Loner

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P. O. V. AIDEN

Kinder waren nervig.
Das Wort zum Sonntag.
Heute war Samstag, aber meiner Meinung blieb ich dennoch treu. Sie nervten.
Genau so wie Eltern.
Es war einfach unnötig über etwas zu diskutieren, was nichtmal selbst Kontra geben konnte. Wie ein Pferd.
Pferde mochte ich noch nie. Vielleicht auch einfach, weil sie mich nicht mochten.
Den Gedanken verwarf ich ganz schnell wieder, jeder konnte mich leiden. Ich war nett, zuvorkommend, liebevoll, hilfsbereit, ehrlich, und ich hatte wundervolle Haare und Tattoos. 
Ja, die hatte ich.
Ich schmunzelte und streckte meinen Rücken grade. An so einen Mist konnte aber auch wirklich nur ich denken.
Aiden, Aiden Keeth. So hieß ich übrigens.
Für all diejenigen, die mich noch nicht kannten, was ich bezweifle, denn wie schon gesagt, ich bin wunderbar.
Jeder würde mich heiraten wollen, sogar Jake, meine kleine Ballerina.
Nur dass der Gute bereits seine gute Stute geheiratet hatte.
Gut für ihn, für die, für's Kind.
Nehme ich an.

Heiraten.
Meine Augen verkleinerten sich zu engen Schlitzen bei diesem Gedanken, und zauberte mir doch ein kleines Lächeln ins Gesicht.
Ins wunderbare Gesicht.
Viele heirateten heutzutage jung.
Das war modern und du gehörtest dazu, wenn du ein makelloses Leben führtest.
Mir war egal wer was von uns hielt, das was wir taten waren unsere Entscheidungen und das was wir wollten unser Lebensweg.
Dem Trend folgen? Das war eigentlich nicht so unser Ding. Ich atmete tief durch und keuchte als Avery mir in die Seite kniff.
Ganz in weiß stand sie da.
Ich war mir nicht sicher ob ich irgendwas sagen sollte, war an der ganzen Sache nicht wirklich interessiert.
Heiraten.
Ich lächelte als ich Avery ansah, vor meinem inneren Auge sah.

„Total hässlich irgendwie."
Avery schlug mich dafür, dass ich den romantischen Moment ihrer Lieblingsshow ruinierte.
„Sie sieht toll aus!" Konterte sie und schaute ohne mich eines Blickes zu würdigen weiter auf den TV.

Lächelnd zog ich ihren Sturkopf zu mir, küsste ihre Schläfe und flüsterte
„Du würdest hübscher aussehen."
Sie verdrehte die Augen, aber ich hatte recht.
Aber heiraten...das klang für mich immer so alt.
Frau und Mann. Das nächste Stadium wäre dann Oma und Opa.

Naja, ich war immerhin schon saftige 26.
Aber um das mal gleich klarzustellen, ich sah immer noch ganz schön saftig aus.
Ich wusste, Avery würde mich schlagen wenn ich das laut ausgesprochen hätte.
Sie war 25, es schien mir aber, als würde die blöde Kuh nicht altern.
An der Kasse fragte man sie immer noch nach ihrem Ausweis.
Snow war mittlerweile schon ein festes Familienmitglied, er hatte sogar seinen eigenen sitzt im Auto, und ich fragte mich immer wieder, ob dieser Hund geboren wurde um mein bester Freund zu werden.
Er liebte mich.
Ich liebte ihn.
Und trotzdem wusste ich, dass ich eines Tages Avery, und nicht ihn heiraten würde.

"Schau doch wie toll sie aussieht Aiden!"
Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf den Fernseher, war aber leider immer noch nicht sicher, warum Avery so einen Fummel von Kleid als hübsch bezeichnete.
Ein weißer Kartoffelsack mit Taschentüchern auf dem Kopf. Ein Traum.
Ich musste leise auflachen als mich der Gedanke durchfuhr, dass mich ihr Kleid irgendwie an ausgelaufenen Ayran erinnerte.

„Wie bereits gesagt, nichts gegen dich, Kätzchen."
Irgendwie wollte ich eine Katze haben.
Sie könnte sich in Snow verlieben und süße Babies bekommen. Ich ließ Avery an meinen Plänen teilhaben.
„Meinst du Snow und eine Katze würden süße Babies bekommen?"
Mit zusammengekniffenen Augen sah sie mich herablassend an.
„Vollkommen irre der Mann."
War ja nur ne Frage.

Den Kopf in den Nacken legend schloss ich meine Augen.
Ich war glücklich, das war ich wirklich.
Auch wenn Avery manchmal anderer Meinung war.
Sie wollte mir immer wieder sanft einreden, dass ein wenig Therapie oder ein Aufenthalt in einem Kurzentrum vielleicht helfen würde, meine Albträume und Panikattacken zu reduzieren oder gar aus der Welt zu schaffen.
Ich glaubte nicht daran, vertraute Therapeuten nicht mehr. Und das sogenannte Kurzentrum war auch nur ein verschönertes Synonym für Irrenanstalt.
Wenn ich mir nicht helfen konnte, konnte das niemand. Das waren die Worte jedes Kranken, ich weiß, aber es stimmte.
Zumal es ihr selbst immer noch nicht vollständig gut ging, auch wenn sie anderes sagte. Sie hat ein kleines Lebewesen in sich getragen, und verloren, das verkraftet man nicht so schnell, da bin ich mir sicher.

Only Us, HoneyWhere stories live. Discover now