Kapitel 12

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"Zeige dich stilsicher in den Farben deines Teams!" äffte Alison Herrn Doktor Pelder nach, als wir nach dem Abendessen zurück in unser Wohnheim stapften. "Toll. Soll ich mich in einem Jägermantel hüllen und zu den Klängen von Waldhörnern Piaffen reiten?!?" schnaubte sie ärgerlich und verdrehte die Augen. "Klingt doch gar nicht so schlecht..." wandte ich zögerlich ein, wurde jedoch sofort von einem zornigen Blick zum Schweigen gebracht. "Das ist doch jetzt wirklich nicht dein Ernst oder?" fragte sie mit hochgezogener Augenbraue.

Ich zuckte nur mit den Schultern und überlegte weiter nach. Seit der Verkündung des Mottos, herrschte in meinem Kopf absolute Leere. Was sollte ich denn bloß mit Türkis anstellen? Ich selbst verband mit der Farbe türkis das schöne Meer in Griechenland. Griechische Musik in einer Dressurkür? Nein! Das passte einfach nicht zu Danci. Noch ganz in Gedanken versunken passierten wir die großen Glastüren unseres zugegebenermaßen sehr pompösen Wohnheims, in dem sich sogar eine Prinzessin wohlgefühlt hätte.

Warte mal... Prinzessin... Prinzessin! "Ich bin doch genial!" quietschte ich plötzlich und drückte der völlig verdutzten Alice einen fetten Schmatzer auf die Wange. Dann tänzelte ich gut gelaunt vor ihr her, die Treppen nach oben bis in den ersten Stock, in dem mein Zimmer zu finden war. Alice musste noch einen Stock weiter nach oben, sie hatte das Zimmer direkt über mir erhalten. "Warum bist du denn jetzt plötzlich so gut gelaunt?" Alice blickte mich misstrauisch an. "Ich habe eine super gute Idee. Und ich glaube, dass du mit deinen Waldhörnern auch nicht schlecht bedient bist, das bringt den Spaßfaktor!" lachte ich und zückte meine Schlüsselcard um das Zimmer 107 zu öffnen. Als die Tür surrend aufschwang lächelte ich Alice nochmals zu und wünschte ihr eine gute Nacht. Dann verschwand ich in meinem Reich.

Am nächsten Morgen wurde ich um acht Uhr vom nervtötenden Piepen meines Weckers wach. Einzelne goldene Sonnenstrahlen fielen durch ein großes Fenster am Ende meines Schlafzimmer und kitzelten meine Nase. Seufzend stand ich auf und streckte mich erst einmal ausgiebig, bevor ich zu der Quelle der Sonnenstrahlen ging und die Balkontür öffnete, die mich auf einen großzügig angelegten Balkon führte, auf dem zwei Sofas sowie eine Hollywoodschaukel zum Verweilen einluden.

Doch ich ignorierte sämtliche Sitzmöglichkeiten und tapste bis zur Brüstung vor, um über den gesamten Stalltrakt blicken zu können. Danci war ebenfalls schon wach, denn ich sah ihren fuchsfarbenen Kopf aus ihrem Fenster blickten. Ich pfiff einmal scharf um sie auf mich aufmerksam zu machen und sie hob sofort den Kopf in meine Richtung und wieherte laut. "Ja Schatzi, ich komme gleich zu dir!" beruhigte ich sie lachend und drehte mich um, um mich umzuziehen.

Nachdem ich bereits das morgendliche Training unter den wachsamen Augen von Georgie, wie ich Herrn Doktor Pelder inzwischen nannte, absolviert hatte, war ich danach eine weitere Runde über das Gelände geritten. Nun saß ich zusammen mit Alice und Logan am Tisch und hörte ihren Philosophien über die perfekte Kür zu. Logan, der als Springreiter eigentlich nie etwas mit einer Kürblidung und Linienführung zu tun hatte, versuchte Alcie seine Meinung anzudrehen. Ich selbst stocherte nur in meinem Lammkotelett herum, das zusammen mit Kartoffelgratin heute auf der Speisekarte stand.

Nach dem Mittagessen führte mich mein erster Weg zu der Sekretärin Christine, die mich freundlich empfing und mir den Weg zu den Schneiderinnen zeigte, die ich aufsuchen wollte, um das Kostüm für meine Kür am Samstag zu bestellen.

"Eine sehr gute Idee. Ich versuche es so schnell wie möglich fertig zu bekommen, damit du dein Pferd so schnell wie möglich daran gewöhnen kannst." Die freundliche, etwas rundliche Schneiderin namens Silke maß noch meinen Körperumfang an der Taille, an den Hüften und an den Schultern, bevor sie sich mit wehenden Kleidern von mir verabschiedete und sogleich in einem großen Raum voller Stoffrollen verschwand.

Glücklich, die perfekte Idee zu haben, hüpfte ich die Stufen zu Georgies Büro herunter, um dann voller Elan an der Tür zu klopfen. "Herein!" erklang seine Stimme und ich trat in das sonnendurchflutete Zimmer ein und setzte mich vor dem großen Schreibtisch aus Mahagoniholz in einen bequemen Sessel. "Also Valerie. Wie hättest du dir denn das mit der Linienführung deiner Kür vorgestellt?" fragte er und lehnte sich in seinem riesigen Bürostuhl zurück. "Also, ich hätte da folgende Idee...." fing ich an.

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