Über der Stadt

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Sammy braucht wieder eine Ewigkeit um einen geeigneten Platz für sein Geschäft zu finden. Meine Gedanken verselbstständigen sich wieder. Warum will Manu mir denn nicht helfen? Ich habe das Gefühl, dass er sehr wohl etwas mehr weiß, als er zugeben möchte. Aus heiterem Himmel höre ich hinter mir ein leises „Hey na?" Blitzschnell wirbele ich herum und hebe meinen Arm um mich wehren zu können, da greift derjenige auch schon nach meinem Handgelenk und hält mich fest. Ich schaue hoch und sehe direkt in das intensiv leuchtende Grün von Manus Augen. Ärgerlich maule ich ihn an „Erschrecke mich doch nicht so." Ein leichtes Lächeln liegt auf seinen Lippen „Schon wieder allein unterwegs mitten in der Nacht?" Ich bin immer noch sauer auf ihn und mein Herz schlägt mal wieder in Rekordgeschwindigkeit. Nicht nur, weil Manu mir einen riesigen Schrecken eingejagt hatte, sondern vor allem weil er mir so nahe ist. Er lockert den Griff und ich lasse den Arm sinken. Ich kann einfach nicht aufhören ihn anzustarren. Worte, Jenny. Du suchst Worte... "Äh,was?" Der intensive Blickkontakt bricht ab und ich kann etwas besser Luft holen und damit mein Gehirn auch wieder mit Sauerstoff versorgen „Sooo spät ist es ja auch noch nicht. Ich komme gerade erst von der Arbeit und brauchte noch was frische Luft."Er nickt. Sein Ausdruck ist wieder ernst und angespannt. Leise murmelt er „Lass uns woanders hingehen. Ich muss mit dir reden." Erstaunt nicke ich und Seite an Seite gehen wir am Kanal entlang. Manu könnte ein gefährlicher Serienmörder oder Frauenschänder sein, ich würde trotzdem überall mit ihm hingehen. Woher dieses blinde Vertrauen zu ihm kommt, ist mir unerklärlich. Aber ich fühle mich in seiner Gegenwart wohl, sogar vollkommen sicher. Das ist ein echt schönes Gefühl.

Möglichst heimlich versuche ich einen Seitenblick auf ihn zu werfen. Er hat seine Kapuze wieder aufgesetzt und tief in sein Gesicht gezogen, sodass man leider nur seine Nasenspitze erkennen kann. Nach einiger Zeit beendet Manu das Schweigen und fragt, ohne aufzusehen „War es noch arg schlimm gestern Abend?" Ich weiß, dass er damit meint, ob Dustin noch etwas gesagt hätte. Aber ich hatte ihn seit er mich im Park zurück gelassen hatte, nicht mehr gesehen. Mir ist klar, dass es so nicht weitergehen kann und ich eigentlich nicht mehr länger bei Micha und Dustin wohnen könnte. Aber zu Sonja und Anna kann ich auch nicht zurück. Es ist schon eine ziemlich bescheidene Situation,in der ich gerade stecke. Als kann er meine Gedanken erahnen, sagt Manu jetzt „Mach dir keinen Kopf. Das wird schon wieder." Ich zucke nur resigniert mit den Schultern. Momentan sehe ich das nicht so positiv. Aber aus tiefsten Herzen sage ich „Danke, dass du immer da bist, wenn ich dringend jemanden brauche." Er holt Luft, als wollte er etwas sagen, aber er bleibt stumm. 

Wir kommen an ein Hochhaus, das wie ein Bürokomplex aussieht. Die Eingangstür ist nicht verschlossen und wir gehen hinein. Ich folge Manu einfach, denn er scheint genau zu wissen, wo er hin möchte. Im Fahrstuhl drückter den obersten Knopf. Mit jeder Etage sehe ich, dass er nervöser seine Finger knetet. Langsam werde ich ungeduldig. Er will mit mir reden... Dazu schleppt er mich quer durch die Stadt und nun fahren wir zig Stockwerke in einem verlassenen Bürogebäude hinauf. Der Fahrstuhl hält und die Türen gleiten auf. Durch ein gläsernes Foyer betreten wir Aussichtsplattform und mir verschlägt es fast den Atem. Man kann über die ganze Stadt schauen. Tausende Lichter überall bis fast zum Horizont und dazwischen fließt dunkel und träge der Kanal. Mir entweicht ein leises „Wow." als ich zur gläsernen Umzäunung gehe. Manu und Sam folgen mir langsamer. „Das ist wunderschön." sage ich, als Manu neben mir steht. Er entgegnet nur „Ja, geht so." Überrascht schaue ich ihn an. Er ist sehr angespannt und sein Blick starr in die Ferne gerichtet. Ungläubig frage ich „Hast du Höhenangst?" Ohne mich anzusehen sagt er nur „So offensichtlich?" Ich werde aus ihm einfach nicht schlau. Wenn er doch keine Höhe mag, weshalb sind wir dann hier? Und wieder antwortet er, als könnte er meine Gedanken sehen „Hier können wir ungestört reden." Erwartungsvoll schaue ich ihn an. Er senkt seinen Blick und sagt dann leise „Ich weiß, wer dir die Tropfen verabreicht hat. Aber es gibt da ein Problem. Ich kann es nicht bei der Polizei aussagen. Es... es war mein Cousin..."

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Eine andere Welt          ~ GLP | Freedomsquad | FF ~ YoutubesimsWhere stories live. Discover now