Kapitel 26

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"Die Punktzahl von Valerie Winterhagen und Olympio sind 87.79%..." der Rest ging in zustimmenden Jubel unter. 87.79%? Das war für die Reiterszene echt viel! Man freute sich schon wie ein Schneekönig, wenn man knapp an der magischen 80% Marke kratzte und Olympio und ich hatten uns einfach auf fast 90% hoch katapultiert! Ungläubig schüttelte ich den Kopf und schlang die Arme um den Hals meines Hengstes, der den Trubel sehr zu genießen schien und mit gespitzten Öhrchen und erhobenem Kopf auf den Ausgang zusteuerte. "Danke Großer!" Flüsterte ich dem Hengst leise zu und er nickte einmal mit dem Kopf, als hätte er wirklich verstanden was ich gesagt hatte. Vielleicht hatte ja auch!

"Valerie!!! Du hast gewonnen!" Michi haute mir mit seiner Hand mächtig auf den Rücken, eigentlich eine super lieb gemeinte Geste, doch mit seiner Kraft fühlte es eher an, als wäre mir ein LKW mit voller Wucht in den Rücken gebrettert. Ich stand immer noch wie benebelt vor Olympios Box und beobachtete den massigen Hengst, wie er völlig entspannt an seinem Heunetz knabberte. Was war das für eine Wandlung gewesen?

"Super Valerie! Du hast seinen Preis für morgen nochmals in die Höhe getrieben! Wir könnten nicht stolzer auf dich sein!" Der Armani- Mann, der sich als Veranstalter entpuppt hatte lächelte anerkennend, bevor er Georgie Platz machte, der vor lauter Stress schon wieder rot angelaufen war. "Valerie! Du musst sofort dein Pferd wieder satteln! In fünf Minuten ist die Siegerehrung!" Mit diesen Worten hetzte er auch schon weiter um Alice und den anderen Beine zu machen.

Den Preis nochmals in die Höhe getrieben! Dieser Satz bahnte sich einen langsamen, aber stetigen Weg durch mein benebeltes Hirn und setzte sich schließlich mit der kalten Erkenntnis an meinem Hirn fest, dass Olympio morgen über die Auktionsbühne tanzen würde, unter den wachsamen Argusaugen der Käufer. Mir wurde schlecht. Und ich hatte ihn auch noch auf dem Silbertablett serviert! Nach dieser Performance würde keiner mehr an seinem Talent zweifeln.

Mechanisch zog ich meinen Helm wieder auf und ließ mich von Michi in den Sattel schmeißen. Im Schritt gelangten wir zu der Abreitehalle, in der die meisten Reiterinnen bereits versammelt standen. Alice gesellte sich zu mir und hatte große Mühe ihr Pferd, einen unscheinbaren Wallach mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen, unter Kontrolle zu halten. "Glückwunsch!" sie versuchte zu lächeln, was ihr aber misslang. Ich konnte es ihr an der Nasenspitze ansehen, dass sie mich am liebsten direkt von Olympio runter gezogen hätte um an meiner Stelle den Pokal entgegen zunehmen. Sie hatte anscheinend immer noch nicht gelernt, was Freundschaft wirklich bedeutete.

Doch sie war nicht die Einzige, die ein mehr oder weniger großes Problem damit hatten, dass ich nun einmal ganz oben auf dem Podest stand. Maleen warf mir einen vernichteten Blick zu und trieb ihren Danciano weit weg von mir. Dabei hatte sie doch damals im Stall nur so damit geprahlt, dass sie mit diesem Pferd auf jeden Fall gewinnen würde. "War ja klar, dass sie das beste Pferd bekommt, damit hätte jeder gewinnen können!" raunte Elena missmutig, als sie mit ihrem Rappen Big Dream an mir vorbei ritt. Ich wusste sofort, dass sie mit "Sie" mich meinte und meine Wangen färbten sich feuerrot vor Scham. Warum konnte mir keiner den Erfolg gönnen? Schließlich musste ich Olympio morgen wieder hergeben. Bei diesem Gedanken wurde es mir ganz schwer ums Herz. Trotz seiner vermeintlichen Antipathie mir gegenüber hatte ich den Hengst trotzdem ins Herz geschlossen.

