Kapitel 6

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Kaum hatte Munkustrap sie von der Mitte des Platzes weg geführt, schienen die anderen Katzen sie auch nicht mehr zu beachten. Hin und wieder bemerkte Greybound, wie sie jemand beobachtete, aber sofort den Blick abwandte, als er ihrem Blick begegnete.

Munkustrap war am Rande des Platzes entlang gewandert und hinter dem Ofen verschwunden. Auf einmal ertönte Musik. Sie war so laut und fing so plötzlich an, dass Greybound überrascht zusammen zuckte.

Sie sah gerade noch Munkustrap wieder hinter dem Ofen erscheinen. Er blieb kurz stehen, zwinkerte ihr zu und lief dann zu einigen anderen Katzen. Ob er die Musik angemacht hatte?

„Tanzt du auch?", erklang da auf einmal eine hohe Stimme neben ihr.

Greybound fuhr herum. Neben ihr saß eine Katze, die kaum größer als sie selbst war und sie neugierig ansah. Auch sie hatte leicht gräuliches Fell, allerdings ging es in ihrem Fall eher in ein Silber über.

„Ich ...", fing Greybound zögerlich an, „Ein bisschen."

„Wieso tanzt du dann nicht mit?", fragte die Katze mit einer jugendlichen Unschuld in der Stimme.

Die Frage überraschte Greybound.

„Ich bin nicht so gut wie ihr.", sagte sie dann vorsichtig.

Die Katze nickte.

„Das war ich am Anfang auch nicht. Aber das kommt ganz von alleine. Du musst einfach nur üben.", sagte sie leichthin, „Ich bin übrigens Etcetera."

Und mit diesen Worten rannte sie schnell in die Platzmitte, holte mit ihren Armen Schwung und drehte sich dann einmal, zweimal, dreimal, viermal im Kreis, lief weiter, holte erneut Schwung, wie um sich zu drehen, doch diesmal sprang sie kurz vorher ab und segelte in einer perfekten Pirouette durch die Luft, bevor sie leichtfüßig wieder auf dem Boden aufkam und wieder rannte.

Mit offenem Mund sah Greybound ihr nach. So etwas hatte sie noch nie gesehen.

Auch die anderen Katzen liefen nun umher, drehten sich und vollführten Sprünge. Allerdings sah all das etwas unkoordiniert aus. Die Sprünge und die Drehungen schienen zwar perfekt, doch sie waren nicht auseinander abgestimmt, wie Greybound es gestern gesehen hatte. Ob sie sich aufwärmten?

Doch auch das war beeindruckend zu sehen. Jede Katze schien andere Schritte und Sprünge zu beherrschen und Greybound drehte ihren Kopf in alle Richtungen, um möglichst alle beobachten zu können. Kaum hatte die Musik eingesetzt, schienen die Katzen Greybound endgültig vergessen zu haben. Sie waren ganz in ihrem Element, wie sie da über den Boden tanzten.

Greybound sah mit großen Augen zu und bemerkte gar nicht, wie die Zeit verging und es langsam immer dunkler wurde. Erst als hinter ihr und überall um sie herum, verborgene Lichter angingen, wurde ihr auf einmal klar, wie dunkel es geworden war.

„Miranda muss schon längst zu Bett gegangen sein.", schoss es Greybound durch den Kopf, „Ob sie die Kratzer wohl entdeckt hat?"

Während Greybound noch darüber nachgrübelte, gingen die Lichter auf einmal wieder aus. Die plötzliche Dunkelheit erschreckte Greybound. Einige Sekunden lang konnte sie nichts sehen. Dann merkte sie auf einmal, dass auch die Musik aus war. Hatten die Katzen sie allein gelassen? Waren sie geflohen?

Greybound konnte in der Dunkelheit niemand erkennen. Die Katzen schienen tatsächlich weg zu sein. Vorsichtig sah sie sich um. Plötzlich bekam sie wieder Angst. Ganz, ganz vorsichtig machte sie einen Schritt auf den Platz, sich dabei ständig umschauend. War das eine Falle?

Auf einmal ertönten ein paar hohe Töne und Munkustrap erschien hinter dem Müll. Die Töne verstummten und er blieb bewegungslos sitzen.

Greybound hatte schon ihr Maul geöffnet, um ihn zu fragen, was hier los sei, als die nächsten Töne erklangen. Eine weitere Katze kam auf den Platz. Auch sie verharrte bewegungslos.

Greybound starrte sie an. Wieder Töne und wieder kam eine Katze zum Vorschein. Beim nächsten Mal waren es sogar zwei, die auf die Mitte des Platzes liefen und dann dort verharrten. Und auf einmal begriff Greybound. Das hier war eine ihrer Nummern. Sie hatte sie gestern nur nicht gesehen, weil sie wahrscheinlich zu spät gekommen war, um sie zu sehen. Erleichtert machte sie wieder einige Schritte zurück in die Dunkelheit, um den Katzen nicht im Weg zu stehen und ließ sich dann auf den Boden sinken, um die Tänzer zu beobachten.

Plötzlich sprang eine Katze hinter ihr hervor, segelte über sie hinweg und blieb dann regungslos sitzen. Greybound war beeindruckt.

Dann glitt Munkustrap hinab in die Mitte, richtete sich auf und begann zu singen: „Kommst du blind auf die Welt?"

Demeter, die einige Meter neben ihm auf dem Boden saß, ergänzte: „Ist die Nacht für dich hell?"

„Sie singen von Katzen!", schoss es Greybound durch den Kopf.

Überrascht lauschte sie, wie weitere Katzen aus ihren Verstecken kamen und die Eigenschaften der Katzen aufzählten.

Dann kam der Refrain!

„So sind Jellicles, das ist Jellicle Art!"

Cats - aus dem Leben einer Jellicle CatHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin