Wie ein echter Animagus

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Tamara saß in ihrem kleinen Appartement im Zentrum von London auf ihrem Bett und kniff angestrengt die Augen zusammen.
Es war stockdunkel in dem winzigen Raum, hätte Licht gebrannt, hätte man vielleicht die vielen Briefe sehen können, die verstreut auf einem Tisch lagen, oder die Bücher die sich alle um "Animagi" drehten.
Aber es brannte kein Licht, und so blieben all diese Dinge im Dunkeln. Angestrengt kniff Tamara die Augen noch fester zu, sie hatte sich in den Sommerferien, die in zwei Wochen enden würden, verändert.
Ihre dunklen Haare waren länger geworden und reichten ihr nun fast bis zur Hüfte und sie war ganze eineinhalb Centimeter gewachsen, aber innerlich hatte sie sich noch viel mehr verändert.
Sie hatte beschlossen ihre Mauer, die sie um ihr Herz errichtete hatte, etwas zu locker, das hieß lächeln und so weiter war erlaubt, aber es gab auch Grenzen...
Plötzlich spürte sie es. Ein leichtes Kribbeln in den Händen, ganz so wie es die Bücher beschrieben hatten, nervös fuhr sie sich durch die Haare und spürte etwas, dass sehr viel weicher war als ihr Haar.
Ein Lächeln huschte über ihre Lippen und dann verwandelte sie sich zum allerersten Mal in ein Tier. Ihr Körper krümmte sich zusammen, aber es tat nicht weh, es war, als würde man sich nach etwas recken, an das man einfach nicht rankam. Sie fühlte wie ihre Arme und Beine sich verkürzten und wie ihr Rücken etwas krummer wurde, und dann...schlug sie die Augen auf.
Sie konnte alles sehen, ihren Schreibtisch auf dem einige Ausgaben des Tagespropheten lagen, der in letzter Zeit wirklich gemeine Dinge über Dumbledore und Harry schrieb. Und die sah ihren Koffer, er lag bereit auf ihrem Bett, in praktischer Größe geschrumpft. Das war gar nicht so leicht gewesen, sie war ja noch keine siebzehn Jahre alt, also durfte sie streng genommen noch nicht Zaubern. Aber an öffentlichen Orte, wie zum Beispiel der Winkelgasse, die nur fünf Blocks entfernt war, konnte das Ministerium nicht nachweisen ob sie zauberte. Tamara musterte ihre Füße, sie waren kurz und schuppig und mit scharfen Krallen besetzt.
Dann hob sie das, was früher ihre Hand gewesen war und musterte sie, lange goldene, graue und weiße Federn befanden sich nun dort.
Vorsichtig streckte Tamara erst den linken und dann den rechten Flügel aus, sie hatte hundert Bücher über fliegen gelesen, aber jetzt im entscheidenden Augenblick, wollte ihr nichts mehr von all den Ratschlägen und Tipps einfallen. Schließlich fing sie einfach an mit den beiden langen Flügeln zu schlagen, und tatsächlich hob sie ein Stück ab, ehe sie wieder hart auf den Boden plumpste.
Nach vielen, vielen, wirklich VIELEN weiteren Versuchen schaffte sie es ein kleines Stück zu fliegen und auf dem Tisch gegenüber zu landen, dabei stolperte sie über ihre eigenen Füße und fiel auf ihrem fedrigen Bauch. Schnell sprang sie wieder auf und hüpfte zu dem kleinen Spiegel, den sie vorsorglich auf den Tisch gestellt hatte. Neugierig späte sie in das etwas staubige Glas und drehte sich, um sich von allen Seiten bewundern zu können.
Ihr Federkleid war golden und grau und auch etwas weiß war dabei, ihr Bauch dagegen schimmerte weiß. Um ihr herzförmiges Gesicht waren dunkle Punkte verteilt und auch ihr Gesicht war Schneeweiß, ihre schwarzen Augen blickten sie aus dem Spiegel heraus durchdringlich an. Ihr Schnabel lag zwar etwas tief, aber ansonsten fand sie ihre Erscheinung sehr angenehm. Nachdenklich schaute sie von der Tischplatte auf ihr Bett, dort lagen zwei ungeöffnete Briefe, ob sie es bis dorthin schaffen würde?!
Sie wedelte mit ihren Schwanzfedern und sprang, dabei flatterte sie so gut es ging mit den Flügeln, für einen Moment sah es so aus, als würde sie es schaffen, aber dann waren es doch vier cm zu viel und sie knallte gegen den Rahmen des Bettes. Schnell hackte sie ihren Schnabel in ihr Kopfkissen und hielt sich fest. Sie zog sich, immer noch mit den Flügeln schlagend, hoch und fing an den Umschlag auf zu picken.
Da fiel ihr plötzlich ein, dass sie ja eigentlich Finger hatte und im nächsten Moment saß wieder das Mädchen mit den braunen Haaren und grünen Augen auf dem Bett. Sie grinste selbstzufrieden und zupfte den zerrupften Brief auseinander. Der erste war von Hermine, sie schrieb ihr fast täglich, sie war mit Ron auch irgendwo in London, aber noch hatten sie sich nicht gesehen. In dieser Hinsicht waren beide wenig mitteilsam, keiner erzählte ihr Genaueres und wichen bei dem Thema über ihren Aufenthaltsort immer aus.

Hallo Tamara,

wir haben mitbekommen, dass du bald zu uns kommen wirst, wir freuen uns schon wahnsinnig auf dich. Seltsamerweise schien einer der Zwillinge (Ich weiß nicht mehr welcher) sich nicht sonderlich zu freuen, die beiden verhalten sich in letzter Zeit eh etwas seltsam...
Auf jeden Fall hast du ja nächste Woche Geburtstag und ich wollte dich noch fragen was du dir wünschst?

Wir sehen uns hoffentlich bald,

Hermine

Tamara wunderte sich, sie hatte nicht gewusst, dass sie bald zu Hermine und Ron kommen sollte. Sie beachtete den zweiten Brief nicht, er sah formell aus und sie hatte nicht vor ihn in nächster Zeit zu öffnen. Stattdessen versuchte sie wieder sich in eine Schleiereule zu verwandeln was ihr auch wesentlich leichter fiel als beim ersten Mal.
Nach einiger Zeit in der sie bloß kräftig mit den Flügeln zu schlagen versucht ohne dabei umzukippen fühlte sie sich sicher genug um es einmal draußen zu versuchen.

Sie sprang auf das Fensterbrett und lugte runter, sie musste schluckte, als Eule sah es tiefer aus als vor wenigen Minuten noch als Mensch.
Als sie wieder in ihr Zimmer klettern wollte rutschte sie ab und ihr blieb Garnichts anderes mehr übrig als zu fliegen. Sie drehte drei Runden um das Hochhaus, ihr Herz jubelte. Es war umwerfend, der Wind, der einem ins Gesicht wehte, die Menschen, die zu ihr hochschauten und einfach nur das Gefühl der Freiheit. Irgendwann, als es schon dunkel wurde, musste sie aber wieder ins Haus, nur sehr widerwillig verwandelte sie sich wieder in ein Mädchen. Jeder Knochen schmerzte ihr, sie musste sich wohl noch ans fliegen gewöhnen. Tamara ließ sich völlig geplättet auf ihr Bett fallen und wäre glücklich eingeschlafen, wenn nicht plötzlich der Brief angefangen hätte leicht zu zittern. Sie seufzte sich verwundert auf und öffnete ihn eilig und ein kleiner Zettel flatterten aus dem Umschlag.
Auf ihrem Bett liegend las sie ihn mit gerunzelter Stirn.

Sehr geehrte Miss. Gold,

wir haben beschlossen, dass Sie in Kürze zu uns dazu stoßen werden, falls Sie dies nicht wünschen schicken Sie diesen Brief einfach wieder zurück. Aber falls Sie sich zu Ihren Freunden, Mr. Weasley, Miss. Granger und in Kürze auch Mr. Potter anschließen wollen, lesen Sie die Rückseite dieses Briefes und kommen Sie unverzüglich zu der genannten Adresse.
Bitte vernichten Sie den beigelegten Zettel nachdem Sie ihn gelesen haben.

Hochachtungsvoll, Albus Dumbledore

PS: Verzeihen Sie, dass es so furchtbar eilig ist, Mr. Potter muss heute noch von seinem Zuhause abgeholt werden, so müssen Sie alleine den Weg zu uns finden, viel Glück.

PPS: Vielleicht haben sie es ja schon in der Zeitung gelesen?

Tamara dachte nach, sie hatte nichts über Harry oder einen der anderen gelesen, aber der heutige Prophet war ja auch noch nicht bei ihr angekommen. Sie drehte den Brief um und las was auf der anderen Seite stand.

Das Hauptquartier des Ordens des Phönix liegt am Grimmauldplatz 12

Das war ziemlich kurz geschrieben. Nachdenklich musterte sie den kleinen Koffer und Percy, der, ebenfalls in mini, auf dem Koffer saß.
Ihn schien es nicht zu stören, dass er jetzt viel kleiner war, Tamara entschloss sich, gleich jetzt aufzubrechen, sie hatte eh keine Lust noch weiter hier rumzuhängen.
Sie schnappte sich den Minikoffer und steckte ihn sich kurzerhand einfach in die Hosentasche, Percy war aufgesprungen und kuschelte sich in eine Falte der Bettdecke. Tamara kratzte sich am Kopf, wie sollte sie ihn denn mitbekommen?! Schließlich nahm sie sich eine leere Dose und setzte ihn vorsichtig rein, er rollte sich sofort zusammen und schlief ein, ehe sie den Deckel (mit Löchern, wir sind keine Tierquäler) schließen konnte.

"Na dann...auf gehts", murmelte sie erschöpft und verwandelte sich wieder, sie schnappte sich mit den Krallen den Brief und denn Zettel und flog los.

Mein Hogwarts, meine Geschichte (Wird überarbeitet...endlich)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt