Kapitel 7

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Greybounds Kopf brummte von all den Fragen, die sie hatte. Gestern hatte sie keine Zeit mehr gehabt, sie Munkustrap zu stellen. Er war nach der Probe, wie er es nannte, direkt verschwunden. Und mit den anderen Katzen hatte sie nicht reden wollen. Also war sie einige Minuten lang allein da gesessen und hatte zugesehen wie die anderen Katzen in Grüppchen herumstanden und sich unterhielten. Niemand hatte sie beachtet also war sie vorsichtig aufgestanden, hatte sich noch einmal umgesehen und war dann leise zwischen dem Müll verschwunden.

Als sie nach Hause gekommen war, hatte Miranda schon lange geschlafen und als sie am nächsten Morgen erwachte war Miranda schon weg. Der Boden um die Kratzspuren sah aus als wäre er mit etwas behandelt worden. Und er roch auch so. Das hatte die Kratzer zwar heller werden lassen, aber verschwunden waren sie nicht.

Miranda schien allerdings nicht allzu sauer zu sein, in Greybounds Napf befand sich immerhin genug Essen für den Tag. Greybound hoffte, dass Miranda ihr verziehen hatte.

Den Tag über hatte sie meist mit Schlafen verbracht. Die Nacht war aufregend gewesen und Greybound entsprechend ziemlich müde.

Sie erwachte am späten Nachmittag als die Sonne schon tief stand und sich der Himmel rot färbte. Bald würde Miranda nach Hause kommen. Doch Greybound konnte nicht mehr still sitzen und auf sie warten. Also lief sie zur Tür und hinunter auf die Straße. Die Haustür stand zum Glück immer einen Spalt weit offen, so dass sie kommen und gehen konnte wann sie wollte.

Sie streifte ohne ein wirkliches Ziel durch die Straßen. Um zum Schrottplatz zu gehen war es noch zu früh. Also trieb sie sich einige Zeit auf den engen Straßen Londons herum, bis sie das Gefühl hatte, dass es spät genug sei, um sich auf den Weg zum Schrottplatz zu machen.

Und tatsächlich war sie nicht die Erste als sie dort eintraf. Einige Katzen saßen und lagen schon herum, unterhielten sich, putzten ihr Fell oder schienen zu dösen. Vorsichtig blieb Greybound am Rand des Platzes stehen. Außer Munkustrap, Demeter und Etcetera kannte sie noch keine der anderen Katzen und wollte sie auch nicht stören.

In einer der Gruppen erkannte Greybound Munkustrap. Doch er unterhielt sich und stand ganz am anderen Ende des Platzes. Greybound traute sich nicht, zu ihm zu gehen. An seine Seite schmiegte sich Demeter. Neugierig beobachtete Greybound die beiden. Wie vertraut Demeter sich an ihn drückte. Und wie zärtlich er immer wieder seinen Kopf an sie schmiegte.

„Hallo."

Neben ihr war wieder die hohe Stimme von gestern. Etcetera. Greybound wandte den Kopf und sah in das Gesicht der jungen und aufgeweckten Katze.

„Kannst du schon besser tanzen?"

„Äh ... nein.", antwortete Greybound leise.

„Wieso nicht?", fragte das Kätzchen forsch, „Du hast uns doch gestern gesehen."

„Nicht alle Katzen lernen Schritte nur vom Zusehen, Etcetera.", ertönte eine freundliche Stimme neben den beiden und rettete Greybound damit davor, ihr eine Antwort geben zu müssen.

Es war Munkustrap. Hinter ihm stand eine junge Katze mit dunkelrotbraunem Fell und einem großen weißen Fleck auf dem Bauch.

Etcetera sah den älteren Kater verständnislos an.

„Wieso nicht?", fragte sie erneut.

„Weil alle Katzen eben nun mal anders sind.", antwortete Munkustrap ihr mit einer Engelsgeduld, als hätte er ihr das schon viele Male erklärt.

Etcetera sah Munkustrap zweifelnd an als glaubte sie ihm nicht, sprang dann jedoch auf und rannte davon.

Munkustrap sah ihr kopfschüttelnd nach. Dann wandte er sich wieder Greybound zu.

„Schön, dass du wieder da bist.", sagte er und lächelte die kleine graue Katze an. Vorsichtig lächelte Greybound zurück. Normalerweise war niemand so nett zu ihr.

„Wie hat es dir gestern gefallen?"

„Es war toll! Einfach atemberaubend! Ich meine die Tänze und Lieder und alles! Es war toll!", sagte Greybound atemlos.

Die junge Katze, die sich kurz hinter Munkustrap niedergelassen hatte, lächelte leicht bei Greybounds Beschreibung und Greybound kam sich auf einmal dumm vor.

Doch Munkustrap schien das nicht zu bemerken. Er lächelte Greybound aufmunternd an und sagte: „Es freut mich, dass es dir hier gefällt."

„Ja, das tut es wirklich.", sagte Greybound leise und lächelte. Munkustrap war einfach so unglaublich nett zu ihr.

„Du, Munkustrap?", fragte Greybound dann leise.

„Ja, Kleine?", antwortete Munkustrap und sah sie aufmunternd an.

„Was sind die Jellicles?"

Cats - aus dem Leben einer Jellicle CatWhere stories live. Discover now