Kapitel 39

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"Darf ich jetzt die Augen aufmachen?" quengelte ich lächelnd und wollte gerade den Schaal von den Augen entfernen, der als provisorische Augenbinde diente. "Neiiin! Wir sind noch nicht ganz da! Selbst mein Audi kann nicht fliegen!" hielt mich Logan lachend von meinem Vorhaben ab und ich konnte ihn mir beinahe bildlich vorstellen, wie er neben mir, auf dem Fahrersitz seines brandneuen Audi Q5 mit V10 Motor und Alcantarasitzen hockte und in sich hineinlachte. Seit 20 Minuten fuhren wir nun schon vom Internat weg, in Richtung des Restaurants, dass Logan ausgesucht hatte. Auch wenn ich es nicht so gerne zugab, ich war riesig aufgeregt und hoffte, vor ihm nicht wie der letzte Volltrottel dazustehen. Was wenn mir ein Messer runterfallen würde und mit einem lauten metallischen Kreischen auf dem Boden aufkommen würde? Oder noch schlimmer, was wenn ich aus Versehen mein Colaglas umschmeißen würde und die braune Flüssigkeit sich sturzbachartig über seine Jeans ergießen würde. Oh man! Diese und noch viel schlimmere Horrorszenarien schossen mir durch den Kopf, als Logan plötzlich stark bremste und mir kurz darauf vorsichtig die Augenbinde abnahm.

"Wir sind da Prinzesschen!" er zwinkerte mir schelmisch zu und stieg aus seinem Wagen. Ich tat es ihm schnell nach und huschte hinter ihm her, bis ich zu ihm aufgeschlossen hatte. Er lächelte mich schelmisch an und nahm ganz sanft meine Hand in seine, bevor wir den Eingang passierten und Logan sogleich von einem der Kellner herzlich begrüßt wurde, bevor er uns an einen süßen kleinen Tisch am Rand des Restaurants führte, aus dessen Fenster man einen wunderschönen Ausblick über einen alten Park und einen kleinen See hatte, der mit einer dünnen Eisschicht bedeckt war. "Wow, das ist echt schön hier", sagte ich beinahe ehrfürchtig, als ich die noble Ausstattung des Restaurants musterte, die im starken Gegensatz zu meiner schlichten Jeans und meinen Turnschuhen der letzten Sommerkollektion stand. "... Aber du hättest mir ruhig sagen können, dass wir in ein Edel- Restaurant gehen, dann hätte ich mir etwas anderes angezogen!" fuhr ich schüchtern fort. "Ach Prinzesschen! Mach dir mal keine Sorgen darüber! Du siehst klasse aus! Außerdem wird uns hier so schnell keiner rausschmeißen!" er zwinkerte mir wieder schelmisch zu und seine türkisblauen Augen glänzten wie zwei leuchtende Saphire. Ganz überzeugte mich das doch nicht und ich hakte nochmals nach. "warum bist du dir so sicher, dass die uns nicht rausschmeißen?" fragte ich mit einem scheuen Blick auf den aristokratisch wirkenden Kellner, der gerade unsere Wassergläser füllte. Logan lachte vergnügt auf. "Alice hat es dir noch nicht verraten?" fragte er ungläubig. "Was sollte sie mir denn erzählen?" bohrte ich nach. "Hmm... Nun gut, ich erzähle es dir, da du ja anscheinend wirklich keine Ahnung hast! Das Restaurant in dem du dich gerade befindest, gehört meiner Mutter, sowie  rund 20 weitere, die in der ganzen Welt verstreut liegen. So... jetzt beruhigt?" Mir klappte beinahe der Unterkiefer nach unten. Logan der Restaurant Erbe? das konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen! Wobei... auf dieses Internat ging nur die Elite der gehobenen Reitsportszene und dort war automatisch viel Geld im Spiel. "Was denkst du gerade?" Logan hatte den Kopf schräg gelegt und musterte mich eingehend, während ich unter seinem intensiven Blick mal wieder rot wie eine Tomate wurde und  den Blickkontakt schnell wieder abbrach. "Das ich mir gar nicht vorstellen kann, wie du als reicher Hotelerbe aussehen wirst." antwortete ich auf seine Frage und legte nachdenklich den Kopf schief, während ich vergeblich versuchte, mir, den schelmischen und immer für einen Witz zu habenden Logan in einem Anzug mit dem typisch aristokratischen Lächeln vorzustellen. Wieder folgte von Logans Seite ein amüsiertes, beinahe liebevolles Lachen. "Tja, dann musst du dich noch ein bisschen gedulden, bis ich dann in 20 Jahren die Kette übernehmen werde. Bis dahin bin ich dann einfach nur der verwegene Springreiter sein und du mein Prinzesschen! Aber nun etwas anderes: Hast du dir schon etwas zu essen rausgesucht?" erst jetzt bemerkte ich, dass vor mir eine weiß eingebundene Speisekarte vor mir auf dem Tisch lag. Noch immer ganz überrascht von Logans Themenwechsel (er hatte mich SEIN Prinzesschen genannt!!!) schüttelte ich den Kopf und studierte die verschiedenen Gerichte.

"Prinzesschen, ich muss dir noch was wichtiges erzählen..." verwundert blickte ich von meinem Lammkotelett hoch, das absolut fantastisch schmeckte und blickte in die türkisblauen Augen von Logan. "Ich..." "Herr Fischer, es tut mir leid Sie stören zu müssen, aber wir haben ein Problem..." unterbrach ein Kellner Logan mitten im Satz, was dieser mit einem bitterbösen Blick quittierte. "John, nicht jetzt!" mit einer ruhigen aber unüberhörbar autoritären Stimme, die ich so gar nicht an ihm kannte, versuchte er den etwas überfordert ausschauenden Kellner zu verscheuchen, doch dieser gab sich noch nicht so schnell geschlagen. "Es tut mir ja wirklich sehr leid, Sie stören zu müssen, aber..." bevor er weitersprechen konnte, legte sanft eine Hand auf Logans Arm, "geh schon, es scheint ja wirklich wichtig zu sein! Außerdem halte ich es auch zwei Minuten ohne dich aus!" ich zwinkerte ihm verschwörerisch zu und als er einen letzten entschuldigenden Blick in meine Richtung geworfen hatte, stand Logan seufzend auf und folgte dem, wild auf ihn einsprechenden Kellner in Richtung der Küche. Seufzend widmete ich mich wieder meinem Lammkotelett.

Hmm... Logan war nun schon mehr als eine Viertelstunde verschwunden und so langsam musste ich mal wirklich für kleine Mädchen. Nachdem ich noch einen Blick in Richtung der Küche geworfen hatte, legte ich sanft Messer und Gabel zur Seite, bevor ich leise aufstand und ebenfalls in die Richtung ging, in die der Kellner und Logan vorher verschwunden waren, da ich hoffte, dort in der Nähe die Toiletten zu finden. Kaum hatte ich mich in Bewegung gesetzt, sah ich schon am Ende des Raumes ein kleines Schildchen, auf dem in schwarzen schnörkeligen Buchstaben "WC" verewigt war. Nun gut... ich war auf dem richtigen Weg. Gerade wollte ich die milchig- weiße Tür, die mich zu den Toiletten führen würde, öffnen, als mich ein helles Lachen inne halten ließ. Charly! fuhr es mir sofort durch den Kopf, zusammen mit ihrer wagen Ausage "...du bist nicht die Einzige, die heute Abend ausgeht!" . Neugierig, wer ihr Date für den heutigen Abend war, drehte ich den Kopf und starrte in die Richtung, aus der das Lachen gekommen war. Charly saß an einem Tisch und hatte ihre langen braunen Haare zu einem lockeren Dutt gedreht, was ihren schlanken Hals und die filigrane Kette an ihrem Hals noch mehr hervorstechen ließ. Alles sah perfekt aus, bis mein Blick auf ihr Gegenüber fiel. Ich hätte vieles erwartet, doch ich hätte niemals gedacht, dass er dort mit ihr an dem Tisch sitzen würde.

"Logan?!?" schrie ich entsetzt.

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