Kapitel 56

1.6K 67 3
                                    

            

Manchmal kann es mit Leo so leicht und einfach sein. So schön, romantisch und unbeschwert. Doch dann gibt es wieder Momente in denen die Realität wieder kommt, die schönen Situationen mit ihren negativen Schwingungen zerstört und mich wieder dahin bringt, wo wir eigentlich stehen.

In einen Bademantel eingehüllt sitze ich neben ihm auf dem Sofa und warte gespannt auf seine neuen Infos, die er mit mir teilen möchte. Egal was kommt, ich liebe ihn trotz dessen. Aber ich habe auch trotzdem Angst. Angst vor dem was er entschieden hat und vor dem, was auf uns zukommt. Beruhigend ergreift er meine Hand und atmet tief ein und wieder aus.

»Lucy ich werde die Praxis übernehmen«, sagt er und ich kann ein kleines Funkeln in seinen Augen erkennen.

»Leo, wow! Das ist doch super?«, stoße ich begeistert hervor. Auch wenn ich seinen Dad nur einmal gesehen habe, so bin ich mir zu hundert Prozent sicher, dass er sich nichts anderes gewünscht hätte. Und auch ich finde es super, wenn er diese Fähigkeiten ausleben und anderen Menschen helfen würde.

»Ja? Findest du? Ich dachte du würdest es vielleicht nicht befürworten. Ich hätte unglaublich viel zu tun«, erklärt er sich.

»Aber ich doch auch. Ich studiere doch. Und auch nach meinem Studium muss ich arbeiten.« Vorsichtig drücke ich seine Hand, die noch immer auf meinem Knie verweilt, etwas fester.

»Das ist nicht das Gleiche, Babe«

»Warum denn nicht?«

»Die Praxis öffnet von 8-12 Uhr und erneut von 14-18 Uhr. Danach kommt noch die Buchhaltung. Das ist ein echtes Brett.«, erklärt Leo. »Und ich bin ehrlich gesagt auch unsicher, ob es für immer mein Wunschberuf sein wird. Was ist wenn ich keine Lust mehr darauf habe?«

»Ich glaube nicht, dass du die Lust verlierst. Und wenn doch, na dann hast du es wenigstens versucht. Für deinen Dad, mh?«, ermutigend drücke ich erneut seine Hand und beuge mich zu ihm herüber um ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken.

»Danke, Babe! Ich wollte noch etwas renovieren und wollte nächste Woche neu eröffnen.«

»Klingt doch super!«

»Äh.. Lynn habe ich übrigens gekündigt«, nervös schaut er dabei zu Boden. Vermutlich aus Angst, ich könnte ausflippen.

»Das wäre auch meine Bedingung gewesen«, spotte ich und grinse dabei.

Erleichtert zieht er mich in seinen Arm, sodass ich mich bei ihm anlehnen kann.

»Ach und Babe?«, er zögert und macht eine kleine Pause. »Die Beerdigung ist am Freitag. Rosalie hilft mir bei der Organisation. Meinst du, du kannst kommen?«

»Na klar.«

Als wir das Fast-Food Restaurant um die Ecke betreten, höre ich meinen Magen laut aufknurren. Da ich zu Hause einen Hunger-Notfall bekommen hatte, haben wir kurzfristig beschlossen kurz etwas essen zu gehen. Leo trägt meine Jogginghose und ein Hoodie von mir, da seine Sachen noch immer nass sind. Das sieht wirklich unglaublich lustig aus. Aber anstatt das es ihm peinlich ist, macht er den Spaß einfach mit.

»Pommes und einen Chickenburger, bitte«, sage ich und gebe die Bestellung auf.

»Mehr nicht?«, fragt Leo und wackelt dabei lustig mit seinen Augenbrauen.

»Ähhh... vielleicht noch ein Eis mit Karamell?«

»Boah, die Mischung ist echt ekelig!«, spottet Er und gibt die Bestellung trotzdem mit einem Nicken weiter. Er bestellt ebenfalls ein Menü und wir gehen an einen freien Platz.

»Himmel... ich hab so einen Hunger!«, erkläre ich und stopfe mir die Pommes in den Mund, was Leo belustigt mit ansieht.

Ich muss daran denken, was er mir das letzte Mal verkündet hat, als wir zusammen in diesem Fast-Food Lokal saßen und bekomme bei dem Gedanken ihn erneut zu verlieren eine Gänsehaut.

»Was ist los?«, erkundigt er sich. Faszinierend, dass er wirklich immer sofort merkt wenn sich mein Gemütszustand verändert.

»Nix. Alles gut!«, grinse ich ihn an und schwindle.

»Sag schon! Du hast daran gedacht, was das letzte Mal passiert ist. Als wir hier waren. Oder?«

»Mhh... mag sein?«, gebe ich kleinlaut zu.

»Lucy, dass wird nie mehr passieren.«

»Ich weiß.«

Leo beugt sich über den Tisch und drückt mir einen Kuss auf den Scheitel. Ich versuche ihm zu glauben und den Gedanken zu verbannen.

Auf dem Rückweg beginnt mein Magen zu rumoren. Hoffentlich habe ich nichts Falsches gegessen, hoffe ich inständig und bete dafür nicht in Leo's Auto brechen zu müssen. Mir ist nämlich echt übel.

»Kannst du schneller fahren? Mir ist auf einmal so übel«, sage ich.

»Klar. Ich beeile mich. Meinst du das kommt vom Essen?«, erkundigt er sich liebevoll.

Ich bringe leider nur ein »mhm...« heraus, da ich wirklich kaum sprechen kann.

Zu Hause angekommen stürme ich die Wohnung und renne auf die Toilette. Sofort entleert sich mein Magen und ich hänge wie ein Schluck Wasser in der Kurve auf der Toilettenschüssel.

»Kann ich dir was Gutes tun, Babe?«

»Nee. Jetzt ist ja alles raus. Gib mir einfach noch ne Minute.«

Nachdem alles raus ist geht es mir erstmal wirklich besser. Ich schwöre mir, erstmal kein Fast-Food-Fraß zu mir zunehmen und kehre zurück zu Leo auf's Sofa. Ich kuschle mich bei ihm an und atme seinen köstlichen Duft ein. Genieße seine Anwesenheit ehe ich sanft einnicke.

Faces - Enough for love?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt