Avery akzeptiert meine Entscheidung, wenn auch ungern.
Sie wollte, dass man mir half, lebte aber trotzdem mit meinen Macken, auch wenn sie mir an manchen Tagen das Leben erschwerten.
Sie weckte und umarmte mich sanft wenn ich schlecht träumte, gab mir Liebe mit Worten, wenn ich kurz vorm durchdrehen war.
Es war nicht so, dass ich täglich Anfälle oder Albträume hatte, es kam eben mal ab und zu vor.
Ich wusste manchmal nicht, wie ich mit bestimmten Dingen umgehen sollte, machte mir zu viele Gedanken und drehte durch.
Alles was offensichtlich so irreal war, kam mir von jetzt auf gleich wie grausame Wahrheit vor.
Ich war nicht verrückt.
Ich war nur dabei mich zu ändern.
Meine Art umzudrehen.
Wie ein kalter Entzug.

„Ich gehe kurz mit Snow raus." Avery einen Kuss auf den Kopf gebend stand ich auf, woraufhin mein kleiner Schatten mir schon freudig folgte und wir beide das Haus verließen, sobald ich ihn an der Leine hatte.
Draußen angekommen zündete ich mir eine Zigarette an.
Dumme Teilzeit Angewohnheit, die ich leider immer noch nicht losgeworden bin.
Ab und zu musste das einfach sein, es beruhigte mich.

Hier war es fabelhaft für einen Hund.
Er konnte wirklich überall sein Geschäft machen.
Wenn ich auch am liebsten mal bei unserem lieben Nachbarn die Straße runter gehen würde um Snow in seinen Garten kacken zu lassen.
der Typ war ein Arsch.
Und da ich nicht mehr tötete, musste Snow die Sache halt in die Pfoten nehmen.
Der Mann wohnte hunderte Meter von uns entfernt, wir waren das letze Haus in der Straße, mitten im fucking nirgendwo, doch der gute Herr Nachbar meinte dennoch es wäre seine Sache, wenn wir den Müll nicht immer richtig trennten, und mein Hund, der wäre ja auch viel zu nervtötend, was überhaupt nicht stimmte. Snow war die Ruhe selbst.
Blöder Sack.

„Morgen Abend gehen wir schön bei Mr. Dester Kacki machen ja?"
Snow hechelte, was ich als ja gelten ließ.
Qualm aus meiner Lunge hauchend lief ich weiter in den Wald.
Heute war ein relativ normaler Tag.
Es war nicht sonderlich kalt, die Sonne war aber dennoch nicht wirklich zu sehen.
Virginia Wetter halt.

Wir hatten in den vergangenen Monaten ein paar mal ans umziehen gedacht, sind aber immer wieder zu dem Entschluss gekommen, dass es uns hier viel zu gut gefällt um wegzuziehen, auch wenn hier viele Erinnerungen lagen, die wir gerne hinter uns lassen würden.
Snow war nicht schnell, er lief dem Tempo nach welches ich vorgab.
Ich würde gerne mal mit ihm sprechen wollen, weil ich mir ziemlich sicher war, dass er mir einiges zu sagen hatte.
Was für ein tolles Herrchen ich sei und dass er mein aller bester Freund war.
Kurz nachdem ich daran dachte, pisste mir die blöde Töle auf meinen linken Schuh.
„Du blöde Pissnelke!"
Sofort jaulte er auf.
Das tat er immer wenn ich mit ihm schimpfte, was wirklich nicht oft vorkam.

„Hör auf deinen Hund so anzumeckern!"
Mit zusammengekniffenen Augen drehte ich mich um und sah einen Jungen auf mich zukommen, der nicht älter war als 16.
Vollständig zu ihm gedreht und aufgebaut sah ich ihn starr an.
„Hat er dir denn irgendwas getan? Warum musst du ihn so misshandeln."
Ich lachte leise auf weil der Typ mich an Glockel erinnerte.
„Zieh ab, Spasti." Ich ging weiter und Snow folgte mir natürlich, er nahm mir nie wirklich böse was ich sagte, auch wenn er wirklich eine Pissnelke war.

„Bleib stehen oder ich rufe den Tierschutz an!"
Ich ging mit einem Schmunzeln im Gesicht einfach weiter.
„Super, hoffe du findest ein schönes Zuhause."

~_~

„Aiden nein!"
Aiden doch.
„Honey...komm schon! Das würde mir echt nichts ausmachen!"
„Mir aber! Warum willst du es riskieren? Das ist total absurd."

Ich atmete gedehnt aus. Diese Diskussion brachte uns, und vor allem mich, nicht weiter.
Es war vielleicht eine nicht passende oder eher gesagt schlaue Idee von mir, zusammen mit meinem Team, auf die Trainingsanlage der US Army zu gehen und dort an einem einwöchigen Crash Programm teilzunehmen, in dem man lernte mit neusten Waffen und Angriffen umzugehen.
Doch ich wollte mit.
Dean würde natürlich auch dabei sein, und wenn mich jemand nicht aus den Augen lassen würde, dann er.
Ich schuldete ihm bereits genug, doch er würde mir immer wieder und egal wobei helfen.
Dafür war ich ihm sehr dankbar. Ich war froh zu wissen, jemandem an meinem Arbeitsplatz 100 Prozent trauen zu können.
Für mich war die Entscheidung also schon gefällt, ich würde teilnehmen.
Nicht nur, um etwas Neues dazu zu lernen, ich gebe zu, dass ich bestimmte Dinge vermisse, oder eher gesagt oft daran denke etwas zu tun was ich am Ende bereuen könnte, und es deshalb lasse. Für Avery und für mich.
Irgendwo wäre dieser kleine „Ausflug" eine Art ausatmen, denke ich zumindest.
Avery allerdings ist da ganz anderer Meinung.
Sie denkt, es wäre bei meinem Zustand nicht schlau, so etwas auszuüben und mit Gewalt in Verbindung gesetzt zu werden.

Only Us, HoneyWhere stories live. Discover now