"Lass sie in Ruhe Elena! Pass lieber auf, dass du im Sattel sitzen bleibst!" kam mir völlig unerwartet Alison zur Hilfe, die Elena einen scharfen Blick zuwarf. Im gemächlichen Schritt kam Alison auf mich zugeritten und lächelte mich aufmunternd an. "Danke!" flüsterte ich ihr zu und schenkte ihr ein unsicheres Lächeln. "Kein Problem, schließlich hast du dir den Sieg auch redlich verdient! Du bist super geritten!" "Da hat sie Recht!" schaltete sich nun auch Sam ein, die mit ihrem Hengst namens New York auf uns zugeritten kam. Sie lächelte herzlich und deutete aber dann auf den Tunnel, der zur Showhalle führte. "Ich glaube, wir müssen jetzt los! Sonst platzt Georie noch!" Damit schien sie nicht gerade unrecht zu haben, denn unser Trainer winkte uns mit hochrotem Kopf und wedelnden Armen als wäre er ein Fluglotse. Ich musste lachen und drehte mich gerade zu Alice um, als ich sah,dass sie sich zu Elena begeben hatte und nun beide wütend in meine Richtung starrten.

"Meine sehr verehrten Damen und Herren: Hier sind die Prinzessinnen!" ein Tusch wurde eingespielt, als meine Konkurrentinnen nacheinander die Showhalle betraten. Ich stand ganz am Schluss und wartete auf Georgies Handzeichen, um in die hell erleuchtete Halle zu reiten. Nun wurde die Musik in der Halle ganz leise gedreht und der Sprecher raunte mit leiser Stimme: "Und nun kommen wir zu der Siegerin der heutigen Kür. Sie ist 16 Jahre alt und kennt den Hengst, den sie uns heute präsentiert hat erst seit zwei Wochen. Mit 87,79% gewinnt diese Prüfung Valerie Winterhagen mit Olympio! Herzlichen Glückwunsch!" Erneut wurde ein Tusch gespielt und ich brauchte Georgies aufmunterndes Handzeichen gar nicht, um loszureiten. Olympio tanzte wieder unter mir, als er die unzähligen Menschen sah, die es nicht mehr auf den Plätzen hielt und ich winkte lächelnd ins Publikum. Nach einer Runde unter den grellen Spotlights ritt ich zwischen Sam und Alison durch, die in dieser Prüfung den zweiten und dritten Platz gewonnen hatten. Als ich Olympio zwischen ihnen anhielt, lächelten sie mir ermutigend zu und ich konnte nicht anders als zurücklächeln.

"Prinzesschen! Nicht schlecht! Da hast du aber echt alle vom Hocker gehauen!" Logan! "Wie hast du es denn in die Stallungen geschafft?" fragte ich ungläubig und sah kurz von Olympios Mähne hoch, die ich gerade ausflocht. "Das ist ja mal eine nette Begrüßung, wie ich sie gewohnt bin!" stichelte er und besaß doch glatt die Frechheit, mich von hinten zu umarmen. Ich quietschte erschrocken auf, verlor auf dem wackeligen Hocker das Gleichgewicht und fiel, wobei ich Logan in eleganter Weise gleich mit zog. So landeten wir gemeinsam im Stroh, wobei ich deutlich weicher landete als er, da ich auf ihn drauf fiel. Oh Shit! "Okay... besorg euch dann mal ein Zimmer, dann bekommt Olympio keinen Schock!" sagte eine allzu vertraute Stimme. Ich lief natürlich sofort in einem altbekannten feuerwehrrot an und rappelte mich schnell hoch, um einer, wie ein Honigkuchenpferd grinsenden, Charly in die Augen zu sehen. "Äääh, also ich bin vom Hocker runtergefallen und dann habe ich ihn irgendwie so mitgezogen!" versuchte ich die Situation zu retten, doch Charly lachte diebisch und blickte über meine Schulter. "Tag London, na auch zum Pferdekauf hier?" Moment mal, wer war London?

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