „Keine Angst. Ich weiß, dass du es nicht warst."

Greybound wusste nicht, was sie antworten sollte.

Munkustrap hatte derweil seine Besichtigung beendet und drehte sich jetzt zu den beiden jungen Katzen um.

„Bist du dir sicher, Greybound, dass du ihn noch nie gesehen hast?", fragte er.

Langsam und vorsichtig nickte Greybound.

„Ich versteh das einfach nicht.", sagte Munkustrap, jetzt allerdings mehr zu sich selbst, „Was bezweckt er damit? Was soll das alles? Diese Überfälle."

„Vielleicht will er uns davon abhalten, zusammen zu kommen.", sagte Mistoffelees leise.

„Ja, aber wieso?", wollte Munkustrap wissen, „Und wieso benutzt er dafür diese Verkleidung von Greybound?"

Darauf wusste auch der schwarze Kater keine Antwort.

„Wieso könnte es Macavity auf dich abgesehen haben?", fragte Munkustrap jetzt direkt Greybound, „Kannst du dir irgendeinen Grund vorstellen? Irgendeinen Grund, wieso er wütend auf dich sein könnte?"

Greybound schüttelte den Kopf.

„Ich hab keine Ahnung. Ich bin doch noch nicht so lange in London. Und die einzigen Katzen, mit denen ich seitdem Kontakt hatte, seid ihr."

„Du hast also keinen seiner Pläne vereitelt? Vielleicht auch unwissentlich? Denk nach!"

„Ich denk doch schon die ganze Zeit darüber nach, Munkustrap.", sagte Greybound verzweifelt, „Aber mir fällt wirklich nichts ein. Ich hab nichts gemacht."

„Lass sie in Ruhe, Munkus.", sagte Jemima, als Munkustrap schon wieder Luft holte, um Greybound mit weiteren Fragen zu bombardieren, „Siehst du denn nicht, wie sehr sie das mitnimmt? Sie kann es sich auch nicht erklären und das macht sie fertig. Wie würde es dir gehen, wenn du andauernd beschuldigt werden würdest, schreckliche Dinge getan zu haben, von denen du aber keine Ahnung hast? Greybound ist unschuldig."

Cats - aus dem Leben einer Jellicle CatWhere stories live. Discover now